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26.11.2013

"Sie gehört immer zu uns"

Foto: Gedenkfeier für Mutsuko Ayano
OB Klaus Jensen und Universitätspräsident Professor Michael Jäckel (vorn, v. l.) erinnern im Beisein von Yoshie Funaki-Kobayashi, Vize-Generalkonsulin in München (2. v. l.), an Mutsuko Ayano. Foto: Rolf Lorig
Es war eine ebenso sinnlose wie brutale Tat, der vor 30 Jahren die japanische Studentin Mutsuko Ayano zum Opfer fiel. Mit einer Gedenkstunde erinnerten im Beisein der stellvertretenden japanischen Generalkonsulin  in München die Stadt und die Universität an die junge Frau. Wer von der Stadt aus den Kreuzweg hoch zum Petrisberg geht, kommt kurz vor der Kapelle an dem von den Rotarieren gestifteten und von Jupp Zimmer gefertigten Gedenkstein vorbei. Dort wurde Mutsuko Ayano Opfer eines Raubmords. Auf dem Petrisberg ist heute eine Straße nach Ayano benannt.

„Für Trier war das einer der dunkelsten Momente seiner Stadtgeschichte“, sagte Oberbürgermeister Klaus Jensen zu den über 100 Menschen, die zu der Gedenkfeier auf den Petrisberg gekommen waren. Jeder hätte es verstanden, wenn sich die Familie der jungen Frau von Deutschland und Trier abgewandt hätten. Stattdessen riefen die Eltern eine Stiftung ins Leben, die jungen Studentinnen und Studenten aus Japan ein Studium an der Universität ermöglicht. Auch nach 30 Jahren mache die Tat betroffen und zeige, wie schnell, brutal und sinnlos ein Leben beendet werden kann. „Sie gehört immer zu uns. Wir werden sie in Ehren halten“, betonte Jensen.

Die Universität war gleich durch zwei Präsidenten vertreten. Neben Professor Michael Jäckel war auch sein Amtsvorgänger, Professor Peter Schwenkmezger, gekommen. Er habe Ayano nicht persönlich gekannt, sagte er. Doch aus Briefen, die die junge Frau an ihre Eltern schrieb, lasse sich gut erkennen, in welcher Gefühlswelt sie damals gelebt habe. „Sie hatte Zweifel, ob das Studium in Deutschland der richtige Weg für sie war. Sie schwankte zwischen Bleiben und Gehen.“  Das Land und seine Gewohnheiten seien ihr anfangs fremd gewesen. Doch mit jedem Tag habe sie Deutschland mehr für sich entdeckt und das in ihren Briefen zum Ausdruck gebracht. „Und sie hat ihre Freiheit geliebt.“ Heute wäre Mutsuko Ayano 57 Jahre alt. „Doch an dem Morgen der Tat hatte sie keinen Schutzengel, kein Wanderer kam vorbei, der die Tat hätte verhindern können“, schloss der frühere Präsident. 

Die menschliche Größe und Großzügigkeit der Eltern, die in deren Stiftung zum Ausdruck komme, hob Professorin Hilaria Gössmann hervor: „Dies wäre sicher auch im Sinn von Mutsuko Ayano gewesen, die stets eine Brücke zwischen Japan und Deutschland schlagen wollte.“ Sie verlas eine Grußbotschaft des Vaters Yutaka Ayano: „Es berührt uns sehr, zu wissen, dass unsere Tochter in Ihren und unseren Herzen weiterlebt“. Zwei über den Fonds geförderte japanische Studierende drückten anschließend ihre Dankbarkeit aus und erinnerten an Mutsuko Ayanos Leben und Vorbild.