Sprungmarken
22.11.2022

Mosaik-Porträt des Justinian

Mosaik mit Porträt des oströmischen Kaisers Justinian
Das Herrscherbildnis in Mosaikform wurde für die Darstellung Justinians umgearbeitet. Foto: Opera di Religione della Diocesi di Ravenna

In der RaZ-Serie zur Landesausstellung geht es dieses Mal um ein Mosaik des oströmischen Kaisers Justinian I, das sinnbildlich für den Niedergang des Römischen Reichs steht. Es ist im Landesmuseum zu sehen.

Edel geht ein Reich zugrunde: Das Ende des weströmischen Reiches kommt im Ausstellungsteil des Landesmuseums golden glänzend daher. Das Mosaik mit Porträt des oströmischen Kaisers Justinian I., der zwischen 527 bis 565 nach Christus regierte, ist nicht nur ein prachtvoller Hingucker, sondern ein echtes Schlüsselexponat (Foto rechts: Opera di Religione della Diocesi di Ravenna). Es zeigt den Kaiser mit Sitz in Konstantinopel, der den weströmischen Regierungsstrukturen das Ende bringt: Mit einem Verwaltungsakt machte Justinian im Jahr 554 nach Christus das verbliebene Kernreich des Westens zu einer oströmischen Provinz, nachdem unter anderem der Kaiserhof kurz zuvor aufgelöst worden war.

Kaiser Justinian I. war anschließend wieder Alleinherrscher im Imperium Romanum, ein Anspruch, den auch das Mosaik strategisch an einem wichtigen Ort im römischen Westen vertrat: In Ravenna – letzte Residenzstadt der weströmischen Kaiser und Sitz des Kaiserhofes – ließ der Kaiser des Ostens nach der Eroberung die repräsentative Ausstattung einer bedeutenden Kirchenanlage umarbeiten, darunter den Mo-
saikausschnitt in der Ausstellung. Der wohl zuvor dort dargestellte ostgotische Herrscher, Theoderich der Große, wurde gelöscht, kaiserliche Insignien wie das prachtvolle Diadem und die den Kaisern vorbehaltene Gewandspange mit Anhängern auf der rechten Schulter hinzugefügt.

Leichte Falten und Doppelkinn

Trotz allem blieben für die Porträts des Kaisers Justinian I. untypische Elemente, wie die weißen Haare, vom vorhergehenden Bild sichtbar. Den antiken Betrachter störte das nicht, da die spätrömischen Kaiserporträts ohnehin unabhängig vom wahren Aussehen und Alter der Dargestellten als Verbildlichung eines Kaiserideals hergestellt werden. Die leichten Falten und das Doppelkinn, die realistisch anmuten, standen für die Sorge um den Staat und die Mühe der Amtsausübung. Die eindeutige Zuweisung an den Eroberer erfolgte durch die über der Figur angebrachte Inschrift. jsc