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17.06.2014

"Ringen um die Freiheit endet nie"

Foto: Rodica Negura
Rodica Negura leitet in der Republik Moldau ein Zentrum für alte Menschen. Foto: Rolf Bauerdick
Durch die bürgerkriegsähnlichen Zustände in der Ostukraine haben die Freiheitsbewegungen, die vor 25 Jahren den Eisernen Vorhang zu Fall brachten, große Aktualität gewonnen. Einen facettenreichen und tiefgründigen Blick auf die Entwicklung seit 1989, aber auch aktuelle soziale und wirtschaftliche Probleme wirft die Ausstellung „25 Jahre, 25 Köpfe“ mit Selbstbeschreibungen von Zeitzeugen im Atrium des Palais Walderdorff. 

Das dokumentarische Projekt des Hilfswerks Renovabis wird in Trier in Zusammenarbeit mit dem Bildungs- und Medienzentrum gezeigt. Dessen Leiter Rudolf Hahn verwies zur Eröffnung darauf, dass die Ausstellungen im Palais Walderdorff an Werktagen von durchschnittlich 500 Besuchern gesehen werden. Durch die Nähe zu vielen Schulen ergäben sich zudem immer wieder Anknüfungspunkte für Unterrichtsprojekte. Eindrucksvolle Einblicke in den Kampf des ukrainischen Volks um Freiheit und Demokratie bot danach der Vortrag des derzeit in Deutschland lebenden  Priesters Iwan Sokhan.

Korruption und soziale Probleme

Die Ausstellung „25 Jahre, 25 Köpfe“ wurde seit April unter anderem in Dresden, Regensburg, Paderborn und Essen gezeigt. Die Bilder der Zeitzeugen stammen von dem deutschen Fotografen und Autoren Rolf Bauerdick. Für das Projekt sprach er in fünf Ländern mit Männern und Frauen verschiedener Gesellschaftsschichten. „Das Ringen um die Freiheit endet nie“ – diese Aussage der polnischen Solidarnosc-Legende Bogdan Lis könnte als Leitmotto über vielen Statements stehen.

Ein Vierteljahrhundert nach dem Ende des Eisernen Vorhangs ist nicht nur in der Ukraine die hart erkämpfte Freiheit immer wieder gefährdet. Sie ist auch bedroht durch Korruption, die in Tschechien die Helden der „Samtenen Revolution“ ins Abseits drängte, durch rechtsradikale Tendenzen in Ungarn oder soziale Probleme in allen Ländern. Daher hat zum Beispiel der rumänische Roma Laurencio Pinta sein Statement mit dem Titel „In Frankreich betteln, das ist kein Leben“ versehen. Die Zeitzeugen, deren Aussagen zusätzlich als Audiodatei verfügbar sind, schildern eindrucksvoll, wie vor allem ältere und behinderte Menschen auf der Strecke bleiben.

Das Hilfswerk Renovabis, Initiator der aktuellen Ausstellung, entstand im März 1993 als „Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa“. Mit rund 600 Millionen Euro hat es schon fast 20.000 Projekte gefördert. Die erforderlichen Gelder stammen unter anderem aus der Pfingstkollekte in den katholischen deutschen Gemeinden, Einzelspenden, Kirchensteuern und öffentlichen Mitteln.

Das Trierer Bildungs- und Medienzentrum setzt seinen Programmschwerpunkt zum 25. Jahrestag der Umbrüche in Europa mit der Ausstellung „Diktatur und Demokratie im Zeitalter der Extreme“ fort, die an Schulen und Jugendzentren verliehen wird. Die Schau erzählt das 20. Jahrhundert in Europa als dramatische Geschichte zwischen Freiheit und Tyrannei, zwischen Demokratie und Diktatur. Sie will zu einer historischen Ortsbestimmung einladen. Dazu fordert das Jahr 2014 mit seinen zahlreichen historischen Jubiläen heraus. Interessenten können sich melden bei Rudolf Hahn, E-Mail: rudolf.hahn@trier.de, Telefon: 0651/718-1430.

  • Öffnungszeiten der Ausstellung „25 Jahre, 25 Köpfe“ bis 21. Juni: Montag bis Donnerstag, 9 bis 20 Uhr, Freitag, 9 bis 18 Uhr, Samstag, 10 bis 13 Uhr,.
 
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