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06.11.2007

Konstantin-Boom soll weiter wirken

Andrang bis zum Schluss: Auch am letzten Tag bildeten sich vor dem Eingang zur Konstantin-Ausstellung am Landesmuseum lange Besucherschlangen.
Andrang bis zum Schluss: Auch am letzten Tag bildeten sich vor dem Eingang zur Konstantin-Ausstellung am Landesmuseum lange Besucherschlangen.
Laut Kultur-Staatssekretär Prof. Joachim Hofmann-Göttig war es „die quantitativ und qualitativ bislang erfolgreichste Präsentation des Landes Rheinland-Pfalz“: Bei der Ausstellung „Konstantin der Große“, die am Sonntag nach 156 Tagen zu Ende ging, wurden in den drei beteiligten Trierer Museen insgesamt 799.034 Besucher gezählt. 353.974 Eintrittskarten – darunter viele Kombitickets für alle drei Standorte – wurden verkauft. Damit wurde das anfängliche Ziel um rund 100.000 übertroffen. „Es ist in den letzten Monaten etwas Wunderbares passiert und alle Beteiligten können stolz sein auf das, was sie geschaffen haben“, sagte Triers Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink.

Museen wollen weiter kooperieren

Beeindruckende Zahlen vermeldet auch die Tourist-Information Trier (TIT): Rund 7300 Ausstellungsführungen wurden gebucht, ohne dass dadurch die Nachfrage nach normalen Stadtrundgängen zurückgegangen wäre. Knapp 1700 Führungen gingen allein auf das Konto von Schulklassen und Kindergartengruppen.
Aus Stadtmarketing-Sicht geradezu unbezahlbar ist die durchweg positive internationale Medienpräsenz, die Konstantin Trier beschert hat. „Allein in Deutschland erschienen weit über 15.000 Presseartikel. Uns erreichten Anfragen von Journalisten unter anderem aus den USA, Brasilien, Australien und Russland“, berichtete Mirjam Flender, Pressesprecherin der Ausstellungsgesellschaft.

Als zukunftsweisend bezeichneten alle Verantwortlichen die bisher einmalige Zusammenarbeit des Rheinischen Landesmuseums, des Dom- und Diözesanmuseums und des Stadtmuseums Simeonstift. „Das war genau die richtige Strategie“, sagte Dr. Eli-sabeth Dühr, Leiterin des Stadtmuseums, am Sonntag auf einer ab-schließenden Podiumsdiskussion. Staatssekretär Hofmann-Göttig zeigte sich optimistisch, dass die drei für die Ausstellung modernisierten Museen auch in den nächsten Jahren „tragende Säulen der Kulturstadt Trier“ sein werden.

Neuer Übernachtungsrekord

TIT-Chef Hans-Albert Becker geht davon aus, dass das Konstantin-Jahr Trier einen neuen Gästerekord beschert und die bisherige Bestmarke von rund 730.000 Übernachtungen aus dem vergangenen Jahr noch einmal deutlich übertroffen wird.

Einzelhandel und Gastronomie profitierten ebenso: Auf ihren „Pilgerwegen“ zwischen Landes-, Dom- und Stadtmuseum durchquerten die Besucher der Ausstellung die Innenstadt und dürften so für ein kräftiges Umsatz-Plus in vielen Geschäften und Cafés gesorgt haben. „Aus den Rückmeldungen unserer Mitglieder wissen wir, dass einiges hängen geblieben ist“, bestätigt Karin Kaltenkirchen, Vorsitzende der City-Initiative.

Alle Erwartungen überstiegen hat die Nachfrage nach dem Konstantin-Thaler. Die von der Sparkasse Trier herausgegebene Sondermünze im Wert von zehn Euro wurde in über 100 Geschäften als Zahlungsmittel anerkannt, war aber vor allem als Souvenir und Sammlerobjekt begehrt. Momentan sind rund 40.000 Thaler im Umlauf. „Mit dieser Stückzahl hatten wir nicht gerechnet. Es gab Anfragen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland“, berichtet Matthias Schwarz, Marketingleiter der Sparkasse. Noch bis Ende des Jahres geht der Verkauf der Thaler weiter, der Rücktausch ist bis 31. März 2008 in allen Sparkassen-Filialen möglich.

