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01.12.2015

Sprache als Schlüssel zur Welt

Foto: Vorlesestunde in der Kita Feyen
In der Kita St. Valerius liest Erzieherin Andrea Kläs-Philipp das Aschenputtel-Märchen auf Deutsch vor. Dabei wechselt sie sich mit einem Vater ab, der die bekannte Geschichte auf Rumänisch präsentiert. Die Kinder werden so spielerisch mit einer neuen Sprache vertraut gemacht.
Das Bundesprogramm „Offensive frühe Chancen: Schwerpunkt-Kitas Sprache & Integration“ ist in Trier ein voller Erfolg. Jetzt versuchen die beteiligten Kitas durch Bewerbungen bei dem dreijährigen Nachfolgeprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ des Bundesfamilienministeriums, ab 2016 die Fortschritte der Sprachbildung langfristig zu sichern.

Der Ansatz zeichnet sich dadurch aus, dass alle Kinder von Anfang an von guten Bildungsangeboten profitieren können und in ihrem Alltag „abgeholt“ werden. Zudem werden Jungen und Mädchen mit Migrationshintergrund früh gefördert. Viele haben in der Kita den ersten Kontakt mit der deutschen Sprache.

Morgens früh um halb acht herrscht Hochbetrieb auf dem Flur einer Kita. Die Jungen und Mädchen strömen hinein und hängen die Jacke an den Haken. Eine Erzieherin begrüßt sie mit ihren Eltern. Es entwickelt sich eine kurze Unterhaltung. Was aussieht wie eine ganze normale Alltagsszene, kann auch ein integraler Bestandteil der sprachpädagogischen Arbeit der Kita sein. Erzieher in den beteiligten Trierer Kitas St. Martin, Wichernhaus, St. Valerius, Gratian- und Clara-Viebig-Straße, Haus für Kinder sowie in den städtischen Kitas Trimmelter Hof und Feyen haben sich umfassend weitergebildet und nutzen solche Situationen, um in die alltägliche Sprachbildung einzusteigen.

Mehr Chancengleichheit

Für das vor viereinhalb Jahren gestartete Programm wurden vor allem Kitas ausgesucht, die von überdurchschnittlich vielen Kindern mit Migrationshintergrund besucht werden. Die Initiative soll ausdrücklich dazu dienen, die Chancengleichheit zu verbessern. Die Trierer Netzwerkkoordnatorin Dr. Andrea Mohr weist aber darauf hin, dass das Programm nicht nur für diese Zielgruppen angelegt ist. Alle Kinder profitierten zum Beispiel davon, bei einer bilingualen Märchenlesung eine fremde Sprache kennenzulernen.

Das Bundesprogramm ist nach den Erfahrungen der Trierer verschiedenen Kitas auch deswegen besonders wertvoll, weil immer mehr Kleinkinder davon profitieren. Denn alltagsintegrierte sprachliche Bildung ist besonders dann effektiv, wenn sie früh beginnt. Nach Einschätzung der beteiligten Erzieher besteht auf jeden Fall ein Bedarf für die Angebote des jetzigen Programms „Offensive frühe Chancen“. In manchen Familien gebe es zu wenig Kommunikation zwischen Eltern und Kindern und kaum Anreize für die Sprachentwicklung.

Um die durch das jetzige Programm erreichten Erfolge dauerhaft zu sichern, werden bis Mitte Dezember die Anträge für das neue Bundesprogramm mit Unterstützung des städtischen Jugendamts fertiggestellt und abgeschickt. Insgesamt zehn Trierer Kitas gehen ins Rennen und bilden zusammen mit zwei Kitas aus umliegenden Landkreisen einen Verbund. Der Stadtrat befasst sich am 15. Dezember mit dem Fortsetzungsantrag für die beteiligten städtischen Kitas.

Der Bund gibt im Rahmen des Programms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ ab 2016 jährlich 100 Millionen Euro für dieses Projekt aus. In jeder geförderten Kita steht für vier Jahre jeweils eine halbe Stelle für eine Fachkraft für sprachliche Bildung zur Verfügung. Pro Kita gibt es einen Zuschuss von 25.000 Euro pro Jahr zu den Personal- und Sachkosten.

Als Weiterentwicklung sieht das Projekt „Sprach-Kitas“ die Einbeziehung der Fachberatung vor. Die Wirkung der zusätzlichen Fachkraft in den Kindertageseinrichtungen soll zusätzlich durch eine kontinuierliche, prozessbegleitende Fachberatung gestärkt werden. Dafür stellt der Bund jährlich 35.000 Euro pro Beratungsstelle zur Verfügung. In der Sprachbildung kommen außerdem die vertiefenden Schwerpunkte inklusive Bildung und Zusammenarbeit mit den Familien hinzu.