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14.07.2009

Musik als Friedensstifter

Das Streichensemble der Grundschule Reichertsberg überzeugte die Mitschüler mit dem Spiel auf den Geigen, Celli, Kontrabässen und Bratschen.
Das Streichensemble der Grundschule Reichertsberg überzeugte die Mitschüler mit dem Spiel auf den Geigen, Celli, Kontrabässen und Bratschen.
Aufgeregt rücken die Schüler der dritten und vierten Klasse der Grundschule Reichertsberg in Trier-West ihre Notenblätter zurecht, halten ihr Streichinstrument in der linken, den Bogen in der rechten Hand und gehen in Gedanken ihren Part durch. Wenige Minuten später kündigt Schuldezernent Ulrich Holkenbrink „das erste Streichorchester einer Grundschule“ an. Voller Enthusiasmus zupfen und streichen die Schüler dann mit den Bögen über die Saiten ihrer Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässe, geben die einstudierten Stücke zum Besten. Manche dürfen sogar ein Solo spielen. Den Applaus ihrer Mitschüler genießen sie sichtlich, sie sind stolz auf ihre eigene Leistung, aber auch auf die ihrer Mitspieler, zu denen sie sich immer wieder umschauen.  

Vom Rhythmus zum Streichen

Seit ihrer Einschulung nehmen die 29 Kinder der vierten Klasse an dem Projekt „Sozialer Friede durch aktives Musizieren“ teil, das von der Nikolaus-Koch-Stiftung gefördert und von der städtischen Musikschule in Zusammenarbeit mit der Grundschule veranstaltet wird. In den ersten beiden Schuljahren lernten sie spielerisch Rhythmus, Noten und Instrumente kennen, aber auch, wie sie sich richtig zur Musik bewegen. Ab der dritten Klasse konnten sich die Schüler für ein Streichinstrument ihrer Wahl entscheiden. „Sie waren mit Spaß bei der Sache, haben im Unterricht immer fleißig geübt, dabei auch koordinatorische Probleme gemeistert und sich vor allem gegenseitig geholfen“, so Gisela Bitdinger, Lehrerin an der städtischen Musikschule. In der wöchentlichen Unterrichtsstunde studierten die Grundschüler unter Leitung von Musikpädagogin Anna-Maria Goerres-Caspers das Musical „Geisterstunde auf Schloss Eulenstein“ von Peter Schindler ein, aus dem sie eine kleine Kostprobe gaben.
 
Positiv bewertet

Dass das Musizieren den Kindern Spaß macht und einige Talente hervorgebracht hat, ist aber nur einer der Erfolge, die das Projekt „Sozialer Friede durch aktives Musizieren“ hatte. „Wir wollten damit belegen, dass die Kinder sozial dazugelernt haben, dass Musik ein Hilfsmittel ist, um Kinder zu erreichen und ihnen persönlich etwas mitzugeben“, sagte Pia Langer, Leiterin der städtischen Musikschule. Die Klasse sei früher zuweilen sehr aggressiv gewesen und jetzt bedeutend ruhiger geworden. „Das gemeinsame Musizieren war dabei ein wichtiger  Faktor“, so Klassenlehrerin Anne Weimann. Es sei ein großes Experiment gewesen, das gezeigt habe, dass die Kinder mit schwierigen Instrumenten erstaunlich gut umgehen können, resümierte Rudolf Hahn, Leiter des Bildungs- und Medienzentrums.
„Das Projekt war schön und ich bin stolz, dass ich mich heute nicht verspielt habe“, sagte Vivian, die nach Möglichkeit gern weiter auf der Bratsche unterrichtet werden möchte. Auch der zwölfjährige Andreas hat seine Liebe zur Musik durch das Projekt entdeckt: „Es wäre schön, wenn ich weiterspielen könnte.“