Tourist-Information und City-Initiative hoffen nun, dass der Konstantin-Boom kein einmaliger Effekt bleibt, sondern sich nachhaltig positiv auswirkt. „Trier ist jetzt in aller Munde“, sagt TIT-Chef Becker. „Ich denke, dass es viele Gäste gibt, die erst durch Konstantin auf Trier aufmerksam wurden und wiederkommen wollen, weil es noch vieles zu entdecken gibt.“

Wichtige Impulse für die Wissenschaft

In einem abschließenden Podiumsgespräch zogen die wissenschaftlichen Leiter der Konstantin-Ausstellung und die Chefs der beteiligten Museen ihre persönliche Bilanz der vergangenen fünf Monate.

Prof. Alexander Demandt (Althistoriker, Wissenschaftlicher Leiter): „Es war die international bisher größte Ausstellung über Konstantin und die größte Ausstellung über die Antike in Deutschland. Vom Publikumszuspruch bin ich überrascht und erfreut. Ich denke, dieser Erfolg ist einerseits darauf zurückzuführen, dass uns aus der Epoche außergewöhnlich viele interessante Exponate hinterlassen wurden. Andererseits ist der Einfluss Konstantins durch seine Wendung zum Christentum wie der keiner anderen Herrschergestalt der Antike bis heute spürbar.“

Mechthild Neyses-Eiden (stellvertr. Leiterin des Landesmuseums): „Die Kommentare im Gästebuch sind zu 95 Prozent positiv. Dabei zeigt sich, dass viele kulturell verwöhnte Besucher aus Berlin, München oder Wien ihren Abstecher nach Trier nicht bereut haben, während die Trierer stolz auf die Ausstellung waren. Und auch viele Kinder fanden das Museum dank der speziellen Audio-Guides gar nicht so doof wie sonst. Kritik gab es zuweilen wegen zu niedrig angebrachter Beschriftungen und fehlender Sitzgelegenheiten.“

Dr. Elisabeth Dühr (Leiterin des Stadtmuseums Simeonstift): „Die Konstantin-Ausstellung war mit einem Aus- und Umbau unseres Hauses verbunden und deshalb ein außerordentlicher Glücksfall für das Simeonstift. Die Zusammenarbeit der drei Museen ist genau die richtige Strategie und hat Vorbildcharakter für zukünftige Projekte. Im Nachhinein sind wir nicht nur mit der Ausstellungsarchitektur und ihren eindringlichen Bildern sehr zufrieden, sondern auch mit dem Thema Tradition und Mythos. Auch wenn zu Beginn etwas Ratlosigkeit herrschte, weil das Nachleben Konstantins bisher noch nicht in dieser Ausführlichkeit beleuchtet worden war.“

Dr. Winfried Weber (Leiter des Bischöflichen Dom und Diözesanmuseums): „Diese Ausstellung hat der wissenschaftlichen Diskussion einen wichtigen Impuls gegeben. In diesem Jahr sind erstaunlich viele Publikationen zur Spätantike erschienen. Es war ein Glücksfall, dass die drei Museen zu einer in Trier bisher einmaligen Kooperation zusammengefunden haben. Ich war sehr erstaunt über das große Interesse auch vieler junger Besucher. Im Dommuseum wollten wir unter anderem verdeutlichen, was das Christentum in der damaligen multikulturellen Gesellschaft so erfolgreich machte. Da gibt es durchaus Parallelen zur heutigen Positionierung des Christentums in unserer gleichfalls multikulturellen Gesellschaft.“

Prof. Josef Engemann (Archäologe, Wissenschaftlicher Leiter): „Wir wollten die Vielfalt der Figur und ihrer Zeit darstellen. Konstantin hat in einer Umbruchszeit dem Christentum zum Durchbruch verholfen, war aber Realpolitiker genug, die immer noch starke heidnische Bevölkerung nicht vor den Kopf zu stoßen. So konnten wir zeigen, dass Konstantin sich auf Münzen immer noch als Sonnengott Sol stilisierte, während auf den Helmen seiner Legionen schon das Christogramm eingraviert war. Auch wissenschaftlich  war die Ausstellung ein Erfolg: Wir sind bei der Vorbereitung auf Funde aus dem Balkanraum aufmerksam geworden, die der Fachwelt bisher weitgehend unbekannt waren.“