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21.09.2010

Region auf dem Weg zum Energieexport

Achim Hill.
Achim Hill.
Die Erzeugung regenerativer Energie in der Region Trier hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Die von der Stadt Trier und den Landkreisen Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Vulkaneifel und Bitburg-Prüm getragene Energieagentur Region Trier will die Entwicklung weiter vorantreiben. Deren Geschäftfsführer Achim Hill erläutert im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) die Situation.

RaZ: Die Region Trier befindet sich auf dem Weg zur Energieexportregion. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff?

Hill: Die Region Trier muss derzeit einen Teil der benötigten Energie – Strom, Wärmeenergie und Kraftstoff – aus anderen Regionen importieren, um ihren Bedarf zu decken. Langfris-tiges Ziel der Energieagentur ist es jedoch, auf Basis der regenerativen Energiequellen Sonne, Wind, Geothermie und Biomasse bilanziell im Jahresmittel mehr Energie zu erzeugen, als in der Region selbst benötigt wird und somit überschüssige Energie exportieren zu können. Dazu bedarf es einerseits eines Ausbaus der regionalen Erzeugung regenerativer Energie und andererseits einer deutlichen Minderung des Energieverbrauchs.

Wie hoch ist momentan der Anteil der vor Ort erzeugten erneuerbaren Energie am Strom- und Heiz-
energieverbrauch?

Hill: Die Region Trier deckt momentan 50,8 Prozent ihres Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtwärmebedarf der Region liegt derzeit bei circa sechs Prozent.
 
Wie fällt der Vergleich zu anderen Regionen aus?

Hill: Deutschlandweit und auch auf rheinland-pfälzischer Ebene schneidet die Region sehr gut ab. So wurden 2008 in Rheinland-Pfalz lediglich 12,9 Prozent des Bruttostromverbrauchs mit erneuerbaren Energien erzeugt. Die Region Trier liegt im Landesranking auf Platz 2. Auf bundesdeutscher Ebene wurden im vergangenen Jahr 16,1 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt.

Welche Potenziale und Konflikte gibt es in der Region im Hinblick auf den weiteren Ausbau von Windkraft und Photovoltaik?

Hill: Für beide bestehen noch deutliche Potenziale. So sind von den ausgewiesenen Vorranggebieten für die Windkraft derzeit nicht alle vollständig bebaut und auch durch den Austausch älterer gegen leistungsstärkere Anlagen lässt sich die Stromerzeugung weiter steigern. Mit einer Einstrahlungsintensität von etwa 1000 Kilowattstunden pro Quadratmeter sind die physikalischen Gegebenheiten für die Stromerzeugung mit Photovoltaik  verhältnismäßig günstig. Dabei entfiel jedoch mit der Streichung der Förderung auf Ackerflächen zum 1. Juli ein wirtschaftlicher Anreiz für Investitionen. Für PV-Anlagen auf Dachflächen besteht allerdings trotz des schrittweisen Abbaus der Einspeisevergütung weiterhin ein hohes Ausbaupotenzial.

Welche Rolle spielen Energieeffizienz und -einsparung?

Hill: Die Energieagentur setzt ihren Schwerpunkt in der Projektarbeit bewusst auf Effizienz und Einsparung, weil diese eine wichtige Säule auf dem Weg zu nachhaltiger Energieversorgung darstellen. Gerade im Gebäudebereich lassen sich durch energetische Sanierungen erhebliche Einsparungen an Heizenergie erzielen: Bis zu 70 Prozent und mehr sind möglich. Aber auch der Stromverbrauch von privaten Haushalten, Unternehmen und öffentlicher Verwaltung lässt sich mit dem Einsatz moderner, effizienter Technik deutlich senken. Darüber hinaus sind für den Verkehrssektor Einsparpotenziale vorhanden.

Welchen Beitrag kann die Energieagentur leisten und welche Projekte wurden bereits auf den Weg gebracht?

Hill: Die Energieagentur setzt mit ihrer Arbeit punktuelle Akzente, mit denen die Themen Energieeinsparung und erneuerbare Energien stärker in das öffentliche Interesse gerückt werden. Dabei hat die Agentur sowohl beratende als auch verbindende Funktion und versteht sich als Impulsgeber. Mit der Kampagne „Zukunft Energieeffizientes Haus“ richtet sich die Agentur an Hauseigentümer mit dem Ziel, die Sanierungsrate privater Wohngebäude zu verdoppeln. Im Rahmen des Projekts „Energieeffiziente EDV“ findet am 15. November  eine Tagung zu Einsparpotenzialen mit dem Einsatz effizienter EDV-Anlagen und PCs in Unternehmen und öffentlicher Verwaltung statt.

Das Gespräch führte Ralph Kießling