Wie Klaus Reeh, Vorsitzender der Gesellschaft für Aktuelle Klangkunst, bei einer Pressekonferenz vor der Uraufführung berichtete, wurde die Zeit für einen kreativen Prozess zwischen allen Akteuren für eine Weiterentwicklung genutzt. Die Pandemie wird aber auch zum Thema der Produktion. Bürgermeisterin Elvira Garbes, die derzeit auch als Kulturdezernentin amtiert, hob hervor, dass damit genau der Zweck des Preises erfüllt wurde: Er fördert künstlerische Projekte, die sich besonders innovativ mit der Krise auseinderansetzen.
Im musikalischen Zentrum steht mit der Arie der „Chefin der Gepopo” aus der Oper „Le Grand Macabre“ von György Ligeti ein Klassiker der zeitgenössischen Musik. Er wurde mit Unterstützung des Komponisten Elgar Howarth für Koloratursopran und Klavier eingerichtet und in einem neuen dramaturgischen Kontext präsentiert. Ins bildnerische Zentrum stellt Korsig einen vier mal vier mal vier großen, mit Gaze umspannten Kubus, auf den vor allem Arbeiten aus seiner Serie „Window of Mind“ projiziert werden.
Die Protagonisten interagieren durch die Position und die Bewegung ihrer Körper, aber auch ihre Stimme mit den Projektionen auf den sie umgebenden Kubus. Er wird nicht nur zu einem sich selbst verändernden und hochgradig dynamischen Kunstwerk, sondern auch zu einem lebendigen Partner in einer virtuellen Realität. Klassische Elemente des Musiktheaters werden durch in der Aufführung entstehende Videos bereichert. Digitale Techniken ermöglichen eine außergewöhnliche, innovative Interaktion zwischen Darstellenden und Bildenden Künsten. Inhaltlich wird ein aktuelles Thema aufgegriffen: die Dominanz der Wissenschaften über die Künste in Krisenzeiten. Das Stück spielt in einer Welt, in der es keinen Raum gibt für eine Kunst, die sich selbst genügt und sich keinem äußeren Zweck andient. Künstler müssen also nach Wegen suchen, sich in das Gesellschaftssystem in einer relevanten und systemerhaltenden Form einzubringen.
Die Sopranistinnen Frauke Burg und Eva Maria Amann gestalteten György Ligetis Arie „Mysteries of the Macabre“. Die Aufführung im Rahmen des Kultursommers hat die Gesellschaft für Aktuelle Klangkunst im Auftrag der Stadt in Kooperation mit der Kunstakademie und der Tufa realisiert. Förderer sind die Stadt, das Land, die Kulturstiftung Trier, die EGP, die Kulturstiftung der Sparkasse, die Hochdörffer Stiftung und das Musikhaus Reisser.
Da sich der Kultursommer Rheinland-Pfalz nächstes Jahr dem Schwerpunkt Osteuropa widmet, will Klaus Reeh versuchen, die Produktion, bei der der ungarische Komponist György Ligeti eine zentrale Rolle spielt, auch in anderen Teilen des Bundeslands zu präsentieren.
Petra Lohse