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30.08.2022

Löwenkopf aus Bergkristall

Zwei durchsichtige Löwenköpfe aus Bergkristall
Der in Trier ausgestellte Löwenkopf ist Teil eines nahezu identischen Paares aus zwei Möbelbesätzen in Form von 12,5 Zentimeter hohen Exemplaren aus Bergkristall. Deren Fundort ist nicht sicher bekannt. Es könnte nach Einschätzung von Experten ein Grab am Rhein gewesen sein. Abbildung: Musée de Cluny – Musée national du Moyen Âge, Paris. / Inv. Cl 616

Eindrucksvoll, glasklar und äußerst fein gearbeitet: Der Löwenkopf aus dem Pariser Musée de Cluny ist ein echtes Highlight des Ausstellungsteils im Landesmuseum. Dem harten und schwer zu bearbeitendem Bergkristall die anmutig gearbeiteten Konturen abzuringen und dem Löwen seinen ausdrucksstarken Gesichtsausdruck zu verleihen, muss auch für den spätrömischen Spezialisten sehr anspruchsvoll gewesen sein. Nach der Einschätzung von Experten könnte ein Trierer Handwerksmeister ihn sowie sein ebenfalls in Paris aufbewahrtes, fast identisches Pendant im vierten bis fünften Jahrhundert nach Christus geschaffen haben. Sie sehen mögliche stilistische Verbindungen mit Trierer Werken und auch die hohe Qualität des Stücks könnte zusätzlich mit der Kaiserresidenz in Verbindung gebracht werden.

Innen sind die Löwenköpfchen hohl, daher werden sie als Möbelbesatz gedeutet. Von spätantiken römischen Darstellungen sind Löwen als Thronschmuck bekannt. Mit ihrem geradezu majestätischen Ausdruck ist es möglich, dass die kristallenen Objekte die Arm- oder Rückenlehne eines Throns geschmückt haben. Wohl erst nach einer zweiten nachantiken Verwendung gelangten beide Löwenköpfe gemeinsam unter die Erde und wurden zu einem unbekannten Zeitpunkt der Sammlung des Musée de Cluny in Paris zugeführt. Seit vielen Jahrzehnten ist nun zum ersten Mal ein Exemplar außerhalb der französischen Metropole zu sehen.