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03.05.2016

Pleite gestrichen

Dominik Hein und René Winnebeck sind als Anstreicher beim BÜS beschäftigt.
Alle 270 Arbeitsplätze der BÜS-Bürgerservice gGmbH, auch die der beiden Anstreicher Dominik Hein (hinten) und René Winnebeck, bleiben erhalten. Die Gläubiger haben dem vorgelegten Insolvenzplan zugestimmt und damit den Weg für den Fortbestand des Unternehmens frei gemacht.
Die Gläubiger der BÜS-Bürgerservice GmbH haben vor dem Amtsgericht Trier einstimmig dem vorgelegten Insolvenzplan zugestimmt. Damit ist nicht nur der Fortbestand des Unternehmens, sondern auch der Erhalt von rund 270 Arbeitsplätzen gesichert. Der Trierer Stadtrat hatte zuvor in einer Sondersitzung vertragliche und finanzielle Verpflichtungen zwischen Stadt und Bürgerservice neu geregelt.

Eine Firma schreibt erstmals seit Jahren wieder schwarze Zahlen - und geht freiwillig in Insolvenz. Was auf den ersten Blick widersinnig erscheint, macht für die Bürgerservice GmbH (BÜS) und alle Beteiligten tatsächlich Sinn. Grund für den anfangs vor allem auch von der Belegschaft sehr kritisch beäugten Schritt, Insolvenz zu beantragen, waren aufgelaufene Schulden aus zurückliegenden Geschäftsjahren, die der BÜS quasi die Luft abschnürten.

Im Oktober 2015 stellte die BÜS einen Insolvenzantrag in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Trier wegen drohender Zahlungsunfähigkeit. Im Gegensatz zu einer „klassischen“ Insolvenz, bei der dem Unternehmer die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis über sein Vermögen und den Betrieb entzogen wird, behält der Unternehmer in Eigenverantwortung sein Unternehmen, um es fortzuführen.

Ende 2015 wurde Prof. Thomas B. Schmidt als bestellter Sachwalter von den Gläubigern mit der Aufgabe betraut, einen Insolvenzplan vorzubereiten. Der Plan wurde in enger Abstimmung mit der Insolvenzgeneralbevollmächtigten Christine Frosch ausgearbeitet. Der nunmehr beschlossene Insolvenzplan sichert den Gläubigern des Unternehmens eine feste Quote auf ihre Forderungen zu und trägt zur langfristigen Entschuldung der Gesellschaft bei.

Die Stadt Trier und die TINA e.V. bleiben auch nach der Insolvenz Gesellschafter der BÜS-Bürgerservice GmbH, die sich nunmehr wieder ihren Kernaufgaben, insbesondere im Bereich des Integrationsunternehmens und der Arbeitsmarktdienstleistungen, widmen und in eine positive Zukunft blicken kann. „Stellvertretend für den gesamten Stadtvorstand und als federführende Dezernentin danke ich allen beteiligten Akteuren und auch den Fraktionen für die konstruktive Zusammenarbeit. Die BÜS leistet mit den verschiedenen Projekten und Maßnahmen im Bereich Integration in den Arbeitsmarkt eine wertvolle sozialpolitische Arbeit in und für die Stadt Trier“, betonte Sozialdezernentin Angelika Birk bei der Vorstellung des Insolvenzplans.

Der Geschäftsbereich Photovoltaik wurde im Zuge der Restrukturierung verkauft. Neben acht Arbeitnehmern wechselt auch der bisherige Geschäftsführer der BÜS-Bürgerservice Horst Schneider in das neue Photovoltaikunternehmen. Die Geschäftsführung bei der BÜS-Bürgerservice übernimmt der bisherige Prokurist Gregor Schäfer.

Alt- und Neu-Geschäftsführer Horst Schneider und Gregor Schäfer: „Rückblickend war der Weg in die Insolvenz in Eigenverwaltung der richtige und zielführende Schritt, die langjährigen Sanierungs- und Umstrukturierungsanstrengungen des Unternehmens zu einem positiven Abschluss zu bringen. Ohne die kooperative Mitwirkung aller Gläubiger, ohne das klare Bekenntnis der Stadt Trier zum BÜS, ohne die sach- und fachkundige Begleitung durch die Kanzleien Prof. Schmidt und Christine Frosch und ohne die engagierte Mitarbeit und das Vertrauen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Geschäftsführung wäre das heutige Ergebnis nicht möglich geworden. Besonders stolz macht uns, dass wir diesen letzten Schritt ganz ohne Kündigungen geschafft haben. Alle 270 Arbeitsplätze im Unternehmen blieben erhalten.“

„Wir sind sehr froh, dass es uns gelungen ist, ein für die Region so wichtiges Unternehmen, welches sein Augenmerk vor allem auf die Gemeinnützigkeit legt, so rasch zu sanieren und letztlich aus der Insolvenz zu entlassen“, sagte Sachwalter Prof. Schmidt abschließend. Christine Frosch, die als Insolvenzgeneralbevollmächtigte dem Unternehmen zur Seite stand, ergänzte: „Innerhalb des Verfahrens sind, über die finanzielle Neuausrichtung hinaus, die notwendigen und wichtigen Rahmenbedingungen geschaffen worden, das Unternehmen neu strukturiert und gestärkt weiterführen zu können.“