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18.10.2011

Pflegeeltern weiterhin dringend gesucht

Für viele Kinder, deren Start ins Leben von Gewalt, Drogen, Obdachlosigkeit oder zerrütteten Familienverhältnissen überschattet wird, sind Pflegeeltern oft die letzte Rettung. Das Jugendamt hat aber immer mehr Probleme, Paare zu finden, die diese herausfordernde Aufgabe übernehmen. Auch spektakuläre Vorfälle der jüngsten Zeit, wie die Abgabe von zwei Säuglingen in der Babyklappe des Kinderheims Ruländer Hof innerhalb von zwei Wochen, führten nicht zu einer Trendwende.

Die Suche des städtischen Jugend-amts nach geeigneten Pflegeeltern, die oft sehr kurzfristig benötigt werden, gestaltet sich auch deswegen immer schwieriger, weil sich im Unterschied zu den vergangenen Jahren auch im umliegenden Landkreis Trier-Saarburg immer weniger Paare melden. Früher konnte die Trierer Nachfrage nach Angaben der zuständigen Sachgebietsleiterin Ingeborg Schöndorf zumindest teilweise in Umlandgemeinden gedeckt werden. Die Engpässe führen mittlerweile dazu, dass immer wieder Kinder übergangsweise im Ruländer Hof untergebracht werden müssen. Das ist aber keine Dauerlösung und führt zudem zu deutlich höheren Ausgaben im städtischen Jugendhilfebudget.

Die Situation hat sich auch deswegen verschärft, weil der Bedarf immer mehr gestiegen ist: Durch spektakuläre Berichte über Misshandlungen ist nach Einschätzung von Schöndorf die Sensibilität für Gefährdungen der Kinder gestiegen. Außerdem beobachten die Mitarbeiter wachsende Defizite in der Erziehungsfähigkeit vieler leiblicher Väter und Mütter. Dann ist eine Pflegefamilie oder die Freigabe des Kindes zur Adoption oft der letzte Ausweg in einer akuten Notlage.

In potenziellen Pflegefamilien sind auf der andere Seite  immer mehr Mütter voll berufstätig und haben kaum Ressourcen frei, um die aufwendige Pflege eines „Gastkinds“ zu übernehmen. Arztbesuche, Therapien und Förderkurse gehören in vielen Fällen zum Alltag. Andere Familien schrecken wegen beengter Wohnverhältnisse und Unsicherheiten im Beruf vor einer Bewerbung zurück. Gerade in Großstädten wie Trier kann außerdem in immer weniger Familien die Großmutter einspringen, wenn „Not am Mann“ bei der Kinderbetreuung ist.

Um zu den derzeit 190 zusätzliche Pflegeeltern zu gewinnen, setzt das Jugendamt unter anderem auf eine mehrstufige und ausdifferenzierte Beratung und Begleitung. Ein unverbindlicher Informationsabend findet am Montag, 24. Oktober, 20 Uhr, im Förderraum des SkF (Krahnenstraße 35) statt. Eine Anmeldung ist telefonisch möglich (0651/ 145578191) und per E-Mail: h.schmid-stadtfeld@skf-trier.de
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Interessierte Elternpaare können danach an einem viertägigen Seminar  teilnehmen, um zu prüfen, ob man dieser Herausforderung gewachsen ist, und sich intensiv auf die neue Aufgabe vorzubereiten. Später begleitet die Paare ein fester Ansprechpartner im Jugendamt und geht auf deren persönliche Bedürfnisse ein. Eine weitere wichtige Hilfe ist in vielen Fällen der regelmäßige Erfahrungsaustausch mit anderen Pflegefamilien.
  • Ansprechpartner für potenzielle Pflegeeltern im Jugendamt (Bollwerkstraße 6): Ingeborg Schöndorf (0651/ 718-2516), Peter Schuck (718-2517) und Udo Moske (718-3502).