Sprungmarken
04.04.2017

"Krasse musikalische Gegensätze"

Thomas Goerge.
Thomas Goerge. Foto: Carly Schrader
Thomas Goerge inszeniert am Theater das Musiktheaterprojekt „Der Ring – Babybabyballaballa“, das auf Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ basiert. Die Uraufführung findet am 7. April, 19.30 Uhr, im Großen Haus statt. Im Interview mit Theater-Pressesprecher Dominik Huß spricht er über das Projekt.

Huß: „Der Ring – Babyabayballaballa“ ist ein ungewöhnlicher Titel. Wie sind Sie dazu gekommen?

Goerge: Wagner hat im Ring eine ganz eigene Sprache entwickelt. Über diese „neuen Wörter“ wurden sogar Bücher geschrieben. Zum Bespiel singen am Anfang von „Rheingold“ die Rheintöchter: „Wagala weia! Wallala, weiala weia!“ Mit unserem „Babybabyballaballa“ wollen wir Wagners Sprachfiguren ins Jetzt transformieren. Außerdem möchten wir mit diesem eher poppigen Titel Menschen animieren, unsere zwei Stunden „Ring“ in der Oper anzusehen, Menschen die sich wahrscheinlich niemals einen 16-stündigen „Ring“ anhören würden.

Sie sprechen davon, den „globalen Kern des Ring“ freizulegen. Was ist damit gemeint?

Die Nibelungensage beziehungsweise Richard Wagners „Ring“-Geschichte besteht aus einer Reihung archetypischer Figuren und Motive. Diese Themen sind tief im kollektiven Unterbewussten der Menschheit verankert. Diesen Kosmos aus Nixen, Zwergen, Riesen, Drachen und Helden findet man in allen Kulturkreisen der Welt wieder. Von Island über Afrika, Asien, den Aborigines Australiens, den Indianern Amerikas bis zu Hollywoodfilmen wie „Herr der Ringe“. Die Sage der Nibelungen wird immer als etwas Urdeutsches angesehen, aber diese Geschichten über Gier, Mord, Verrat und Liebe findet man eben auf der ganzen Welt.

Wie viel von Wagners berühmten „Ring des Nibelungen“ steckt in „Der Ring – Babybabyballaballa?“

Zum einen die Geschichte. Das heißt, wir folgen der Dramaturgie Wagners. Er erzählt die Sage der Nibelungen sehr stringent und schlüssig. Beim Schreiben des Librettos folgte ich diesem Gerüst. Ich habe auch keine Szene ausgelassen.

Musikalisch fußt das Projekt auf zwei Säulen. Richard Wagners „Ring“-Komposition und der Musik von Richard van Schoor. Wie gehen diese beiden Pole zusammen?

Das geht sehr gut zusammen. Unser Projekt ist ja die Uraufführung einer neugeschriebenen durchkomponierten Oper. Richard musste gigantische Musikberge hin und her schieben. Er komponierte viele Übergänge. Es geht fließend von Wagner zu seiner Musik. An manchen Stellen hat er im Stile Wagners komponiert. Und dann erklingen wieder krasse musikalische Gegensätze. Richard hat und wollte die Musik Wagners niemals kaputtschlagen, sondern einen neuen Weg in die Tiefen des „Rings“ finden.