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30.05.2006

Risse und Klüfte unter der Lupe

Felskataster fertiggestellt

Carsten Schmitt vom Büro WPW erkundet die Felsen hoch über der Bonner Straße im Stadtteil Pallien. Foto: WPW
Carsten Schmitt vom Büro WPW erkundet die Felsen hoch über der Bonner Straße im Stadtteil Pallien. Foto: WPW
Zu den schönsten Trierer Fotomotiven zählen die Buntsandsteinfelsen zwischen den Stadtteilen Pallien und Biewer. Für die Anwohner ist die Anmut der Landschaft jedoch zweitrangig: Sie interessiert eher die Gefahr von Steinschlag und Felssturz, die von dem Massiv ausgeht. Mit der Fertigstellung eines Felskatasters für Trier verfügt das Rathaus nun über ein wichtiges Instrument zur Kontrolle und Abwehr solcher Risiken. Ob Sandstein links oder Schiefer rechts der Mosel, ob fünf oder 50 Meter hoch: Insgesamt wurden Felswände mit einer Gesamtlänge von 45 Kilometern erfasst und in fünf Gefährdungsklassen eingeteilt. Vom weitaus größten Teil der Trierer Felsen geht demnach keine oder eine nur geringe Gefahr aus.

Bewuchs und Verwitterung

Bei der Erstellung des Felskatasters arbeitete das städtische Tiefbauamt eng mit dem Landesamt für Geologie und Bergbau zusammen. Mit der Erfassung wurde die Firma WPW Geoconsult beauftragt, deren Experten sich zum Teil in Bergsteigermanier abseilten, um das Gestein genau unter die Lupe zu nehmen. Aufgenommen wurden Größe und Form des Felsens, der Bewuchs mit Moos, Sträuchern oder Bäumen, die Feuchtigkeit sowie Verwitterungsschäden, Risse und Klüfte – alles Faktoren, die die Steinschlaggefahr beeinflussen. Ausschlaggebend für die Einstufung war aber auch die Frage, wohin die Felsbrocken im Zweifelsfall stürzen: in unberührte Landschaft, auf einen einsamen Weg, eine stark frequentierte Straße oder gar in ein Wohngebiet.

Eigenverantwortung gefragt

„Mit dem Felskataster haben wir bereits vor dem Unglück in Pallien im Februar 2005 begonnen“, betont Martin Bismor, Leiter des Tiefbauamts. Damals rutschten 600 Kubikmeter des rötlichen Gesteins ab und begruben eine Garage unter sich. Die Felswand wurde später mit einem Stahlkorsett gesichert. Ähnliche Maßnahmen sind für zwei weitere Stellen, die als stark gefährdet eingestuft wurden, vorgesehen. „Auf Grundlage des Katasters und entsprechend der Dringlichkeit werden wir jetzt handeln“, erklärt Bismor. Stärker gefährdete Bereiche werden einmal pro Jahr begutachtet, das Kataster entsprechend fortgeschrieben. Befinden sich die Felsen auf einem Privatgrundstück, wird der Eigentümer über das Risiko informiert. Trotz des Felskatasters bleibt die Eigenverantwortung der Anwohner und die richtige Einschätzung akuter Gefahren bei Wanderungen oder Klettertouren entscheidend. „Wir wissen jetzt zwar, auf welche Felsen wir besonders achten müssen, doch wir werden nie voraussagen können, wo und wann sich der nächste Steinschlag ereignet“, betont Bernd Ksyk vom Tiefbauamt.