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22.03.2016

Notfallsprechstunde mit Hebammen rückt näher

Stadtrat begrüßt CDU-Antrag

Seit der drastischen Erhöhung der Haftpflichtprämien ist die Zahl der freiberuflichen Hebammen deutlich zurückgegangen. Das führt zu Versorgungslücken bei jungen Familien. Um zumindest etwas Abhilfe zu schaffen, stimmte die Stadtratsmehrheit dem CDU-Vorschlag zu, sich zunächst probeweise für ein Jahr an einer Koordinierungsstelle und einer Hebammensprechstunde des Kreises Trier-Saarburg zu beteiligen. Finanzielle Details werden nun im zuständigen Dezernatsausschuss geklärt.

Vor seinem Beschluss hatte der Stadtrat den Vorschlag der SPD abgelehnt, bei den Informations- und Beratungsangeboten eine eigenständige städtische Variante anzustreben. „Der Vorschlag der CDU bindet uns zu stark an den Landkreis. Wir müssen eine eigene Lösung finden“, sagte SPD-Fraktionschef Sven Teuber. Dagegen betonte CDU-Sprecherin Jutta Albrecht: „Wir stemmen das allein nicht als Stadt Trier. Wir sollten froh sein, dass es das Angebot des Landkreises gibt.“

Zu Beginn der Diskussion hatte Albrecht den von ihr initiierten Antrag erläutert. Derzeit arbeiteten nur noch rund 20 Hebammen in der Stadt und im Kreis Trier-Saarburg. Sie können den Bedarf in der Vor- und Nachsorge bei weitem nicht mehr decken. Daraufhin hatten sich im Mai 2015 auf Initiative der Linken alle Stadtratsfraktionen dafür ausgesprochen, die Hebammen aktiv zu unterstützen. Dabei ging es vor allem um geeignete Büros für Sprechstunden, in denen auch die Einsätze koordiniert werden.

Jugendämter suchen Lösungen

Auch das lokale Netzwerk „Gemeinsam für den Kinderschutz“ sah dringenden Handlungsbedarf. Martina Philippi vom städtischen Jugendamt und ihre Landkreis-Kollegin Nadja Adams arbeiteten intensiv an einer Lösung. „Dabei stand von Anfang an fest: Die Situationsbeschreibung der Hebammen im Kreis Trier-Saarburg und in der Stadt Trier kann nicht isoliert voneinander vorgenommen werden, da viele übergreifend arbeiten“, betonte Albrecht. Die Debatte hatte ergeben, dass zwei Einrichtungen benötigt werden: Eine Koordinierungsstelle, die eine Datenübersicht erstellt und Hebammen vermittelt, sowie eine Sprechstunde mit Notdienst zu festen Präsenzzeiten. Sie soll halbtags drei- bis viermal pro Woche abwechselnd durch die im Kreisverband organisierten Hebammen angeboten werden. Diese stimmten dem Vorschlag bereits zu. Der Kreistag Trier-Saarburg hat dazu 30.000 Euro für ein Jahr zur Verfügung gestellt. Der Kreis will die Sprechstunde in Konz anbieten. Für Trier ist das Pro Familia-Büro (Christophstraße) im Gespräch. Außerdem wurden Gespräche mit dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) geführt, um eine Koordinierungsstelle in der Krahnenstraße einzurichten. Die Gesamtkosten für dieses Angebot plus die Hebammensprechstunden in Trier und Konz liegen bei rund 17.000 Euro im Jahr.

Stimmen der Fraktionen

In der Ratsdebatte signalisierte Monika Berger (SPD) grundsätzliche Zustimmung ihrer Fraktion. Deswegen habe man auch im letzten Jahr der Resolution zugestimmt. Bei dem jetzt diskutierten Projekt gebe es aber noch einige offene Fragen. Es sei nicht einzusehen, warum die Stadt die Miete für ein Büro in Konz mitfinanzieren solle. Zudem müsse der Bund endlich gegen die hohen Haftpflichtprämien aktiv werden. Katja Siebert-Schmitt (Bündnis 90/Grüne) nannte die Koordinierungsstelle einen „ersten und richtigen Schritt“. Auch sie ließ Bedenken gegen eine Mitfinanzierung des Büros in Konz anklingen. Mit den Worten „Ein bisschen ist besser als gar nichts“, begründete Professor Hermann Kleber (FWG) die Zustimmung seiner Fraktion. Der erforderliche Zuschuss müsse im Ausschuss konkretisiert werden. „Wir freuen uns über die Unterstützung und haben mit unserer Resolution aus dem letzten Jahr eine wichtige Debatte angestoßen“, betonte Paul Hilger (Linke). Leider habe damals der Vorschlag, einen Teil der Haftpflichtprämien zu übernehmen, keine Mehrheit im Rat gefunden.