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24.05.2022

Schätze für die Zukunft bewahren

Seiten aus dem Egbert-Codex und einer Gutenbergbibel
Neben dem Codex Egberti (l.) und einer Gutenberg-Bibel befinden sich rund 3100 weitere Handschriften aus Mittelalter und Neuzeit im bedeutenden Bestand. Fotos: Wissenschaftliche Bibliothek

Die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier gehört mit einer Sammlung von rund 3100 Handschriften zu den bedeutendsten Bibliotheken in Deutschland. Ihre Bestände genießen internationales Ansehen. In der Weiterentwicklung der bisherigen Bemühungen gab es jetzt einen Meilenstein.

Um das reiche historische und kulturelle Erbe der Wissenschaftlichen Bibliothek zu erhalten und für die Zukunft zu sichern, hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer vergangene Woche das Internationale Zentrum für Handschriftenforschung Trier (IZHT) eröffnet. „Der Landesregierung ist es ein wichtiges Anliegen, dieses kulturelle Erbe zu bewahren und es für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen", betonte Dreyer bei dem Festakt. Nicht nur als Ministerpräsidentin, sondern auch als Triererin sei sie „wahnsinnig stolz" über die Trierer Bestände, die weltweit Beachtung finden. Die Gründung des Zentrums betrachtete sie als konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Bemühungen.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe, der ebenfalls am Festakt teilnahm, lobte das IZHT als wichtige Stärkung für den Wissenschaftsstandort Trier. „Die Zusammenarbeit von Wissenschaftlicher Bibliothek und Universität hat Modellcharakter. Hier stärkt ein Partner den anderen."

In ihrem Festvortrag „Was du ererbt von deinen Vätern – Kulturelles Erbe als Aufgabe" stellte Dr. Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, die Ambivalenz von Bewahren und Erschließen von kulturellem Erbe heraus. Sie wies auch auf die idealen Rahmenbedingungen der Wissenschaftlichen Bibliothek hin, um den wichtigen Teil des europäischen kulturellen Erbes wissenschaftlich zu untersuchen. Das bekräftigte auch Professor Michael Embach, Leiter der Wissenschaftlichen Bibliothek: „Das Trierer Handschriftenzentrum liefert eine Plattform für die vertiefte Erforschung der Schätze des Mittelalters."

Kulturdezernent Markus Nöhl betonte, Trier habe nicht nur römische Bauten als Kulturgüter, sondern auch eine herausragende Sammlung an mittelalterlichen Handschriften. Von den ungefähr 3100 vorhandenen Handschriften des Landes aus dem Mittelalter werden circa 1300 in Trier aufbewahrt. Darunter befinden sich unter anderem der Codex Egberti, der seit 2004 dem Unesco-Weltdokumentenerbe angehört, und das Ada-Evangeliar, eine Leithandschrift der Hofschule des Kaisers Karl des Großen. Für das Ada-Evangeliar wurde ebenfalls ein Antrag um Aufnahme in das Unesco-Weltdokumentenerbe gestellt, die Entscheidung soll im Frühjahr 2023 fallen.

Johanna Pfaab