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13.02.2024

Lücken bei Haupt-und Ehrenamtlichen

Eine ältere Frau im Gesprächemit einer jugen Pflegerin, die ein Stethoskop hält.
Neben der medizinischen Betreuung zu Hause spielt auch die soziale Situtation älterer Menschen eine wichtige Rolle. Hier setzt unter anderem das Programm „Gemeindeschwester plus“ an. Foto: Adobe Stock

In der ersten Sitzung 2024 befasste sich der Seniorenbeirat mit einer Herausforderung, die allein schon durch die deutlich wachsende Zahl der in Rente gehenden „Babyboomer“ deutlich an Brisanz gewinnt: Wie kann vor diesem Hintergrund die Leistungsfähigkeit des Pflegesystems erhalten werden? Seit einem Jahr kümmert sich Pflegestrukturplanerin Merit Förster im Amt für Soziales und Wohnen um diesen Komplex, bei dem eine ganze Reihe von Problemen anzugehen ist.

Nach ihren Erfahrungen in Trier, aber auch von früheren Tätigkeiten her, gibt es für die wachsende Zahl älterer Menschen, die möglichst lange im gewohnten häuslichen Umfeld bleiben wollen, derzeit zu wenig Angebote in den Bereichen Hauswirtschaft und Betreuung. Der Fachkräftemangel macht sich hier deutlich bemerkbar, aber auch in den stationären Einrichtungen sowie den Pflegediensten für ältere Menschen. Dort können teilweise schon Plätze nicht belegt werden, weil nicht genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen. 

Hinzu kommt nach der Erfahrung von Förster auch, dass immer mehr ältere Menschen unter Einsamkeit leiden und auf der anderen Seite die Zahl der Ehrenamtlichen, die sich vor allem in den Verbänden oder in Pfarrgemeinden für ältere Menschen engagieren, zu niedrig ist – auch als Folge der Corona-Pandemie. 

Auf diese Probleme aufmerksam zu machen, sich für die Gewinnung und Ausbildung von Pflegefachkräften einzusetzen, die Seniorenarbeit vor Ort in den Stadtteilen zu stärken sowie bestehende Netzwerke zu stärken und auszubauen, sind daher zentrale Schwerpunkte in der Arbeit von Förster. Zudem kümmert sie sich um ein patientenorientiertes „Case-Management“ und erstellte Pflegeberichte, auch um für konkrete Entscheidungen vor Ort eine gute Informations- und Datenbasis bereitstellen zu können.

Dabei arbeitet Förster auch mit dem Seniorenbüro und dem Seniorenbeirat eng zusammen, aber auch mit der Selbsthilfe-, Kontakt- und Informationsstelle (Sekis) sowie der Gemeinwesenarbeit in verschiedenen Stadtteilen. Mit der gesamten Problematik soll sich demnächst eine Pflegekonferenz in Trier befassen. 

Vor dem Bericht von Förster stellten Gabriele Merkel und Juliane Heck vom Landesprogramm „Gemeindeschwester plus“ eine erste Zwischenbilanz ihrer Arbeit seit dem Start im Frühherbst 2023 vor. Sie sind seitdem im Stadtbezirk St. Matthias in Trier-Süd aktiv und setzten in den ersten Monaten neben kleineren Veranstaltungen vor allem darauf, dass die Angebote für ältere Menschen über 80, die noch in den eigenen vier Wänden wohnen, relativ schnell bekannt werden. Mehrere Veröffentlichungen in der Rathaus Zeitung gehörten ebenso dazu wie Plakate oder Info-Flyer, die bei Ärzten und Apotheken ausgelegt werden. Neben vielfältigen Beratungen sind auf Wunsch auch Hausbesuche möglich. Dabei geht es neben einer möglichst langen Selbstständigkeit auch darum, die Einsamkeit der älteren Menschen zu reduzieren. Das Trierer Projekt ist zunächst bis Ende 2024 befristet und mit einem Kontingent von 1,5 Stellen ausgestattet. Die Nachfrage ist nach Angaben von Gabriele Merkel bisher sehr gut. Auf längere Sicht strebe man die Ausweitung des Programms auf weitere Stadtbezirke an.

Petra Lohse