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27.10.2009

Sinnbild städtischer Selbstverwaltung

Das von Counet für das Rathaus angefertigte Gemälde zeigt links Justitia, die durch Schwert und Waage als richtende Gerechtigkeit gekennzeichnet ist. Sie umarmt die Figur der Pax, die einen Ölzweig als Symbol des Friedens trägt.
Das von Counet für das Rathaus angefertigte Gemälde zeigt links Justitia, die durch Schwert und Waage als richtende Gerechtigkeit gekennzeichnet ist. Sie umarmt die Figur der Pax, die einen Ölzweig als Symbol des Friedens trägt.
Der Dreißigjährige Krieg und der Pfälzische Erbfolgekrieg hatten viel Leid, Elend und Armut mit sich gebracht. Die Stadt Trier zählte Ende des 17. Jahrhunderts nur noch rund 2800 Einwohner. So war man erleichtert über den Frieden von Rijswijk, der 1697 das Ende von Plünderungen und Zerstörungen besiegelte. Dankbar gab der Rat der Stadt Trier im selben Jahr zwei Rundbilder bei dem Barockmaler Louis Counet für den Sitzungssaal des ehemaligen Rathauses am Kornmarkt in Auftrag, die zur Zeit in der Sonderausstellung des Stadtmuseums Simeonstift zu sehen sind. Die „Allegorie der Gerechtigkeit und des Friedens“ und die „Allegorie der Künste und der Zwietracht“ sollten die künftige Friedenszeit und zugleich die hohen Ziele städtischer Selbstverwaltung verbildlichen.

Die Rundbilder zeigen je zwei weibliche Figuren, die vor einer offenen Landschaft sitzen. Justitia, in der linken Bildhälfte, trägt einen roten Mantel und ist durch Schwert und Waage als die richtende Gerechtigkeit gekennzeichnet (Abbildung links). Sie umarmt großmütig die Figur der Pax, die als Symbol des Friedens einen Ölzweig in ihrer Hand hält. Auf dem anderen Rundbild (rechts) wird die allegorische Figur der Künste, mit einem aufgeschlagenen Buch auf den Knien sowie Malerpinsel und Farbpalette zu ihren Füßen, mit der Personifikation des Neides konfrontiert. Als Zeichen des Friedens stützt sie sich auf den von zwei Schlangen umwundenen Stab des Götterboten Merkur. Der Neid dagegen erscheint als altes, hässliches Weib mit Schlangenhaaren, das sich verärgert in sein eigenes Handgelenk beißt.

Wappen der Ratsherren

Die Frage, auf welche Persönlichkeiten sich die Hilfe und Unterstützung gewährenden Allegorien beziehen, lässt sich leicht beantworten. Auf den Rahmen finden sich die Wappen der damaligen Ratsherren, das Stadtwappen und das Wappen des Kurfürsten Johann Hugo von Orsbeck wie auch das seines Statthalters Karl Kasper von Kesselstatt – eine offene Anspielung auf die städtische Selbstverwaltung.

Die originale Malerei der Personifikation des Friedens ging bei einem Brand verloren. Die erhaltenen Partien aber zeigen typische Merkmale des aus Lüttich stammenden Malers Counet. Seine Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf die Wiedergabe der menschlichen Figur, die
er nahe an den Bildvordergrund rückt. Barocke Prachtentfaltung kommt in der Darstellung der Gewänder zum Ausdruck. Der weite, grobe Faltenwurf nimmt einen großen Teil der Komposition ein. Details verweisen auf italienische Vorbilder und Besonderheiten, die Counets Ausbildung im Umkreis der Lütticher Malerschule belegen.
  • Die Ausstellung „Barockmalerei an Maas und Mosel: Louis Counet und die Lütticher Malerschule“ ist bis 28. Februar im Stadtmuseum Simeonstift zu sehen. Die Führung am Sonntag, 1. November, 11.15 Uhr, widmet sich dem Thema „Counet und seine Kollegen. Führung zur Trierer Kunstszene um 1700“.
 
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