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23.03.2010

"Mein Vater wäre stolz"

Der 1926 entstandene „Blick durch ein Fenster der Porta Nigra auf St. Gangolf“ ist eines von rund 60 Gemälden von Max Lazarus, die in der Sonderausstellung  des Stadtmuseums zu sehen sind.
Der 1926 entstandene „Blick durch ein Fenster der Porta Nigra auf St. Gangolf“ ist eines von rund 60 Gemälden von Max Lazarus, die in der Sonderausstellung des Stadtmuseums zu sehen sind.
Seine Liebe zur Trierer Heimat drückte er in vielen Gemälden aus. Doch mit der Emigration 1938, die sich wegen des NS-Regimes nicht mehr weiter aufschieben ließ, geriet Max Lazarus lange in Vergessenheit. Die Ausstellung „Max Lazarus. Trier – St. Louis – Denver. Ein jüdisches Künstlerschicksal“ im Stadtmuseum Simeonstift würdigt sein Schaffen in Trier und den USA.

Die Ausstellung sei aber nicht nur eine Bereicherung der Kunstgeschichte und stelle eine Künstlergeschichte über Grenzen hinweg dar, sie sei auch für die Stadtgeschichte und die jüdische Gemeinde sehr wichtig, betonte Dr. Elisabeth Dühr, Leiterin des Stadtmuseums Simeonstift. Denn im Nachlass des Künstlers beförderte Kuratorin Dr. Bärbel Schulte erstmals Skizzen und Fotos von acht Synagogen zu Tage, die Lazarus ab den 1920er Jahren ausgemalt hat, darunter die ehemalige Synagoge in Trier, von der es bisher keine Dokumente mehr gab. Bis Schulte dieses Ergebnis in den Händen hielt, betrieb sie aufwändige Forschungen. Mit einer archäologischen Grabung, bei der Schicht um Schicht die Biografie freigelegt wurde, verglich Dühr das Vorgehen ihrer Kollegin.

Über das Ergebnis, das rund 60 Gemälde des Künstlers vereint, sind Lazarus’ Tochter Norma Kerr und Enkelin Texanna McGinnis sichtlich gerührt. „Mein Vater wäre sehr stolz auf diese Ausstellung. Er liebte Trier und es hat ihm das Herz gebrochen, als er von hier weggehen musste“, erinnert sich die heute 86-Jährige, die mit Familienmitgliedern aus den USA angereist ist. Anfangs sei sie von der Idee einer Ausstellung nicht ganz so begeistert gewesen, gibt sie zu. Doch ihre Tochter Texanna habe sie davon überzeugt, jetzt seien sie beide überwältigt. „Die Gemälde haben rund 40 Jahre im Schrank geruht, wir hatten uns von der Vergangenheit abgewendet.“ Schulte habe mit großem Einfühlungsvermögen viele schöne Erinnerungen zurückgebracht, freut sich Kerr sichtlich.
 
Doch mit der Ausstellung werde auch ein dunkles Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte beleuchtet, sagte Oberbürgermeister Klaus Jensen bei der Vernissage, zu der knapp 600 Kunstinteressierte und zahlreiche Repräsentanten des öffentlichen Lebens gekommen waren. Der Lebensweg von Lazarus stehe exemplarisch für das Schicksal vieler anderer Menschen, die von den Nationalsozialisten vertrieben, verfolgt oder ermordet wurden.
 
Lazarus (1892 – 1961), der sich vor allem durch seine Fähigkeiten im Umgang mit der Farbe und der Wiedergabe von Licht- und Luftstimmungen auszeichnet, hatte seinerzeit viele positive Besprechungen in regionalen Medien. Davon zeugen Zitate, die auf weißen Fahnen von der Decke hängen. „Er war hier kein Nobody“, so Schulte. Zu seinen bevorzugten Motiven zählten Stadtansichten der Trierer Region, Porträts und Blumenstillleben. In St. Louis fanden vor allem die Dynamik der Großstadt, Menschen, Autos und grellere Farben Eingang in seine Bilder. In seiner Denverer Zeit, als er wegen seines Stils genau zwischen die Fronten der konservativen Künstler und der Vertreter des so genannten Modernismus geriet, konnte er nicht an seine früheren Erfolge anknüpfen. In jenen Jahren dokumentierte er die fieberhafte Bautätigkeit und urbane Expansion der aufstrebenden Metropole Denver. Der Titel der Ausstellung spiegelt nicht nur diese Lebensstationen wider, sondern vereint auch die Städte, in denen die Ausstellung zu sehen sein wird. Zu Ehren des Künstlers hat sein Großneffe Ariel Lazarus ein Stück komponiert, das er bei der Vernissage uraufführte.
  • Dauer: bis 27. Juni, Führungen: 23. März, 20 Uhr, 11. April, 11.30 Uhr, 11. Mai, 20 Uhr, und 27. Juni, 11.30 Uhr; Infos und zweisprachiger Katalog: 0651/718-1459