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18.01.2011

Schlaglochparade auf Triers Straßen

Die durch den Frost verursachten Straßenschäden sind unübersehbar.
Die durch den Frost verursachten Straßenschäden sind unübersehbar.
Durch den zweiten ungewöhnlich harten Winter in Folge gerät der ohnehin knappe Etat der Stadt Trier weiter unter Druck. Der häufige Wechsel von Schnee, Regen und Frost reißt tiefe Löcher in Triers Straßen und den Haushalt. Viele Straßen sind förmlich mit Schlaglöchern übersät. Nach ersten Berechnungen müssen erheblich mehr Mittel als eingeplant für den Schnee- und Räumdienst und die Beseitigung der Winterschäden ausgegeben werden. Die Rathaus Zeitung  (RaZ) sprach mit Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani.

RaZ: Die Zahl der Schlaglöcher scheint sich im zweiten harten Winter nacheinander zu potenzieren. Haben Sie schon einen Überblick über die Schäden an Triers Straßen?

Simone Kaes-Torchiani: Im Moment noch nicht. Wir werden das wahre Ausmaß der Schäden erfahrungsgemäß erst nach der Frost- und Tauperiode im März erkennen. Aktuell sind wir dabei, die gröbsten Schäden durch das Tiefbauamt aufzunehmen und Gefahrenstellen nach Möglichkeit umgehend zu beseitigen. Es ist aber schon klar, dass die frostbedingten Schäden an unseren Straßen die des letzten Winters
bei weitem übersteigen. Aktuell ermittelt in unserem Auftrag die Gesellschaft für Straßenanalyse (GSA) die Winterschäden. Mit dem Ergebnis werden wir Ende April in die Gremien gehen, um nach Lösungen zu suchen.

Gibt es angesichts der klammen Finanzen überhaupt die Chance, vernünftig zu sanieren oder läuft es auf die viel gescholtene Flickschusterei hinaus?

Was wir im Moment machen, ist im wahrsten Sinne des Wortes Flickschusterei. Aufgrund der niedrigen Temperaturen können die städtischen Straßenbaukolonnen die Schlaglöcher nur mit Kaltasphalt provisorisch füllen. Unter Berücksichtigung des Materials und der Witterung sind dies jedoch nur vorübergehende Beseitigungen von Gefahrenstellen, die bei weitem nicht den Wert einer Ausbesserung im Rahmen der regulären Straßenunterhaltung haben. Erst bei dauerhaft frostfreiem Unterbau kann eine langfristig fachgerechte Sanierung der Schäden erfolgen.

Aber diese Instandsetzung scheint ja zumindest nicht für alle Trierer Straßen gesichert zu sein?

Wir haben rund 360 Kilometer Stra-ßen, 200 Kilometer Geh- und Radwege. Mit unseren städtischen Plätzen sind das 4,3 Millionen Quadratmeter Fläche, die zu unterhalten sind. Pro Jahr stehen dafür im Haushalt 2,2 Millionen Euro zur Verfügung. Davon gehen 700 000 Euro an Personalkosten ab, verbleiben 1,5 Millionen Euro. Auf den ersten Blick viel Geld. Aber für eine ordnungsgemäße Unterhaltung benötigt man nach anerkanntem Standard 1,3 Euro pro Quadratmeter Verkehrsfläche. Hochgerechnet auf unsere Situation hieße das, dass wir jedes Jahr 5,6 Millionen Euro allein für die Unterhaltung unserer Straßen bereitstellen müssten.

Im Hinblick auf die finanzielle Situation der Stadt ja eher eine Utopie. Was heißt das konkret für Ihre Arbeit?

Wir betreiben eine regelrechte Mangelverwaltung. Die Kunst besteht darin, die sehr begrenzten Ressourcen möglichst effektiv einzusetzen. Unser Tiefbauamt muss Prioritäten setzen und flexibel auf plötzlich auftauchende Probleme reagieren. Sehr problematisch ist der aus der großen Differenz zwischen den vorhandenen und den benötigten Unterhaltungsmitteln resultierende Sanierungsstau. Da sich diese Differenz schon seit vielen Jahren aufsummiert, ist der Substanz-Werteverzehr der Trierer Straßen sehr hoch und folglich – wie jeder sehen kann – auch der Zustand vieler Straßen entsprechend schlecht. Wir nehmen dadurch einen permanenten Wert- und Qualitätsverlust des Infrastrukturvermögens und damit einen immer größeren Investitionsstau in Kauf. Diese Schere driftet immer weiter auseinander und führt letztendlich zum Verfall des Straßennetzes.

Erwarten Sie Hilfe von Land und Bund?

Bereits im letzten Jahr hatte die Stadt Trier mit dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau  Kontakt aufgenommen und  um Unterstützung in Form eines Sonderprogramms zur Beseitigung der Winterschäden in den Kommunen gebeten. Diese Unterstützung der Kommunen wurde leider abgelehnt. Wir werden dieses Jahr, sobald das Ausmaß der Winterschäden feststeht, ein weiteres Mal bei der Landesregierung um eine angemessene Unterstützung  bitten. Ich bin guter Hoffnung, da das Thema Winterschäden ja momentan ganz Deutschland in Atem hält, dass Trier diesmal Mittel über ein Sonderprogramm erhält. Um die Schäden, die durch den starken Winter entstanden sind, kurzfristig zu beseitigen, muss ein Sonderbudget von mehreren Millionen Euro bereitgestellt werden.

Welches sind die Trierer Sorgenkinder oder wer führt in der Schlaglochparade?

Die meisten Straßen mit höchster Priorität sind ja leider alte Bekannte, der harte Winter hat die Situation nur noch einmal verschärft. Unsere derzeitige „Hitparade“ sieht so aus: Metzer Allee, Ruwerer Straße, Herzogenbuscher Straße, Zurmaiener Straße, Bitburger Straße (Bereich Napoleonsbrücke), Loebstraße (Bereich Hwk), Franz-Georg-Straße, Schöndorfer und Kölner Straße. Unsere städtischen Kolonnen sind, wenn sie nicht im Streu- und Winterdienst eingesetzt sind, jetzt in diesen Bereichen dabei, die gröbsten Gefahrenstellen zu beseitigen. In diesem Zusammenhang möchte ich einmal ganz ausdrücklich das große Engagement meiner Mitarbeiter loben, die ungeachtet widrigster Bedingungen einen hervorragenden Job machen.

Das Gespräch führte Ralf Frühauf