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10.03.2009

Schreiben wie die Mönche

Lehrerin Dr. Birgit Auernheimer verteilt einen kleinen Tiegel mit schwarzer Tusche, mit der die Jugendlichen ihre Handschriften herstellen.
Lehrerin Dr. Birgit Auernheimer verteilt einen kleinen Tiegel mit schwarzer Tusche, mit der die Jugendlichen ihre Handschriften herstellen.
Mit einem kratzigen Geräusch fliegt die Feder über das Papier, Zeile um Zeile entsteht ein lateinischer Sinnspruch in karolingischer Minuskel-Schrift. Eine kostbare Initiale in bunt schillernden Farben macht die Handschrift endgültig zu einem kleinen Kunstwerk: Mit kreativen Übungen erschlossen sich 14 Schüler einer zehnten HGT-Klasse die Welt der Gelehrsamkeit vor rund 1000 Jahren. Unter dem Motto „Schreiben wie die Mönche im Mittelalter“ bereiteten sie mit ihrer Lehrerin Dr. Birgit Auernheimer im Stadtarchiv einen Beitrag für das Comenius-Projekt „Vestigia Caesaris“ vor. Sie bewegen sich mit Altersgenossen aus Brügge, Cambridge, Ferrentino (Italien) sowie der  niederländischen Stadt Schijndel auf den „Fußspuren Cäsars“ und erkunden die Nachwirkungen der römischen Epoche in Mitteleuropa. Die Ergebnisse werden im April bei einem Workshop in Schijndel in der Nähe von Herzogenbusch präsentiert. Das Comenius-Projekt der EU verfolgt in diesem Bereich das Ziel, das Lernen der lateinischen Sprache durch einen Ansatz zu forcieren, der durch Methodenvielfalt und internationalen Austausch geprägt ist.

Kostbare Originale präsentiert

Zu Beginn des Projekttags in der Bibliothek erläuterte deren Leiter Professor Michael Embach die Unterschiede zwischen Papier, Papyrus und Pergament und präsentierte in der Handschriftensammlung kostbare lateinische Originale. Einige Faksimiles, darunter der „Codex Egberti“, spielten in der Kreativphase des Workshops eine wichtige Rolle. Jeweils zwei Jugendliche nutzten einen Band, um sich vielfältige Anregungen zu holen.
 
Der Workshop der HGT-Schüler war für die Stadtbibliothek eine Premiere. Bislang kamen Jugendliche meist in die Weberbach, um an Orginaldokumenten über ein Thema der Stadtgeschichte zu forschen. Mit dem Verlauf der mittelalterlichen Handschriften-Werkstatt zeigte sich Embach zufrieden: „Die Jugendlichen waren mit großem Interesse und Einsatz bei der Sache.“ Die Stadtbibliothek will ihre Angebote für Schüler ausbauen und führt derzeit Gespräche mit der Leitung des FWG und AMG.

Comenius-Programm

Das Projekt der Europäischen Union soll die Kooperation verschiedener Schulen in der Union sowie die Mobilität von Schülern und Lehrern fördern. Im Blickpunkt steht vor allem die Förderung des Europagedankens. Das Programm, das auch einen Beitrag zum lebenslangen Lernen leisten soll, läuft bis 2013. Namensgeber ist der Pädagoge Johann Amos Comenius, der im 17. Jahrhundert lebte und als erster ein Erziehungskonzept aus der Sicht des Kindes entwarf und die Eigenständigkeit dieser Lebensphase in  den Blickpunkt rückte. Er forderte außerdem eine damals völlig neuartige Schulpflicht für Jungen und Mädchen aller sozialen Schichten mit einer einheitlichen Ausbildung bis zum zwölften Lebensjahr.