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13.12.2016

Sieben Prozent sind sozial benachteiligt

Die durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben des Trierer Jugendamts bei den Hilfen zur Erziehung für junge Menschen bis 21 Jahre liegen über dem Durchschnitt der kreisfreien Städte und haben sich zwischen 2005 und 2015 um rund 85 Prozent erhöht. Das geht aus einer aktuellen Bilanz hervor. Allerdings sanken im letzten Jahr im Vergleich mit 2014 die städtischen Ausgaben in diesem Bereich von rund 15,9 auf knapp 15,2 Millionen Euro.

Nach wie vor machen die relativ teuren stationären Angebote, wie Heimunterbringungen, mit rund 63 Prozent den größten Teil der Hilfen aus. Die immer noch hohe Belastung für den städtischen Haushalt zeigt sich auch daran, dass in Trier der Anteil der verhältnismäßig teuren stationären Hilfen zur Erziehung mit 28,1 Prozent deutlich über dem Durchschnitt der kreisfreien Städte (24,1 Prozent) liegt. Der landesweite Wert beträgt sogar nur sieben Prozent. Zudem hat sich in Trier die Dauer der stationären Hilfen für Jugendliche von 23,8 auf 24,9 Monate weiter erhöht. Auch dieser Wert liegt deutlich über den Zahlen anderer Kommunen.

Die Lebensbedingungen für Kinder und Jugendliche in Trier werden von den Experten insgesamt als gut eingeschätzt. Sie verweisen unter anderem auf die vergleichsweise niedrige Arbeitslosenquote, die bereits seit Jahren rückläufig ist.  Davon profitieren viele Familien. „Allerdings muss auch in Trier davon ausgegangen werden, dass eine Gruppe von rund sieben Prozent der Kinder und Jugendlichen als sozial benachteiligt gilt, was mit geringeren Bildungschancen einhergeht“, heißt es in der Bilanz. Eine wesentliche Aufgabe des Jugendamts bestehe darin, für diese Gruppe Chancengerechtigkeit herzustellen. Dafür spiele die Einzelfallhilfe eine zentrale Rolle. In der Bilanz 2015 sind die Ausgaben für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge noch nicht einbezogen. Ihre Zahl war 2014 und vor allem im vergangenen Jahr deutlich gestiegen.

Höchster Anteil in Pallien

Als einen positiven Trend verzeichnet die Bilanz einen Rückgang bei den absoluten Zahlen der Hilfen zur Erziehung: 2014 waren es noch 1060, im vergangenen Jahr nur noch 875 Fälle. Bei ambulanten Hilfen, die zum Beispiel in einer Erziehungsberatungsstelle angeboten werden, bewegte sich der Trierer Eckwert auf dem Level der anderen kreisfreien Städte in Rheinland-Pfalz. Eine Entlastung für den städtischen Haushalt hat sich in jüngster Zeit dadurch ergeben, dass 2015 die sozialpädagogische Familienhilfe und die Erziehungsbeistandschaft im Durchschnitt für einen kürzeren Zeitraum benötigt wurden als in den letzten Jahren.

Bei der Zahl der Kinder und Jugendlichen, die wegen Überforderung der Erziehungsberechtigten oder persönlicher Probleme auf Hilfe angewiesen sind, gibt es nach wie vor erhebliche Unterschiede zwischen den Stadtteilen. Der Anteil in der Altersgruppe bis 18 Jahre ist in Pallien mit 16,7 Prozent am höchsten, gefolgt von Trier-West (12,3) sowie Nells Ländchen (11,1 Prozent). Deutlich besser sieht es in den Höhenstadtteilen Irsch (1,4) und Filsch (0,5 Prozent) oder in Neu-Heiligkreuz (2,1 Prozent) aus. Die Aufschlüsselung nach Altersgruppen ergibt, dass der Hilfebedarf in der Gruppe der 15- und 16-Jährigen besonders hoch ist, gefolgt von den 12- bis 13-jährigen Jugendlichen.