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21.01.2014

Leitgedanke: Mehr bezahlbarer Wohnraum

Foto: Beim ersten Informationsabend zum Flächennutzungsplan entspann sich eine lebhafte Debatte zwischen dem Publikum und den Stadtplanern um Dezernentin Simone Kaes-Torchiani.
Beim ersten Informationsabend zum Flächennutzungsplan entspann sich eine lebhafte Debatte zwischen dem Publikum und den Stadtplanern um Dezernentin Simone Kaes-Torchiani (rechtes Bild). Fotos: Lorig

Nach mehr als 30 Jahren bekommt Trier einen neuen Flächennutzungsplan (F-Plan). Am vergangenen Mittwoch stellte das Baudezernat den Vorentwurf des umfangreichen Dokuments erstmals der breiten Öffentlichkeit vor. Bei der mit rund 120 Teilnehmern gut besuchten Veranstaltung im IHK-Tagungszentrum wurde unter anderem über die geplanten Neubaugebiete diskutiert.

Ob Wohnungsbau, Gewerbegebiet, Ackerland oder Grünfläche: Der F-Plan legt die Bodennutzung für das gesamte Stadtgebiet fest. Zumindest in den Grundzügen, die Details werden gegebenenfalls in Bebauungsplänen behandelt. Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani erläuterte zu Beginn die Notwendigkeit der Neuaufstellung: „Trotz vieler Fortschreibungen entspricht der derzeit noch gültige Plan nicht mehr den aktuellen Rahmenbedingungen der Stadt-

entwicklung. Wir müssen auf die Veränderungen in der Demografie, der Verkehrs- und Energiepolitik und der Schulentwicklung reagieren.“ Angesichts der mittelfristig wachsenden Bevölkerung und steigender Immobilienpreise sei es eines der wichtigsten Ziele, bezahlbaren Wohnraum für Familien zu schaffen.

Heike Defourny und Stefan Leist vom Stadtplanungsamt erläuterten die Inhalte des Flächennutzungsplans Trier 2025. Dabei wurde die Vielschichtigkeit der in den vergangenen Jahren geleisteten Arbeit deutlich: Der Bedarf für neue Siedlungsflächen (123 Hektar), Gewerbegebiete (63 Hektar) und Nahversorgungszentren wurde anhand von Bevölkerungsprognosen, Flächenreserven, Wohn- und Wirtschaftstrends möglichst genau für die nächsten 15 Jahre ermittelt. Die Eignung verschiedener Flächen wurde gegeneinander abgewogen, wobei Erschließungskosten, ökologische Risiken und gewachsene Siedlungsstrukturen zu beachten waren. Eine Vielzahl abgeschlossener und vorbereitender Planungen, darunter das Mobilitätskonzept, die Stadtteilrahmenpläne, der Landschaftsplan, das Einzelhandelskonzept und die Stadtklimaanalyse, mussten in den F-Plan eingearbeitet werden.

Brubacher Hof

Bei der anschließenden Diskussion stand unter anderem das geplante Neubaugebiet Brubacher Hof im Blickpunkt, das mit 28 Hektar Nettobaufläche ähnlich groß ist wie der benachbarte Stadtteil Mariahof. Aus dem Publikum wurde die mangelhafte Verkehrsanbindung und die Nähe zum Naturschutzgebiet Mattheiser Wald kritisiert. Kaes-Torchiani verwies neben dem dringenden Bedarf für neue Wohnbauflächen auf die zu erwartende Stärkung der sozialen und wirtschaftlichen Infrastruktur in Mariahof. Verkehrsplaner Wilko Kannenberg erklärte, die bestehende Zufahrt nach Mariahof sei laut Gutachten bei weitem leistungsfähig genug, um den zusätzlichen Verkehr abzuwickeln.

Windenergie

Der F-Plan soll auch Flächen für die Gewinnung erneuerbarer Energien ausweisen. Während für Photovoltaik unter anderem ein Streifen entlang der A 64 bei Herresthal vorgesehen ist, wird für das Thema Windenergie zurzeit ein gesonderter Fachbeitrag erstellt. Als einziger Standort für einen Windpark in Trier kommt demnach der Zonenberg  im äußersten Norden des Stadtgebiets in Frage, da er sowohl die nötige Windstärke als auch den erforderlichen Abstand zur Wohnbebauung aufweist.

Moselstadion

Angesichts leerer Kassen ist der Neubau des Moselstadions am Messepark, wie er im F-Plan angedacht ist, in naher Zukunft nicht zu erwarten. Kaes-Torchiani erläuterte auf Nachfrage dennoch die Gründe, die für eine Verlagerung des Stadions sprechen. Zum einen komme es am jetzigen Standort in Trier-Nord wegen fehlender Parkplätze häufig zu Verkehrskonflikten. Der Messepark biete auch aufgrund der Nähe zu den neuen Regionalbahnhaltepunkten an der Westtrasse bessere Voraussetzungen. Bei einer Verlegung des Stadions könne zudem ein Teil der Fläche in Trier-Nord als attraktives Wohnquartier genutzt werden. Nachteil des Standorts Messepark ist, dass er sich in der Zone des 100-jährigen Hochwassers befindet. Daher könnte der Vorschlag eines Bürgers, das Stadion doch statt dessen auf den Kockelsberg zu verlegen, noch einmal neue Dynamik in die Debatte bringen.

Nahversorgung

Beim Thema Einzelhandel zählt es zu den wichtigsten Zielen, die Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs in den Stadtteilen auf Basis kleinerer Geschäfte und Läden zu erhalten. Dies gilt insbesondere für Ruwer, Pfalzel, Mariahof und Olewig. Um die Situation im Gartenfeld und in Alt-Kürenz zu verbessern, ist die Ansiedlung eines neuen Versorgungszentrums an der Schönbornstraße mit einem Lebensmittelvollsortimenter, einem Discounter und einem Drogeriemarkt vorgesehen. Weitere neue Flächen für die Nahversorgung werden auf dem Ehranger Mühlengelände und für das geplante Neubaugebiet Zewen ausgewiesen.

So geht es weiter

Der Vorentwurf des F-Plans und der Fachbeitrag Windenergie können im Baubürgerbüro am Augustinerhof eingesehen werden. Im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung können bis zum 14. Februar Stellungnahmen beim Stadtplanungsamt eingereicht werden. Nach deren Auswertung sind weitere dezentrale Infoveranstaltungen geplant. Nächste Stufe des Verfahrens ist die Ausarbeitung des F-Plan-Entwurfs, der auf Beschluss des Stadtrats öffentlich ausgelegt wird. Die dabei eingehenden Anregungen werden in den politischen Gremien beraten. Am Ende – voraussichtlich im ersten Halbjahr 2015 – steht der Feststellungsbeschluss durch den Stadtrat. F-Plan online: mit der Möglichkeit, eine Stellungnahme per Onlineformular abzugeben.