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10.01.2012

Langer Weg zurück

n einer Schreinerei des Caritasverbands werden frühere Obdachlose unter der Leitung von  Marcel Spitzner (rechts) Schritt für Schritt wieder an das Arbeitsleben herangeführt.
n einer Schreinerei des Caritasverbands werden frühere Obdachlose unter der Leitung von Marcel Spitzner (rechts) Schritt für Schritt wieder an das Arbeitsleben herangeführt.
In den letzten Jahren ist die Zahl jüngerer Obdachloser in Trier gestiegen. Daher muss das abgestufte  System der Hilfen in Kooperation mit freien Trägern ergänzt werden. Jüngere Obdachlose haben nach Angaben des städtischen Sozialamtsleiters Hans-Werner Meyer öfter mit Drogenproblemen zu kämpfen. Für sie sei es besonders wichtig, wieder ans Arbeitsleben herangeführt zu werden. Das Sozialamt hat ein ambulantes Konzept für jüngere Obdachlose erstellt und spricht sich langfristig für ein zusätzliches Heim aus.

In der Obdachlosenhilfe vor Ort sucht Streetworker Raimund Ackermann regelmäßig deren feste Treffpunkte auf. Es gibt aber auch Personen, die wochenlang verschwinden, plötzlich auf der Auffahrtsrampe eines Parkhauses gefunden werden und sich dadurch erheblichen Gefahren aussetzen. Um  das Schlimmste zu verhindern, ist das Sozialamt auf Hinweise angewiesen. „Das hat nichts mit Denunzieren zu tun. Es ist eine bürgerschaftliche Pflicht, einem Mitmenschen in Not zu helfen“, betont Meyer.

Das Sozialamt und freie Träger, wie Caritas und Sozialdienst Katholischer Frauen, erleben immer wieder, dass Obdachlose Hilfe verweigern. „Bei uns soll keiner erfrieren. Aber leider gibt es Fälle wie im letzten Winter, als ein Mann sich weigerte, in eine Einrichtung zu gehen. Dann stoßen die Hilfen an rechtliche Grenzen“, so der Sozialamtsleiter.

Viele Obdachlose aus dem Umland

Insgesamt ist die Zahl der Obdachlosen in Trier relativ niedrig, weil „wir die Menschen auf der Straße konkret ansprechen und meist überzeugen können, in eine Einrichtung zu gehen“, betont Meyer. Man habe nicht die Verhältnisse wie in deutschen Metropolen, wo teilweise Tausende auf der Straße lebten: „Allen, die bereit sind, sich an die Spielregeln zu halten, können wir städtischen Wohnraum vermitteln, wenn auch nicht immer von heute auf morgen.“ Im Benedikt-Labre-Haus der Caritas werden pro Jahr bis zu 8 000 Übernachtungen gezählt. Es stößt immer wieder an Kapazitätsgrenzen, auch weil das Oberzentrum Trier eine Sogwirkung auf Obdachlose aus dem Umland ausübt. „Es wird aber niemand weggeschickt, sondern notfalls die Teestube ausgeräumt, um weitere Nachtlager aufzustellen“, so Meyer.
 
Die bisherigen Konzepte der Obdachlosenheime seien eher für Ältere geeignet. Bei den Jüngeren gehe es noch stärker darum, ihnen eine berufliche Perspektive aufzuzeigen. Daher spricht sich Meyer für eine stationäre Einrichtung speziell für diese Gruppe aus: „Das ist ein nicht unerheblicher Aufwand, aber es lohnt sich.“

In der Obdachlosenhilfe gibt es zwei Phasen: Zunächst erhalten Betroffene eine erste Unterkunft, werden versorgt und medizinisch betreut. Später steht oft eine Suchttherapie im Blickpunkt und gerade bei Älteren die Vermittlung in betreute Wohngruppen. „Es reicht auf jeden Fall nicht aus, Obdachlose unterzubringen, sie müssen begleitet werden. Bei den engmaschig betreuten Gruppen haben wir gute Erfolge bei mehr als 50 Prozent der Betroffenen“, erläutert Meyer.