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14.06.2022

Neues Leben im Gewölbekeller

Auftritt der  Swing-Tanzgruppe „Lindy Hop Circle“ im "Kulturspektrum".
Die Swing-Tanzgruppe „Lindy Hop Circle“ begeisterte das Publikum im neuen Konzeptraum „Kulturspektrum“ mit einer Choreografie. Foto: Hochschule Trier/Viktoria Popova

Ein Keller wird zum Kulturraum: Die ehemalige Party-Location am Domfreihof erwacht unter dem Namen „Kulturspektrum" zu neuem Leben. Der Name ist Programm.

So wie Kulturdezernent Markus Nöhl wird es vielen Triererinnen und Trierern gehen: „Ein bisschen fühlt es sich an, als würde man nach Hause kommen." Den zweigeschossigen Gewölbekeller, der quasi unter dem Domfreihof liegt, kennen viele Menschen noch als Party-Location unter diversen Namen (Grüne Rakete, Ex-Rakete, Produktion, Palais). Auch Nöhl erinnert sich gerne an seine Trierer Studenten-Zeiten zurück, in denen er Partygast im Keller war. Seit einigen Jahren aber fehlte ein Nutzungskonzept – und die Corona-Pandemie machte einen Neustart nicht einfacher. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt im Herbst 2021 beauftragte der Kulturdezernent das Amt für Stadtkultur und Denkmalpflege mit der Suche nach einem Konzept.

Nöhl sagt: „Kultur braucht Räume, Kultur muss sich entfalten können." Das Ergebnis ist kein Party-Raum für Trier, sondern ein interdisziplinärer Konzeptraum für Kunst und Kultur. Zwei Jahre lang werden Akteure aus dem Kulturleben den Raum für jeweils mehrere Wochen bespielen. Finanziert wird das ganze dank der Förderung der Kulturstiftung der Sparkasse und dank Mitteln aus dem Projekt Innenstadt-Impulse des rheinland-pfälzischen Innenministeriums.

Das bis März 2023 reichende Programm der ersten sieben Akteure stellte Elvira Classen, Leiterin des Amtes für Stadtkultur und Denkmalpflege, vergangene Woche vor. Die Akteure konnten sich mit Konzepten bewerben, eine Jury wählte aus und sorgte dafür, dass es nun einen ungewöhnlichen Mix in dem neuen Raum gibt: Mit dabei ist etwa das Schauspiel „Minna" des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums (ab Mitte Juli), bei dem mit dem Publikum interagiert wird, es gibt Workshops, Konzerte und Lesungen des Kollektivs „Mehrklang" unter dem Titel „Glücksbringer" (Ende Juli
bis September), die Gaming und eSports-Szene bespielt den Raum im September. Der Verein Lindy Hop Circle versetzt den Keller mit Tanz-Events im Oktober und November in „Swingungen". Bis Ende Dezember laden dann die Kulturvereine Frosch Kultur, KUKT und PULP XIX zu Mitmachprojekten wie Mail-Art, Haiku schreiben, Druckworkshops, Lichtkunst. Als Kulturrakete startet der Verein Kulturlabor bis Ende Februar ins neue Jahr mit professionellem Kinder- und Jugendtheater und im März schließt der erste Programmteil mit einem Kultur-Wintergarten der Kulturkarawane. Eine Ausschreibung für den Zeitraum bis Mitte 2024 folgt.

Das Programm erfüllt also genau das, was der neue Name des Kellers verspricht, ein breites Spektrum, denn als „Kulturspektrum" wird der alte, neue Raum firmieren. Auch das dazugehörige Design ist aus einem kreativen Prozess hervorgegangen: 20 Studentinnen und Studenten, angehende Kommunikationsdesignerinnen und -designer des Fachbereichs für Gestaltung der Hochschule Trier, haben, betreut von Diplom-Designer Till Neuer, Namen und Logo-Entwürfe entwickelt, eine Jury wählte aus und prämierte die besten Entwürfe. Studentin Luca Marie Julien setzte sich mit ihrem Logo mit einer klaren Schrift durch, die um einen angedeuteten, offenen Fächer ergänzt wird – breit gefächert wie das Angebot im Keller. Einen ersten Eindruck davon konnten sich geladene Gäste bei der Preisverleihung am Donnerstag verschaffen, bei der dem Keller von der FWG-Theatergruppe, dem Mehrklang-Kollektiv, der Bühne1 und vom Lindy Hop Circle neues Leben eingehaucht wurde.

Michael Schmitz