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16.01.2007

Kraftakt für Samson-Tribüne

Bühnenbildner Francois Valentiny (r.) erläutert Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink (l.) und Regisseur Kurt-Josef Schildknecht (Mitte) beim Ortstermin im Amphitheater seine Bühnenbild-Entwürfe für „Samson und Dalila“.
Bühnenbildner Francois Valentiny (r.) erläutert Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink (l.) und Regisseur Kurt-Josef Schildknecht (Mitte) beim Ortstermin im Amphitheater seine Bühnenbild-Entwürfe für „Samson und Dalila“.
Künstler und Politiker sind sich einig: Mit der Premiere der Oper „Samson und Dalila“ von Camille Saint-Saëns am 15. Juni im Amphitheater soll  für die Antikenfestspiele eine neue Ära beginnen. Eine Tribüne, die das Publikum zum Teil von den steil ansteigenden, heute mit Gras bewachsenen historischen Rängen auf die Opernbühne hinabblicken lässt, soll das authentische Erlebnis einer römischen Arena vermitteln. Im Vergleich zur bisherigen Konstruktion, die auf gleicher Höhe mit der Bühne im ovalen Innenraum des Amphitheaters errichtet wurde, wird auch mit einer besseren Akustik gerechnet.

„Schicke Sache“

„Das ist eine schicke Sache“, meinten Oberbürgermeister Schröer und Kulturdezernent Holkenbrink am Montag im Stadtvorstand. Man müsse jetzt Voraussetzungen schaffen, damit die Festspiele „auf Sicht eine vernünftige und zukunftsträchtige Perspektive haben“. Holkenbrink kündigte für die Sitzung des Kulturausschusses am Donnerstag eine Vorlage zur Finanzierung der neuen Tribüne an, für die rund 61 000 Euro überplanmäßig  benötigt werden. Die Stadt hofft auf einen Zuschuss aus der Tourismusförderung des Landes. Gerade vor dem Hintergrund des Kulturhauptstadt-Jahres sei diese Art der Neubestuhlung „bestens geeignet, die touristische Attraktivität der Festspiele und somit auch der Stadt Trier erheblich zu steigern“, heißt es in einem Schreiben Holkenbrinks an Verkehrsminister Hendrik Hering. Weitere Institutionen und Sponsoren haben ein Engagement in Aussicht gestellt. Denkmalpflegerische Bedenken seitens der Landesbehörden seien ausgeräumt, betont Holkenbrink. Die Tribüne werde „aufgeständert“, womit die statische Hauptlast in den Boden der Arena gelenkt werde.

Aura des Amphitheaters

Das Konzept geht auf eine Anregung des renommierten luxemburgischen Architekten Francois Valentiny zurück, dessen Bühnenbildentwurf für „Samson und Dalila“ die bisherigen Maßstäbe sprengt. „Das historische Ambiente wurde in Trier bisher verschenkt“, erklärte Valentiny bei einer ersten Bauprobe für die Opern-Produktion. „Die Festivals in Verona, Orange oder Pompeji beziehen ihre Anziehungskraft mindestens zur Hälfte aus der einzigartigen Aura eines römischen Amphitheaters. Warum sollte das in Trier nicht auch möglich sein?“ Um die Kosten zu reduzieren, müssten Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Veranstaltern ausgelotet werden. Die neue Tribüne könnte im Sommer 2007 auch für die Aufführung der „Carmina Burana“ im Rahmen der Moselfestwochen, für die Gladiatorenkämpfe im Rahmen des RömerFestivals „Brot und Spiele“ und für zwei bisher geplante Veranstaltungen von Popp-Concerts (Pur und Dieter Thomas Kuhn) genutzt werden.

„Eine solche Tribüne würde das Image der Festspiele auf einen Schlag deutlich verbessern und damit auch die Kosten relativieren“, argumentierte der Architekt, der in Trier insbesondere durch den Turm Luxemburg auf der Landesgartenschau bekannt geworden ist. Valentiny kann sich außerdem vorstellen, die Trbüne dauerhaft zu installieren, so dass die Kosten nur einmal anfallen.

Dalila aus Kroatien

Unterdessen steht die Besetzung der Titelrollen für die französischsprachige Oper mit dem tragischen alttestamentarischen Stoff bereits fest: Der amerikanische Tenor John Uhlenhopp singt den mit übermenschlichen Kräften ausgestatteten Samson. Für die Mezzosopran-Partie der rachsüchtigen Dalila wurde die kroatische Künstlerin Dubravka Musovic gewonnen. Im Sinne des grenzüberschreitenden Kulturkonzepts in der Großregion wird das Orchèstre Philharmonique du Luxembourg unter der Leitung von Chefdirigent Marc Soustrôt im Amphitheater gastieren.

Mit seinen beeindruckenden Chorszenen gilt Saint-Saëns’ Werk als Meilenstein der französischen Oper des 19. Jahrhunderts. Die Inszenierung von Gastregisseur Kurt-Josef Schildknecht zeige die biblische Geschichte als „monumentales Drama um Liebe, Verrat und den religiös motivierten Konflikt zwischen Israeliten und Philistern im Bewusstsein der aktuellen Entwicklung im Nahen Osten“, heißt es in einer Pressemitteilung des Theaters. Schildknecht war von 1991 bis 2006 Generalintendant des Saarländischen Staatstheaters in Saarbrücken.