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06.11.2007

Lessings Plädoyer für religiöse Toleranz

Lessings dramatisches Gedicht „Nathan der Weise“ feiert am Samstag. 10. November, 19 Uhr, Premiere im Großen Haus des Theaters. Regie führt Bettina Rehm, die im vergangenen Jahr „Medea“ bei den Trierer Antikenfestspielen inszeniert hatte. Die Titelrolle des fünfaktigen Lessing-Dramas übernimmt Manfred-Paul Hänig.
Das Stück des Dichters Gotthold Ephraim Lessing spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzugs während des Waffenstillstands in Jerusalem. Als der jüdische Kaufmann Nathan von einer Geschäftsreise nach Hause zurückkehrt, muss er erfahren, dass seine Tochter Recha bei einem Brand fast ums Leben gekommen wäre. Gerettet wurde sie ausgerechnet von einem christlichen Tempelherren, der sich trotz seiner Vorurteile gegenüber den Juden in Recha verliebt. Nathan reagiert zunächst ausweichend, obwohl er mit Verweis auf die bekannte Ringparabel grundsätzlich für ethische Prinzipien und eine religionsübergreifende Verständigung wirbt. Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Glaubenslehren wird eine tragische Kette von Missverständnissen ausgelöst.

Das Drama entstand 1779 als letztes Stück Lessings, der zwei Jahre später starb. Hintergrund der Entstehung ist eine Auseinandersetzung des Aufklärers mit dem Hamburger Pastor Johann Melchior Goeze, die so weit reichte, dass teilweise ein Publikationsverbot gegen den Dichter verhängt wurde. Deswegen hielt Lessing dem Dogmatismus seiner Kontrahenten mit „Nathan der Weise“ ein Plädoyer für religiöse Toleranz und Gleichberechtigung der Juden entgegen. Seine Beschäftigung mit dem Stoff reicht jedoch nachweislich schon bis etwa 1750 zurück.

Stück nach wie vor aktuell

Lessings Stück wurde später von den Nationalsozialisten verboten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erfuhr sie ihre Wiederbelebung als Zeichen für den Bruch mit der antisemitischen Ideologie. Auch heute setzt das Stück mit seiner Utopie des humanen Zusammenhalts ein nach wie vor unverzichtbares Signal und ist daher sehr aktuell.

Weitere Aufführungen im November: Dienstag, 13., Sonntag, 18. und Freitag, 30., jeweils 19 Uhr, Großes Haus. Karten an der Theaterkasse: 0651/ 718-1818.