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23.10.2018

Souveräner Umgang mit der Tradition

Karl Willems präsentiert ein Gemälde mit einer Herz Jesu-Szene.
Karl Willems präsentiert ein Gemälde mit einer Herz Jesu-Szene.

Über drei Jahrzehnte eines breiten künstlerischen Schaffens mit einer ganz eigenen Handschrift – das bietet die Werkschau „Die Weite der Betrachtung" mit Arbeiten von Karl Willems im Stifterkabinett des Stadtmuseums. Basis ist die rund 170 Gemälde, Grafiken und Drucke umfassende Sammlung, die das Ehepaar Klaus und Ludwine Hinrichs dem Museum 2007 schenkte. Das Werk des 69-jährigen Künstlers ist aber noch deutlich umfangreicher und bietet einige Überraschungen.

Das alte Winzerhaus mit Scheune wird von der herbstlichen Abendsonne in ein sanftes Licht gehüllt. Karl Willems steht vor seinem Geburtshaus in einem Dorf im Konzer Tälchen und begrüßt den Gast. Geht man mit ihm ins Haus, steht man direkt mitten im Werk des Künstlers. Überall hängen Bilder. Farben, Pinsel und Paletten geben den Räumen ein ganz eigenes Gepräge. Im zentralen Wohnraum im Erdgeschoss entstehen vor allem Gemälde. Eine Etage höher widmet sich der Künstler vor allem den Zeichnungen. Außerdem gibt es im Erdgeschoss ein Lager mit gut gefüllten Regalen.

Bei Karl Willems sind Arbeiten und Leben auf das Engste verknüpft. Freunde seines Werks kennen sein Geburts- und Wohnhaus in vielen Facetten, auch wenn sie nie dort zu Gast waren. In einigen Gemälden hat Willems den verwunschenen Garten hinter dem Gehöft verewigt, in dem er schon als Kind spielte. Stillleben zeigen Details der Innenausstattung des Hauses. Daher trägt ein aktuelles Buch, das in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Bildender Künstler am Mittelrhein erschienen ist, den Titel „Anheimelnd".

Berühmter Akademielehrer

Die enge Verbindung von Willems zu seinem Heimatort und die Treue zum Haus der Familie sollten aber nicht als rückwärtsgewandte Heimattümelei missverstanden werden. Willems erzählt von den Anfängen: „Ich stamme aus einer Weinbaufamilie, habe diesen Beruf gelernt und bis 1987 ausgeübt. Gleichzeitig habe ich aber vor allem durch mein Interesse für das Malen und Zeichnen schon früh gespürt, dass es noch etwas anderes in meinem Leben geben muss. Mit 18 Jahren bin ich zusammen mit einem Freund nach Italien gereist. Dort habe ich mir zum Beispiel bei Fresken in Padua viele visuelle Anregungen geholt und relativ schnell mit dem Nachzeichnen begonnen."

Danach bemühte sich Willems um eine professionelle Künstlerausbildung und ließ sich von Rückschlägen nicht entmutigen. 1974 konnte er sich schließlich einen Platz an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe sichern. Zu seinen Lehrern gehört der später berühmt gewordene Maler Markus Lüpertz, den Willems als schillernde Figur erlebt hat. „Ich habe mich entschieden, 1979 Meisterschüler bei Professor Albrecht von Hancke zu werden, auch weil man als junger Künstler lernen muss, aus dem Schatten eines großen Baums zu treten."

Mit dieser fundierten Ausbildung in einer durch viele Aufbrüche geprägten Zeit legte Willems den Grundstein für eine Karriere, die nach Einschätzung der Trierer Autorin Frauke Birtsch, „schon früh durch einen souveränen Umgang mit der Tradition geprägt war." Festzumachen ist das unter anderem an dem 1982 entstandenen Bild „Wer will es wissen?" (Abbildung unten: Stadtmuseum) Die Figur kann nach Einschätzung von Kunsthistorikern als Alter Ego des Künstlers angesehen werden. „Willems hat sich von Anfang an so leichtfüßig wie kenntnisreich durch die Kunstgeschichte zu neuen, eigenen Horizonten bewegt", betont Birtsch im Ausstellungsflyer.

In die Entstehungszeit der Zeichnung fällt auch eine Begegnung, die für Karl Willems künstlerische Laufbahn entscheidend sein sollte: Er war 1980 in den Heimatort zurückgekehrt und lebte in seiner Doppelexistenz als Maler und Weinbauer. Kurz danach wurde der Sammler Klaus Hinrichs auf ihn aufmerksam und „stand dann plötzlich Pfingsten bei uns vor der Tür. Damals hatten wir noch kein Telefon", erinnert sich der Maler.

170 Gemälde erworben

Die Chemie zwischen den beiden stimmte auf Anhieb „Wir haben uns direkt bis 12 Uhr nachts unterhalten und eine gute Beerenauslese zusammen getrunken", erzählt Willems mit einem Schmunzeln. Klaus Hinrichs und seine Frau Ludine kauften ihm über fast vier Jahrzehnte rund 170 Werke ab und legten auch mit ihrer Galerie „Kunstraum" eine wichtige Grundlage für Willems Karriere bis hin zur aktuellen Werkschau. Gleichzeitig war der Künstler aber immer gut vernetzt, engagiert sich seit langem in der Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst und beteiligte sich an zahlreichen Ausstellungen und mehrfach am Wettbewerb um den Robert- Schuman-Kunstpreis.

Als willkommenen Gegenpol zu seinem manchmal etwas einsamen Künstleralltag im heimischen Atelier hat Willems die Stipendien empfunden, die ihm zuerkannt wurden: „Das gilt besonders für den Aufenthalt 2003 im Schloss Wiepersdorf in Brandenburg. Die Kontakte mit den andern Stipendiaten, die öfters wechselten als ich, waren immer sehr befruchtend." Zudem pflegt Willems bis heute Kontakte mit Kollegen aus der Region.