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10.10.2006

Neuinszenierung von Brechts "Dreigroschenoper"

Dreigroschenoper im "Theatercafé"
Dreigroschenoper im "Theatercafé"
Im Brecht-Jahr 2006 wird mit zahlreichen Neuinszenierungen an einen der wichtigsten und einflussreichsten deutschen Dramatiker des 20. Jahrhunderts erinnert, der vor 50 Jahren im damaligen Ost-Berlin starb. Das Trierer Theater präsentiert mit der „Dreigroschenoper“ in der Inszenierung von Thilo Voggenreiter ab Sonntag, 15. Oktober, das Stück, mit dem Brecht im August 1928 seinen endgültigen Durchbruch auf der Theaterbühne feierte. Dieser große Erfolg war auch der kongeniale Musik von Kurt Weill zu verdanken. Er schrieb für das Theaterstück, das entgegen seinem Titel keine Oper im herkömmlichen Sinn ist, zahlreiche Gesangsnummern, darunter die berühmte „Moritat von Mackie Messer“. Als Vorlage verwendete Brecht die englische „Beggars Opera“ aus dem 18. Jahrhundert.

Der Londoner „Bettlerkönig“ Jonathan Peachum (Klaus Michael Nix) lebt im Stadtteil Soho und schlägt völlig abgebrüht Kapital aus dem Elend anderer: Er verkleidet gesunde Bedürftige als Krüppel und schickt sie zum Almosen sammeln auf die Straße. Wer seiner Organisation „Bettlers Freund“ nicht angehört, hat keine Chance auf dem freien Markt. Sein ärgster Konkurrent ist Mackie Messer (Michael Ophelders), Chef einer Bande von Straßengangstern. Zur Eskalation kommt es, als Mackie ausgerechnet Peachums Tochter Polly (Claudia Felix) heiraten will.

Brechts Erfolgsstück ist eine ironisch-sarkastische, aber auch sehr unterhaltsame Parabel, mit der ein System entlarvt wird, in dem Karrieristen auf dem Weg zum Erfolg über Leichen gehen. Die „Dreigroschenoper“ ist zugleich ein zeitkritisches Stück über die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, als in der durch den verlorenen Weltkrieg und die Inflation zerrütteten Gesellschaft viele bürgerliche Normen ad absurdum geführt wurden und stattdessen so manche Gangster zu neuen Idolen stilisiert wurden.

Regisseur Thilo Voggenreiter, der erstmals in Trier inszeniert, rückt auch das zynische Geschäft mit dem Mitleid, das die Bettler-Firmen inszenieren, in den Blickpunkt. Die Premiere der „Dreigroschenoper“ beginnt am Sonntag, 15. Oktober, 19.30 Uhr,  Großes Haus. Das Philharmonische Orchester der Stadt Trier spielt unter der Leitung von Franz Brochhagen.