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19.04.2011

Kunst am Existenzminimum

Laas Koehler hat sich in seiner Ausstellung in der Tufa eingelebt und empfängt die Besucher in seinem „Büro“.
Laas Koehler hat sich in seiner Ausstellung in der Tufa eingelebt und empfängt die Besucher in seinem „Büro“.
Ein Künstler, der drei Wochen lang in seiner eigenen Ausstellung lebt und sich von Lebensmittelspenden ernährt: Mit diesem Experiment sorgt Laas Koehler zur Zeit für Aufsehen in der Szene. Am Samstag geht die Ausstellung „Kunst in der Krise... welche Krise?“ in der Tuchfabrik mit einem „Räumungsverkauf“ zu Ende.

Tütensuppen und Konservendosen im Küchenschrank, ein Tapeziertisch als Bett, Büromöbel aus Pappe und in einer Ecke jede Menge leere Pfandflaschen: So sieht zur Zeit der Alltag des Konzeptkünstlers Laas Koehler aus. Zugleich ist diese prekäre Wohnsituation ein wichtiger Bestandteil seiner Präsentation „Kunst in der Krise... welche Krise?“, die zum Rahmenprogramm der Sonderausstellung „Armut – Perspektiven in Kunst und Gesellschaft“ im Stadtmuseum und Rheinischen Landesmuseum gehört.

Koehler setzt sich mit der selbst durchlittenen Tatsache auseinander, dass viele frei schaffende Künstler von ihrer Arbeit nicht leben können. Manchmal geht es den Werken eines Künstlers besser als ihm selbst: Vielleicht wird er von einem Galeristen entdeckt, seine Arbeiten haben dann ein festes Dach über dem Kopf und werden in wohl temperierten Räumen präsentiert. „Warum sollen diese Vorteile nur meinen Werken zu gute kommen?“ fragte sich Laas Koehler und daraus entstand die Idee, selbst in die Ausstellung einzuziehen. Spenden der Besucher in Form von Lebensmitteln oder Pfandflaschen nimmt er dabei gern entgegen: „Ich muss von dem leben, was die Leute mir mitbringen.“

Kunst gibt es natürlich auch zu sehen. Die Serie „Kommt doch mal auf den Punkt“ besteht aus Bildern, die sich ausschließlich aus roten Klebepunkten zusammensetzen. Der rote Punkt hat in der Kunstszene eine besondere Bedeutung: Er ist das Kennzeichen, dass ein Werk bereits verkauft ist. Mit Installationen, Fotografien, Videos und inszenierten Texten thematisiert Koehler die Auswirkungen der Finanzkrise und kritisiert mit hintergründigem Humor die Gesetze des Kunstmarkts, auf dem objektive Kriterien nur wenig Gewicht haben. So gibt es einige wenige Künstler, die überversorgt sind, während die große Masse am Exis-tenzminimum kratzt.

„Ich will aber keine Neiddebatte anzetteln“, betont der Konzeptkünstler. „Meine Botschaft ist, dass jeder Mensch seine Potenziale und Talente entdecken und ausleben sollte.“ Am Samstag geht Koehlers Ausstellung mit einem weiteren Happening zu Ende: Beim Räumungsverkauf werden die Accessoires der Künstlerwohnung an die Besucher versteigert.