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29.01.2008

Skrupellose Ausbeutung

Blick hinter die Kulissen: Die Wanderausstellung rückt mit Bildern renommierter Fotografen, darunter Wolfgang Müller, und kurzen erläuternden Texten den trostlosen Alltag vieler Prostituierter in den Blickpunkt.
Blick hinter die Kulissen: Die Wanderausstellung rückt mit Bildern renommierter Fotografen, darunter Wolfgang Müller, und kurzen erläuternden Texten den trostlosen Alltag vieler Prostituierter in den Blickpunkt.
Mehr als die Hälfte der in Deutschland tätigen Prostituierten sind ausländischer Herkunft, 80 Prozent von ihnen kommen aus Osteuropa. Sehr viele werden durch kriminelle Menschenhändler versklavt, leben in ständiger Angst vor Gewalt und  sexuellem Missbrauch. Einen schonungslosen Blick hinter die Kulissen präsentiert die Wanderausstellung „Ohne Glanz und Glamour – Prostitution und Menschenhandel im Zeitalter der Globalisierung“, die bis 3. März auf Einladung des Bildungs- und Medienzentrums im Palais Walderdorff zu sehen ist. Veranstalter ist die Initiative „Terre des Femmes“, die sich weltweit gegen Gewalt an Frauen und für die Wahrung ihrer Grundrechte einsetzt. Dessen Trierer Vertreterin Florence Humbert nannte bei der Ausstellungseröffnung als Hauptursache für die große Zahl osteuropäischer Prostituierter das große wirtschaftliche Gefälle zwischen diesen Staaten und Westeuropa. Zur Einführung in das komplexe Thema erläuterte danach Wolfgang Willems, Leiter der Kriminalinspektion Trier, im vollbesetzen VHS-Vortragssaal die rechtlichen Rahmenbedingungen. Prostitution an sich ist nicht strafbar. Viele Frauen gehen dieser Tätigkeit legal mit einem Sozialversicherungsausweis nach. Straftatbestände liegen aber vor, wenn Gewalt, Erpressung, Menschenhandel oder sexuelle Ausbeutung ins Spiel kommen.

Gefährliche Abhängigkeiten

Beweise gegen die Täter, die auch einer gerichtlichen Prüfung standhalten, lassen sich nach der Erfahrung von Willems oft nur sehr schwer gewinnen, weil viele Frauen aus Angst vor Repressalien nicht aussagen. In der Region Trier gab es in den letzten Jahren relativ wenig  Fälle von Menschenhandel im Zusammenhang mit Prostitution. Willems führt das unter anderem auf den „ständigen Kontrolldruck“ durch die Polizei zurück.

Zu welchen gravierenden Persönlichkeitskeitsveränderungen Prostitution bei Frauen führen kann, erläuterte die Sexualtherapeutin Nelly Stockburger. Sie berichtete unter anderem von Traumatisierungen und Drogenmissbrauch. „Dieser Beruf, in dem manche Frauen sehr schnell sehr viel Geld verdienen können, ist wie ein Gift. Es kann eine sehr gefährliche Abhängigkeit entstehen“, betonte die Psychologin.

Die von Juliane von Krause und Ulla Sachs konzipierte Wanderausstellung informiert auch über den Sex-Tourismus und die Lebensbedingungen in den Herkunftsländern. Eine zentrale Botschaft ist, dass die Männer diesen Markt als Kunden bestimmen und entscheiden, unter welchen Bedingungen die Prostitution stattfindet.