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08.05.2018

Mit dem jungen Karl durch Trier

Theaterstück zum Mitgehen stellt den Abiturienten Karl Marx in den Mittelpunkt

Der junge Karl Marx (Tobias Schwieger) macht vor dem Wohnhaus seiner damaligen Freundin Jenny ein Selfie mit seinem Bronze-Alter-Ego und der Gedenkplakette für Jenny von Westphalen.
Der junge Karl Marx (Tobias Schwieger) macht vor dem Wohnhaus seiner damaligen Freundin Jenny ein Selfie mit seinem Bronze-Alter-Ego und der Gedenkplakette für Jenny von Westphalen.

„Marx! Love! Revolution!" – atemlos und leidenschaftlich klingt der Titel eines neuen Theaterstücks, das die Zuschauer in die Zeit des 17-jährigen Karl Marx mitnimmt. Und das passt ausgezeichnet, denn mit viel Verve und Passion führt der Schauspieler Tobias Schwieger als junger Karl Marx seine Zuschauer durch Trier, seine eigene Statue immer im Schlepptau.

„Wer will denn den alten Karl Marx in Erinnerung behalten?", fragt der junge Karl Marx seine Zuschauer auf dem Simeonstiftplatz und betrachtet dabei skeptisch seine eigene überlebensgroße Statue aus Bronze. Schließlich wollten doch die jungen Menschen die Welt verändern. Er selbst gebe sich dazu noch zehn Jahre – dann wäre er 27 und so alt wie Jimi Hendrix, Janis Joplin und weitere Persönlichkeiten, die in diesem Alter starben und trotzdem ein Werk von Weltruhm hinterließen. Alles klar?

Das Theaterstück des Autors Johannes Kram springt leichtfüßig durch die Jahrhunderte, doch es verwirrt die Zuschauer nicht. Im Gegenteil: An vielen Stellen werden so die Parallelen zwischen Marx‘ und der heutigen Zeit deutlicher als vorher. Und die Kapitalismuskritik von Marx wird greifbar, wenn sie auf heutige Verhältnisse angewendet wird. „Wie eine Ware stehst Du da, weil Du was verkaufen sollst", wirft Karl seinem Bronze-Alter-Ego vor und ringt damit, selbst zu einer Ikone geworden zu sein. Beim Gang durch Trier dient ein als Bronze-Statue verkleideter Schauspieler dem jungen Marx als Ansprechpartner. Er bleibt jedoch stumm und äußert sein Missfallen höchstens dadurch, dass er nach einem anklagenden Monolog einfach davonläuft.

„Es ist kein Zufall, dass Karl Marx in Trier geboren wurde und das wollte ich in dem Stück auch zeigen", sagt Autor Johannes Kram, der ebenfalls in Trier aufgewachsen ist. In vielen Büchern über Marx heiße es entweder, es sei ungewöhnlich, dass ein solcher Revolutionär aus einer so kleinen Stadt komme oder aber, dass er genauso gut aus Berlin oder Hamburg hätte stammen können. Beides ist in seinen Augen falsch und deshalb betont er im Stück, wie außergewöhnlich arm und verzweifelt die Trierer Bevölkerung Anfang des 19. Jahrhunderts war. „Wie konnte jemand aus Trier nicht wie Karl Marx werden?" fragt denn auch die Hauptperson. Die Liebe spielt – gemäß dem Titel – ebenfalls eine große Rolle, denn Marx‘ spätere Ehefrau Jenny von Westphalen war mindestens ebenso revolutionär eingestellt wie er selbst.

Nicht nur auf Touristen, auch auf viele Trierer Zuschauer hofft Norbert Käthler, Geschäftsführer der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM), die das Stück in Kooperation mit dem Theater produziert hat: „Es betrifft den Kern von Trier und ist damit ein weiterer Beitrag, wie Trier erlebt werden kann." Das Stück wird samstags um 14 Uhr aufgeführt und dauert 90 Minuten. Los geht es an der Karl-Marx-Statue, Endpunkt ist das Karl-Marx-Haus in der Brückenstraße.

Tickets für das Theaterstück gibt es für 13,90 Euro bei der Tourist-Information an der Porta Nigra. Auf Nachfrage werden auch Aufführungen für Gruppen angeboten. Weitere Informationen im Internet unter www.trier-info.de.