Sprungmarken
26.02.2008

Sinn und Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz

Samuel Beckett erhielt 1969 den Literatur-Nobelpreis
Samuel Beckett erhielt 1969 den Literatur-Nobelpreis
„Ende, es ist zu Ende.“ Drastisch und mit bitterem Humor wird in Samuel Becketts Drama „Endspiel“ die Frage nach Sinn und Sinnlosigkeit der menschlichen Existenz gestellt. In einer Inszenierung von Frank Asmus feiert die Groteske am Samstag, 8. März, 20 Uhr, Premiere im Studio des Theaters.

Vier Menschen sind die Helden des Stücks: In einem einzigen engen Raum, aus dem es keinen Ausweg gibt, fristen Hamm, Clov, Nagg und Nell ihr Dasein. Hamm (Michael Ophelders), der blinde Alte, sitzt auf einem mit Rollen versehenen Sessel. Er kann nicht stehen. Sein Diener Clov (Paul Steinbach) hingegen kann nicht sitzen, ist aber beweglicher als sein Herr und versorgt diesen.

Die Beziehung zwischen Hamm und Clov beruht auf purem Hass und einer tödlichen Abhängigkeit. Clov bringt nicht die Kraft auf, seinen Tyrannen zu verlassen. Auch die Eltern von Hamm, Nagg (Hans-Peter Leu) und Nell (Verena Rhyn), die ebenfalls in dem Raum beheimatet sind, können nicht helfen. Sie sind Hamm lästig geworden und fristen nun ihr Leben in zwei Mülltonnen.

Ausweglose Situation

Die Welt außerhalb des Raumes ist tot. Es scheint so, als ob die Protagonisten die einzigen Überlebenden einer großen Katastrophe sind. Die vier warten dort gemeinsam auf ihr Ende. Dabei scheint jeglicher zwischenmenschlicher Zusammenhalt in Frage gestellt zu sein.
 
Beckett schrieb sein Stück, das im Original „Fin de partie“ heißt, im Jahr 1956. Am 3. April 1957 wurde der Einakter am Royal Court Theatre in London in französischer Sprache uraufgeführt. In den fünfziger und sechziger Jahren gehörte „Endspiel“ zu den meistgespielten Stücken. In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde es eher selten aufgeführt. Doch inzwischen ist das Interesse an dem Text, der die Idee vom Menschen als sinnstiftendes Individuum ad absurdum führt, wieder gestiegen.

Nobelpreisträger Beckett

Der irische Schriftsteller Samuel Beckett wurde am 13. April 1906 in Dublin geboren, lebte aber ab 1937 ständig in Frankreich. Seine ersten Texte verfasste er in englischer Sprache, in seiner produktivsten Phase schrieb er überwiegend Französisch. Er gilt als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts und erhielt 1969 den Nobelpreis für Literatur, blieb der Zeremonie allerdings fern. Sein bekanntestes Werk ist „En attendant Godot“ („Warten auf Godot“). Am 22. Dezember 1989 starb Beckett in Paris, nachdem er sich zuvor bereits mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte.

Absurdes Theater

Samuel Beckett gilt als Vertreter des „Absurden Theaters“: ein Begriff, der sich in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts für eine vorwiegend in Frankreich aufkommende Art von Dramen mit grotesk-komischen sowie irrealen Szenen bildete. Konsequent und radikal verwarfen Autoren wie Beckett und der französische Dramatiker Eugène Ionesco klassische Theaterstrukturen, so dass man ihre Werke mit dem „Theater des Absurden“ oder gar mit dem Begriff „Antitheater“ assoziiert. In den Stücken lösen sich die vom klassischen Theater geforderten Einheiten der Zeit, der Handlung und des Ortes auf. An ihre Stelle treten alogische Szenarien, absurde Handlungen und wahllos verknüpft erscheinende Dialogreihen.
 
Weitere „Endspiel“-Aufführungstermine im März: Donnerstag, 13., und Mittwoch, 26., jeweils 20 Uhr, im Studio des Theaters.  Karten gibt es an der Theaterkasse, Telefon: 0651/718-1818 oder per Mail: theaterkasse@trier.de .