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21.09.2021

Mit Waldschutz aus der Klimakrise

Was dem Wald zu schaffen macht, verdeutlichte „Ed Wood“, der während des Waldforums mehrfach auf die Bühne kam und zum Publikum sprach.
Was dem Wald zu schaffen macht, verdeutlichte „Ed Wood“, der während des Waldforums mehrfach auf die Bühne kam und zum Publikum sprach.
Wie eng eine nachhaltige Waldbewirtschaftung und Klimaschutz zusammenhängen, war nur eine Erkenntnis beim Trierer Waldforum. Bei der gemeinsamen Veranstaltung von Forstamt und Stadt gab es interessante Vorträge und neue Impulse, wie die Klimakrise noch abgewendet werden kann.

Waldbesitzende, Verbände, Wissenschaft, Politik und interessierte Bürgerinnen und Bürger trafen sich, um aktuelle Fragen rund um den Wald zu erörtern. Das fünfte Trierer Waldforum in der Europahalle stand unter der Fragestellung „Unser Wald – Brennglas der Klimakrise. Hinsehen, entscheiden, handeln. Was hindert uns?“ Gundolf Bartmann, Leiter des Forstamts Trier, machte bereits in seiner Einführung die Problematik deutlich: „Absterbende Waldflächen gibt es auch in unserer Region. Die Frage ist, wie lange der Wald seine vielfältigen Funktionen noch erfüllen kann“, so der Forstexperte. Es brauche einen Perspektivwechsel und tragfähige Konzepte, um den Wald zu schützen, lautete Bartmanns Forderung. Der unter anderem für Umwelt und Bauen zuständige Dezernent Andreas Ludwig ging auf den Klimawandel ein, zu dem wir alle beitrügen. Die dadurch entstehenden Schäden – auch am Wald – seien bereits unübersehbar. „Wir müssen dem Einhalt gebieten“, betonte er.

Der bekannte Wissenschaftler Professor Hans Joachim Schellnhuber – der zu den weltweit renommiertesten Klimaexperten gehört – war per Video in die Europahalle zugeschaltet. Er machte in seinem Vortrag nüchtern- wissenschaftlich deutlich, welche Folgen der Klimwandel hat und was noch auf die Menschheit zukommen kann. 2020 sei das heißeste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gewesen, sagte Schellnhuber. Es gebe mittlerweile viele Naturkatastrophen – „auch bei uns“, wie der Wissenschaftler betonte. Er ist sich sicher: „Tun wir nichts gegen den Klimawandel, treten wir in ein neues Zeitalter der Extremereignisse ein.“ Auch die Lebensgrundlagen der Zivilisation seien in Gefahr. Das Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, ist laut Schellnhuber unrealistisch. Möglicherweise seien zwei Grad machbar. Dafür müsste der weltweite Ausstoß von Kohlenstoffdioxid bis 2050 auf null reduziert werden, in Deutschland sollte dies bereits zehn Jahre früher erreicht sein. Der Wissenschaftler erläuterte auch seine Vision, wie dies gelingen könnte: Angesichts der Tatsache, dass 40 Prozent der globalen Emissionen auf den Baubereich zurückzuführen sind, will er hier ansetzen: Statt Stahl und Beton zu verbauen plädiert er für Holz als Baustoff. Damit könnten Emissionen vermieden und CO2 sogar in Gebäuden gespeichert werden. „Eine echte Chance, um die Erwärmung zu begrenzen“, ist er sich sicher. Eine gute Forstwirtschaft sieht er als Voraussetzung, um diese Vision Realität werden zu lassen.

Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Anne Spiegel verdeutlichte die immensen Schäden, die der Wald bereits davongetragen hat. Auch sie plädierte dafür, dass Forst- und Klimaschutzpolitik eng miteinander verbunden sein müssen. Antonia Messerschmitt, die in der Fridays for Future Bewegung aktiv ist, sprach sich deutlich gegen die Versiegelung von Flächen und für die Renaturierung von Wäldern und Mooren aus.

Björn Gutheil