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27.08.2019

Mutig ins digitale Neuland

Maria Dumrese, Elvira Garbes und Katharina Braun stellen die Internetlotsen vor.
Projektleiterin Maria Dumrese (l.), Bürgermeisterin Elvira Garbes (Mitte) und Katharina Braun vom BAGSO-Büro (2.v. r.) stellen die Internetlotsen vor, die eine zentrale Rolle beim Digitalkompass spielen.
Rund 65 Prozent aller Deutschen über 65 sind online unterwegs, in den Altersgruppen darunter liegt der Anteil bei 90 Prozent. Allein diese beiden Zahlen zeigen, dass erhebliche Anstrengungen nötig sind, damit viele Seniorinnen und Senioren nicht aus der digitalen Welt ausgeschlossen sind, die den Alltag immer stärker prägt. Trier entwickelt sich hier zu einem Vorreiter.

Im Seniorenbüro im Haus Franziskus waren am letzten Donnerstag viele strahlende Gesichter zu sehen und das lag nicht nur an dem herrlichen Sommerwetter: Die Einrichtung hat als einer von erst zwei Standorten in Rheinland-Pfalz den Zuschlag für den Digitalkompass erhalten, ein 2015 gestartetes Projekt der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO).

Es hilft älteren Menschen, den Einstieg in die digitale Welt zu finden und begleitet sie bei ersten Schritten im Internet. Dabei sollen vor allem diejenigen abgeholt werden, die noch offline sind und erhebliche Berührungsängste haben. Um den Austausch zu fördern, gibt es Stammtische im Internet, aber auch vor Ort. Bundesweit sollen 75 lokale Digitalkompass-Stationen entstehen.

In Trier steht mit der Volkshochschule ein schlagkräftiger Partner zur Verfügung, der schon seit vielen Jahren bei seinen zahlreichen EDV-Kursen einen besonderen Schwerpunkt für die Altersgruppe 50 plus setzt, egal ob es um den PC, ein Tablet oder das Smartphone geht.

Die Zusammenarbeit mit der VHS zeigt sich zum Beispiel an geplanten IT-Stammtischen, die sich unter anderem mit Kriminalität und Verbraucherschutz im Internet befassen. Zudem bietet mit Werner Hardt ein langjähriger EDV-Dozent der Volkshochschule schon zum Start des Trierer Digitalkompasses die ersten beiden Workshops an.

Zehn Internetlotsen

Bei der Auftaktveranstaltung im Seniorenbüro konnten Projektleiterin Maria Dumrese aus dem Vorstand des Trägervereins sowie Bürgermeisterin Elvira Garbes immerhin schon zehn Internetlotsen begrüßen, die interessierten Senioren mit Rat und Tat sowie ihrem Fachwissen zur Seite stehen. Sie nehmen künftig regelmäßig an Weiterbildungen teil, um in der Vermittlung, aber auch der technischen Entwicklung stets auf dem aktuellen Stand zu sein.

Das Trierer Seniorenbüro erhielt nach Einschätzung von Dumrese auch deswegen den Zuschlag für den Digitalkompass, weil schon seit vielen Jahren eine PC- und Internet-Beratung für ältere Menschen angeboten wird. Derzeit gibt es dreimal in der Woche eine Handy- und Tablet-
Sprechstunde und zweimal im Monat eine PC-Hilfe. Die Nachfrage wächst nach Angaben von Dumrese weiter: „Allein im letzten Monat hatte unser bislang einziger Smartphone- und Tablet-Coach 50 Beratungen, wobei mehrheitlich Frauen und alleinstehende Menschen bei uns Hilfe gesucht haben."

Bürgermeisterin Elvira Garbes verwies unter anderem darauf, dass Online-Fertigkeiten mittlerweile ein unverzichtbarer Teil der Grundbildung sind: „Die Digitalisierung durchdringt alle Bereiche des Lebens. Das sieht man auch beim Online-Banking oder dem Kauf eines Bahntickets. Trotz mancher Risiken kann man sich damit das Leben erleichtern und gerade im Alter den Kontakt mit anderen pflegen. Ich hoffe, dass nun mit dem neuen Angebot weitere Senioren angstfrei ins digitale Neuland starten."

Der Digitalkompass ist ein gemeinsames Projekt der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) und des Vereins „Deutschland sicher im Netz". Es wird durch das Bundesjustizministerium gefördert. Katharina Braun leitet bei BAGSO das Digitalkompass-Projekt und verwies in der Eröffnungsveranstaltung darauf, dass das Programm dann besonders gut funktioniert, wenn es optimal in bestehende Strukturen eingebunden ist. Das Seniorenbüro kann nicht nur auf die Zusammenarbeit mit der VHS verweisen, sondern ist auch mit der Stadtbibliothek Palais Walderdorff und der Ehrenamtsagentur vernetzt. Zudem verfügt man über ein dichtes Netz an Seniorenvertrauenspersonen in den Stadtteilen, das für den Digitalkompass genutzt werden soll.

Petra Lohse