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10.07.2007

Konstantins Hochzeit nach Rubens

Der Bildteppich ist eine Leihgabe der Sammlung Mobilier National in Paris. Foto: Philippe Sébert
Der Bildteppich ist eine Leihgabe der Sammlung Mobilier National in Paris. Foto: Philippe Sébert
Die Ehe zwischen Kaiser Konstantin und Fausta endete im Jahr 326 mit einem Desaster: Nach einer undurchsichtigen höfischen Intrige, der bereits Konstantins Sohn Crispus zum Opfer gefallen war, erstickte Fausta in einem überhitzten Bad. Den Befehl, sie zu töten, erteilte vermutlich ihr Gemahl. Geheiratet hatten Konstantin und Fausta 307, also vor genau 1700 Jahren, in Trier. Der Eheschließung lag sicher auch eine Portion konstantinisches Machtkalkül zugrunde. Denn immerhin heiratete er die Tochter seines Kaiser-Kollegen Maximian und festigte durch diese Verbindung seine eben erst errungene Herrschaft im weströmischen Reich.

Glänzende Seide

Eine monumentale Darstellung der Hochzeit von Konstantin und Fausta findet sich in der Ausstellung „Tradition und Mythos“ im Stadtmuseum Simeonstift. Der 5,70 Meter lange und 4,75 Meter hohe Wandteppich ist das größte Exponat dieses Teils der Konstantin-Ausstellung und bildet den eindrucksvollen Abschluss des Rundgangs. „Die Tapisserie ist exzellent erhalten. Derart kräftige, leuchtende Farben sieht man nur ganz selten“, sagt Frank G. Hirschmann, Kurator im Simeonstift. Ein hoher Anteil von Seide in dem Gewebe sowie Gold- und Silberfäden sorgen für zusätzlichen Glanz.

Gewebt wurde der Teppich um 1630 im Auftrag des französischen Königs Ludwig XIII.. Es handelt sich um die erste Episode eines zwölfteiligen Zyklus zum Leben Konstantins. Die Vorlagen schuf der berühmte Antwerpener Meister Peter Paul Rubens. Eine dieser Rubensschen Ölskizzen ­– die Gründung von Konstantinopel – wird ebenfalls im Simeonstift ausgestellt. Im Unterschied zu anderen Tapisserien nach Vorlagen von Rubens wurde „Die Geschichte Konstantins“ nicht in niederländischen Werkstätten gefertigt, sondern in den Manufakturen des Faubourg Saint-Marcel in Paris.

Doppelhochzeit fand nicht statt

Fünf Protagonisten lassen sich in der Darstellung identifizieren. Auf der linken Seite sind Fausta und Konstantin zu sehen. Zwischen ihnen steht der Brautvater Maximian. Eine ähnliche Rolle spielt auch Konstantin selbst gegenüber dem Paar auf der rechten Bildhälfte: Er übergibt seine Schwester Constantia ihrem künftigen Ehemann Licinius, dem Augustus im Osten des Reichs. Diese Doppelhochzeit entspricht allerdings nicht den Tatsachen, denn Licinius heiratete Constantia erst um 312.
 
Auch die dargestellte Harmonie zwischen den kaiserlichen Paaren hatte vor der Geschichte nicht lange Bestand. Zunächst Maximian, später auch Licinius wurden zu erbitterten Rivalen Konstantins, die dessen Streben nach Alleinherrschaft nicht überlebten. Historisch korrekt ist dagegen der heidnische Kontext der Szene: rechts der Opferstier und im Hintergrund, das Geschehen überwachend, das Götterpaar Jupiter und Juno. Konstantin hatte das Chris-tentum 307 noch nicht für sich entdeckt.

Wegbereiter des Absolutismus

Mit dem Auftrag für die Wandteppiche reihte sich Ludwig XIII. in die lange Liste der Herrscher ein, die sich seit dem frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert in der Ausübung und Stilisierung ihrer Macht auf das Vorbild Konstantin beriefen. Dazu passt, dass Ludwig XIII. zusammen mit seinem ersten Minister Richelieu ein Wegbereiter des Absolutismus war, der dann unter seinem Sohn Ludwig XIV. zu voller Blüte gelangte.