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27.08.2019

Raus aus der Schule, rein in die Kultur

Wie haben die Menschen in unserer Region in der Steinzeit gelebt? Finde es im Landesmuseum heraus! Foto: Rheinisches Landesmuseum Trier
Wie haben die Menschen in unserer Region in der Steinzeit gelebt? Finde es im Landesmuseum heraus! Foto: Rheinisches Landesmuseum Trier

Beim ersten Kulturwandertag für Trierer Schulen am 19./20. September laden städtische Kultureinrichtungen wie Stadtmuseum, Tufa und Theater Kinder und Jugendliche aller Altersstufen ein, kreativ zu werden, zu gestalten und künstlerische Ausdrucksformen zu erproben. So bietet das Stadtmuseum unter anderem einen Mode-Workshop und eine Führung zur Stadtentwicklung an.

In der Tufa haben die Schülerinnen und Schüler nicht nur die Möglichkeit, das Jonglage-Theater „Popcorn" zu besuchen, sondern können auch das Kulturzentrum in seiner ganzen Vielfalt bei Führungen kennenlernen und in Tanz- und Fotografieworkshops künstlerisch kreativ werden. Das umfangreichste Programm bietet das Theater Trier, das ein breites Angebot für alle Altersstufen bereit hält.

Für den Kulturwandertag haben sich schon verschiedene Klassen angemeldet. Im Kurzinterview mit der RaZ erläutern zwei Lehrerinnen, warum das Programm sie angesprochen hat.

Interview mit einer Gymnasiallehrerin und der Lehrerin Daniela Wallace

RaZ: Was begeistert Sie am Kulturwandertag?

Gymnasiallehrerin: Ich schätze an dem Projekt, dass es Angebote macht, die in der Regel für einen einzelnen Wandertag und von einer einzelnen Person gar nicht zu organisieren sind beziehungsweise sehr teuer sind und damit auch nur ausnahmsweise angeboten werden könnten. Die Projekte sind durchweg spannend, inhaltlich interessant und ermöglichen für die Teilnehmer/innen neue Einblick und Erfahrungen.

Daniela Wallace: Ein bewusstes Auseinandersetzen mit dem Schönen und Interessanten in der Stadt, denn das Schöne liegt so nah. Viele Kinder sind sich gar nicht bewusst, dass sie in der ältesten Stadt Deutschlands leben.

Welchen Mehrwert sehen Sie für Ihre Schülerinnen und Schüler?

Gymnasiallehrerin: Er liegt in der Möglichkeit, über den Tellerrand zu blicken, Angebote wahrzunehmen, die ihnen sonst aus finanziellen oder aus organisatorischen Gründen verwehrt blieben und mit Experten, Expertinnen zu arbeiten, zu diskutieren, zu tun zu haben, die nicht ihre bekannten Lehrerinnen und Lehrer sind. Sie erhalten Einblick in Welten, die über ihre übliche, bisherige Erfahrungswelt hinausgehen (Kunst, Theater, Kreatives, Sport, Berufliches), können Dinge ausprobieren, ohne dafür bezahlen oder sich längerfristig verpflichten zu müssen.

Wallace: Die eigene Stadt hält so viele interessante Momente für unsere Schüler bereit, die sie leider mit ihren Familien nicht erleben....die Domführung lässt sie mal hinter die Fassade schauen – nicht jeder hat den Dom überhaupt schon mal von innen gesehen.

Welchen Stellenwert hat Kultur bei Ihren Schülerinnen und Schüler?

Gymnasiallehrerin: Der Begriff Kultur hat nach meiner Erfahrung bei Schülerinnen und Schülern keinen hohen Stellenwert, ist negativ besetzt, wirkt eher abschreckend – hat zu viel mit Schule, mit Lernen, mit Bildung zu tun. Diese Reaktion habe ich bei Schülerinnen und Schülern der Mittelstufe erfahren; jüngere reagieren da wahrscheinlich noch unbefangener und offener. Ein einladender, offenerer Begriff, eine „jugendlichere„ Benennung des Projekts, die auf das Neue (das „Coole" würden die Jugendlichen sagen) abzielt, würde die Akzeptanz bei Jugendlichen vielleicht stärken.

Wallace: Leider beschränkt sich bei 90 Prozent der Familien Kultur auf Fernsehen und Handy. Schule muss den Erziehungsauftrag zur Kultur ernst nehmen, Kultur muss für uns Lehrer zur Grundbildung für unsere Schüler gehören. Das Schöne entdecken, Kreativität fördern und Anreize schaffen, Neues zu entdecken und mal über den Tellerrand schauen.