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26.10.2010

Luxusdomizil mitten im Wald

Welche ist älter? Johan Uphaus und Försterin Kerstin Schmitt lassen die Besucher des „Haus des Waldes“ gerne das Alter der beiden Baumscheiben schätzen.
Welche ist älter? Johan Uphaus und Försterin Kerstin Schmitt lassen die Besucher des „Haus des Waldes“ gerne das Alter der beiden Baumscheiben schätzen.
Das gefährlichste Lebewesen im Wald, Tiere, die an Fabelwesen erinnern, und ein 4-Sterne-Hotel für Igel – bei einem Rundgang oder
einer Führung durch das „Haus des Waldes“ gibt es für Groß und Klein allerhand über den grünen Lebensraum zu lernen, zu entdecken und zu bestaunen.

Ist es der Bär, der Luchs, der Wolf oder treiben gar Löwe und Tiger im heimischen Weisshauswald ihr Unwesen? Wenn Försterin Kerstin Schmitt Kinder bei einer Führung durch das 100 Quadratmeter große „Haus des Waldes“ nach dem gefährlichsten Lebewesen fragt, sind das nur einige der Antworten, die sie erhält. Denn Kinder und Jugendliche denken zunächst an die großen, gefährlichen Tiere, die sie aus Büchern oder dem Fernsehen kennen. Auf die Antwort, die Schmitt vorschwebt, kommen sie meistens nicht: der Mensch. Diese Feststellung ist zunächst verblüffend, doch die Försterin klärt ihre Besucher gleich über ihre These auf. „Der Mensch ist dafür verantwortlich, dass die großen Beutegreifer wie Bär, Luchs oder Wildkatze in unseren Wäldern fast ausgestorben sind. Alles, wovor der Mensch Angst hat, hat er vernichtet.“

Gemeinsam fernsehen

Doch nicht immer ziehen Tiere den Kürzeren, wenn sie auf den Homo sapiens treffen. So gibt es etwa Arten, die sich mit dem Menschen sehr gut arrangiert haben. „Füchse spazieren durch viele Gärten, Rehe lieben Erdbeeren und wer am Waldrand wohnt, bei dem schaut schon mal ein Wildschwein von der Terrasse aus mit fern“, erklärt Schmitt. Aber auch innerhalb der gleichen Familie gibtes bei den Tieren große Unterschiede. Die einen passen sich an, andere leiden unter den Menschen. So ist der Baummarder sehr selten geworden, die Begegnung mit Steinmardern überstehen viele Autos zum Leidwesen der Besitzer nicht unbeschadet.

Doch nicht nur über das Zusammenleben zwischen Mensch und Tier erfahren die Besucher bei einer Führung durch das „Haus des Waldes“ am Parkplatz Weisshausbrunnen interessante Fakten. Auch zu den tierischen Bewohnern selbst, die im Diorama ausgestellt sind, gibt es einiges zu sagen. Bei vorwiegend weiblichem Publikum geht Johan Uphaus vom Forstamt Weisshauswald gern näher auf die Füchse ein. Dort heißen die Männchen Rüde, die Weibchen Fähen. Das erinnert viele Mädchen wohl an die Fabelwesen, die Feen – und sie sind oft hin und weg.

Was bei Führungen durch das „Haus des Waldes“ zur Sprache kommt, hängt von der Gruppe und deren Alter ab. Während die einen vor allem an der Geschichte und Nutzfunktion des Waldes interessiert sind, begeis-tern sich andere eher für die Staaten bildenden Insekten Ameise und Biene, wieder andere wollen mehr über die Erholungsfunktion des grünen Lebensraums erfahren. Manche lassen sich durch aktives Erleben mehr fesseln als durch Zuhören.

Alter bestimmen

Amüsant ist es für Schmitt und Uphaus immer, wenn sie Kinder und Jugendliche, die den größten Teil der jährlich rund 6 000 Besucher ausmachen, das Alter des Baumes an zwei Holzscheiben bestimmen lassen. Die eine ist groß, die andere klein. Doch ausschlaggebend ist die Anzahl der Jahressringe. Das sorgt immer für viele Diskussionen, so manch einer ist schon in die Falle getappt.

Wofür auch immer sich die Gruppe besonders interessiert, die Zeit bei den Führungen vergeht wie im Flug. Wichtig ist es für Schmitt und Uphaus vor allem, das Interesse und Verständnis für den Wald und seine Bewohner zu wecken. „Wenn man selbst hinter der Sache steht, springt der Funke auch auf die Kinder über. Sie merken, dass man selbst den Wald liebt“, weiß Uphaus. Einmal habe ihm eine 14-Jährige bei Beginn der Führung zu verstehen gegeben, dass ihr der Wald nicht gefällt. Nachher wollte sie wissen, wo man Forstwirtschaft studieren kann.

Das ist nur eines von vielen Erfolgserlebnissen, von denen die beiden berichten können. Denn der Blick für den Lebensraum Wald ist bei den meisten nach der Führung durch das „Haus des Waldes“ dauerhaft geschärft. Auch dafür, dass ab und an auch mal abgestorbene Äste und Bäume im Wald verbleiben. „Der Wald ist nicht Nells Park. Was für die einen nicht so aufgeräumt aussieht, ist für den Igel ein Vier-Sterne-Hotel.“

Für die Natur begeistert

Es sind auch diese und weitere Anekdoten und Kommentare von Schmitt, die die Zuhörer zum Staunen bringen und die im Gedächtnis bleiben. „Wenn Kinder am Wochenende ihre Eltern am Ärmel ziehen und ihnen sagen, der Wald ist schön, ich will da wieder hin, haben wir unser Ziel erreicht.“ Und einige von denen, die sie für die Natur inmitten der Stadt begeistert haben, kommen vielleicht zu einem Waldhelfertag wieder, um den lieb gewonnenen Bewohnern zum Beispiel aus Reisig einen Unterschlupf zu bauen.

Tanja Jost

  • Öffnungszeiten: Mai bis Oktober, Freitag, Samstag, Sonntag und Feiertag, 14 bis 17 Uhr, November bis April, Samstag, Sonntag und Feiertag, 14 bis 16 Uhr, Führungen buchbar unter Telefon 0651/85886 und per E-Mail an: kerstin.schmitt@trier.de