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22.01.2019

Schwarzkittel werden zur Plage

Wildschweine auf Nahrungssuche
Auf der Suche nach Nahrung durchwühlen Wildschweine gerne auch mal gepflegte Gärten in Wohngebieten. Foto: Pixabay
Aufgewühlte Wiesen und Gärten durch Wildschweine sind in Trier keine Seltenheit. Auf einer Tagung auf Einladung von Baudezernent Andreas Ludwig diskutierten Experten, wie das Problem in den Griff zu bekommen ist. Die Lösungsansätze reichen von einer gezielten Ausweitung der Jagd bis zum Trick mit der Schwefel-Linse.

Ortsvorsteher, Fachleute und Jäger waren sich einig, dass die Wildschweinpopulation in Trier stark zugenommen hat. Hauptursache für die Zunahme um geschätzte 300 Prozent sind günstigere Lebens- und Umweltbedingungen für die Tiere. Baudezernent Andreas Ludwig: „Zudem fühlen sie sich in der Stadt sehr wohl, weil verbuschte Wiesen, stillgelegte Weinberge, Ausgleichsflächen und brachliegende Streuobstwiesen einladend wirken." Die Teilnehmer der Tagung, darunter Ortsvorsteher aus neun betroffenen Ortsbezirken, berichteten, dass die Tiere mittlerweile regelmäßig bis in Wohngebiete kommen und dort Schäden in Gärten, aber auch an öffentlichen Flächen wie Spielplätzen, Friedhöfen, Sportanlagen und sogar Schulen anrichten.

Die Zunahme der Wildschweinpopulation spiegelt sich in der Jagdstatistik wider: In der Saison 2017/18 wurden nach Angaben des Landesjagdverbandes in Rheinland-Pfalz 88.650 Wildschweine erlegt, eine Steigerung um 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit wurde landesweit im Schnitt alle sechs Minuten ein Schwarzkittel erlegt.

Stahlzaun

Eine weitere Ausweitung der Jagd reicht aber nicht aus, um das Problem in den Griff zu bekommen. Eine erfolgversprechende Strategie muss nach Ansicht der Experten an vielen verschiedenen Punkten ansetzen. Privatpersonen können ihre Gärten beispielsweise durch einen schwarz-
wildsicheren Stahlzaun schützen, der aber mindestens 30 Zentimeter tief im Boden eingegraben sein sollte.

Für landwirtschaftlich genutzte Flächen könnte neben den bekannten Elektrozäunen eventuell ein sogenannter Putenzaun eine Lösung sein, mit dem in Ehrang vergangenes Jahr gute Erfahrungen gemacht wurden. Hierbei liegt auf der Fläche vor dem Zaun auf dem Boden eine Folie, die mit dem Zaun verbunden ist. Wenn die Schweine den Zaun anheben wollen, klappt dies nicht, da sie selbst auf der Folie stehen.

Vergrämung

Aber auch andere Lösungen wie Schwefel-Linsen werden derzeit in der Landwirtschaft auf ihren Vergrämungseffekt getestet. Dabei handelt es sich eigentlich um ein Düngemittel. Doch der bei diesem Verfahren freigesetzte Schwefelwasserstoff wird auch von den Wildschweinen gewittert und offenbar als Gefahrenquelle eingeschätzt.

Nicht nur für das eigene Vieh der Landwirte, auch für die Schwarzkittel ist Mais die ideale Futterpflanze. Mit Blick auf das Wildschweinproblem wäre somit generell weniger Maisanbau angebracht, so Gundolf Bartmann, Leiter des Forstamtes Trier. Außerdem sollte die Ernte vollständig eingebracht werden. Liegengelassene Feldfrüchte sind für die Wildschweine buchstäblich ein gefundenes Fressen.

Zudem müsse überlegt werden, ob und wie zugewachsene Flächen zurückgeschnitten werden können und ob eine Mulchauflage eine neue Verwilderung verringern kann. Laut der Experten seien hier weitere Gespräche mit anderen Behörden und dem Land nötig. Möglicherweise könnten solche Maßnahmen über ein Pilotprojekt gefördert werden. Bartmann stellte dies in Aussicht. Die Maßnahmen sollen über die Ortsvorsteher koordiniert werden.

Für die Stadtplanung empfiehlt Gundolf Bartmann, einen ausreichenden Abstand zwischen Wohngebieten und dem Wald einzuhalten: „Freiflächen sorgen für Puffer zu den Gärten, die nicht so gerne überwunden werden, insbesondere wenn sie als Erholungsraum intensiv von Menschen und ihren Hunden genutzt werden."

Bessere Jagdbedingungen

Daneben sollen in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden die Jagdbedingungen verbessert werden. Dies kann beispielsweise durch Schussschneisen in verwildertem Gelände und behördliche Ausnahmegenehmigungen geschehen. Hier ist die Verwaltung im Gespräch mit den Jägern. Als wichtig wird die Verpachtung der Jagdreviere an ortsansässige Jäger erachtet. In Trier konnte dies in den letzten Jahren aufgrund der guten Nachfrage nach Jagdrevieren bereits umgesetzt werden.