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27.09.2011

Mittendrin statt nur dabei

Die Männer vom Löschzug Olewig stellen nicht nur in ihrem eigenen Stadtteil Hilfeleistung und Versorgung sicher, sondern gewährleisten auch tagsüber die Sicherheit in anderen Teilen Triers. Foto: Daniel Schieben
Die Männer vom Löschzug Olewig stellen nicht nur in ihrem eigenen Stadtteil Hilfeleistung und Versorgung sicher, sondern gewährleisten auch tagsüber die Sicherheit in anderen Teilen Triers. Foto: Daniel Schieben
Die größte Einsatztruppe und den mit Abstand höchsten Anteil an Atemschutzgeräteträgern aller Freiwilligen Feuerwehren in Trier: Der Löschzug Olewig (LZ) rückt aufgrund der Nähe zur Innenstadt häufig mit der Berufsfeuerwehr aus und ist auch außerhalb der „normalen“ Feuerwehrtätigkeit äußerst aktiv.

Dichter Qualm dringt aus der Herrentoilette der Olewiger Grundschule Auf der Ayl. Während ein Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr bereits die Auffahrt hochfährt, kümmert sich die Gruppe auf dem zweiten Löschfahrzeug um die Wasserversorgung. Doch eine Baustelle auf der Zufahrtsstraße unterhalb des Gebäudes blockiert den Hydranten. Um die nächstgelegene Entnahmestelle anfahren zu können, muss das Fahrzeug wenden.

In der Zwischenzeit hat der Angriffstrupp die Tür zur Toilette geöffnet. Zwei Männer in Uniform und Atemmaske kommen plötzlich aus dem Rauch heraus und tragen einen  schweren Körper aus dem Gefahrenbereich. „Einer unserer Männer hat sich bei der Rettungsaktion verletzt und muss aus dem Gebäude geborgen werden“, gibt LZ-Führer Johannes Haag plötzlich per Funk durch. Sofort eilen drei Feuerwehrmänner wieder in das Gebäude und tragen wenige Augenblicke später den bewusstlosen Kameraden ins Freie. Mittlerweile hat der Wassertrupp auch die Versorgung sichergestellt. Binnen Sekunden werden Schläuche zusammengefügt. Noch während der verletzte Kollege medizinisch behandelt wird, beginnen die Löscharbeiten. „Okay, danke meine Herren“, klingt Haags Stimme auf einmal aus dem Funkgerät. „Übung beendet.“

Als die Schläuche aufgerollt, die Nebelmaschine ausgeschaltet und die Dummypuppen im Wagen verstaut sind, kommen alle Feuerwehrleute vor der Grundschule zu einer Abschlussbesprechung zusammen. Haag lobt die gute Zusammenarbeit und die schnelle Problemlösung, findet aber auch Kritik-punkte und ruft Basiswissen wieder ins Gedächtnis. Etwa, dass die Männer den Druckverlust des Wassers nicht unterschätzen sollen: Bei der Übung wurde das Wasser mit fünf Bar aus dem Hydranten gepumpt, doch pro 100 Meter Länge beziehungsweise zehn Höhenmetern reduziert sich der Wert um jeweils ein Bar. Zum Löschen benötigt die Feuerwehr mindestens 1,5 Bar. Haag lässt sich die Druckmessung der Löschmannschaft geben. „1,6 Bar – na, das hat gerade so gereicht“, mahnt er.

Sportlichster Löschzug

Für die 37 ausgebildeten Olewiger Feuerwehrleute im Alter von 18 bis 55 Jahren stehen solche Übungen alle zwei Wochen auf dem Programm. Daneben wird seit 15 Jahren jeden Donnerstag Dienstsport getrieben: Laufen, Fahrradfahren, verschiedene Ballsportarten oder Schwimmen.  „Wir sind der Sportlöschzug“, bemerkt Haag schmunzelnd und verweist auf den Duathlon, einen Wettkampf, den die Feuerwehr Olewig seit 20 Jahren ausrichtet und bei dem die umliegenden Löschzüge ebenfalls teilnehmen. „Die Feuerwehr muss heutzutage etwas bieten, denn durch unsere Nähe zur Innenstadt gibt es viele Freizeitangebote und damit jede Menge Konkurrenz“, sagt Haag.

Dass er seine Leute bei den Übungen stark fordert, sich auch mal „etwas Gemeines“ einfallen lässt oder Abläufe übt, „die beim letzten Mal nicht so reibungslos“ funktioniert haben, begründet der LZ-Führer mit dem großen Einsatzgebiet. Neben Olewig  und Gartenfeld ist die Truppe auch für die Innenstadt zuständig – und ist dadurch praktisch immer mitten im Geschehen. In gut 80 Prozent der Fälle rückt der LZ mit der Berufsfeuerwehr aus. Durchschnittlich fahren die Männer drei Einsätze pro Monat.

Besonders stolz ist Haag auf die Tagesverfügbarkeit, die von Trier-Süd bis zur Stadtgrenze Richtung Konz reicht: „Wir haben viele Heimarbeiter, Selbstständige oder Kollegen, die bei der Berufsfeuerwehr beschäftigt sind. Die können auch spontan von der Arbeit weg.“ Die Vereinbarkeit von Beruf und LZ liegt Haag besonders am Herzen – in Ausnahmefällen wird er schon mal persönlich beim Arbeitgeber vorstellig, denn „in Trier geht es nicht ohne die Freiwilligen Feuerwehren.“
 
Dass die Olewiger im Einsatz schnell und effektiv handeln, liegt nicht nur an der Zuverlässigkeit der Mitglieder und dem starken Zusammenhalt der Truppe, sondern auch daran, dass jeder nach seinen Fähigkeiten eingesetzt und gefördert wird. „Jeder kann sich einbringen, wie er möchte. Aber ich erwarte, dass jeder mit Herzblut bei der Sache ist“, betont Haag. „Denn  Feuerwehr heißt 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr bereit zu sein!“
 
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