Sprungmarken
04.07.2006

Konkurrenz schafft Qualität im Bürger-TV

Blick hinter die Kulissen des Offenen Kanals

"Und Schnitt": Katharina van Kann (li.) und Nina conzen bearbeiten im Produkitonsraum einen Beitrag für das Magazin "Rundum".
"Und Schnitt": Katharina van Kann (li.) und Nina conzen bearbeiten im Produkitonsraum einen Beitrag für das Magazin "Rundum".
Fernsehen funktioniert eigentlich ganz einfach: Eine digitale Videokamera, ein Mikrofon und eine gute Software – viel mehr Technik braucht ein Redakteur nicht, um einen professionellen Magazinbeitrag zu produzieren. Mario Rembold, Mitarbeiter beim lokalen Nachrichtenmagazin „Rundum“ des Offenen Kanals Trier, legt letzte Hand an einen Bericht über den OB-Wahlkampf. Sein Blick wandert zwischen zwei Computerbildschirmen, einem kleinen Videomonitor und der Tonanzeige hin und her. Von 20 Minuten Filmmaterial sind nach dem Schnitt noch fünf Minuten für die Endfassung übriggeblieben. Zuvor hat Rembold im Tonstudio des Offenen Kanals (OK) einen Text eingesprochen, den er nun zwischen den O-Tönen aus den Interviews einbaut. Schnitt und Ton, aber auch Texteinblendungen, digitale Effekte und Musik kann er am Computer kontrollieren und bearbeiten.

Lokaljournalistische Formate wie „Rundum“ sind nur ein kleiner Teil der Programmvielfalt im Trierer Bürgerfernsehen. Insgesamt rund 800 neue Sendungen wurden 2005 ausgestrahlt. Die Bandbreite ist beeindruckend und reicht von kurzen Features bis zu ambitionierten Dokumen- tar- und Heimatfilmen wie „Unser Biewer“ oder „Die Mosel von der Quelle bis zur Mündung“. Aber auch Musikvideos, kurze Spielfilme und ungekürzte Übertragungen von Konzerten oder Sportereignissen sind zu sehen. „Der Offene Kanal ist ein hervorragendes Instrument für Vereine und Institutionen, sich der Öffentlichkeit zu präsentieren“, betont Otto Scholer, hauptamtlicher Koordinator des Bürgerfernsehens.

Studie sieht OK Trier vorn

Grundsätzlich hat jeder eingereichte Beitrag Anspruch auf einen Sendeplatz. Dennoch setzen Scholer und seine ehrenamtlichen Kollegen vom Vorstand des Trägervereins auf Qualität: „Nur gut produzierte Filme schaffen den Sprung in einen Pool von Sendungen, die in einer vom Computer gesteuerten Rotation häufig wiederholt werden“, erklärt der Koordinator. „So entsteht ein gesunder Wettbewerb unter unseren Produzenten.“ Die Strategie zahlt sich aus: Mit ihrer sozialkritischen Dokumentation „Obdachlos“ gewann Regisseurin Gi Reiff den Landesförderpreis für Offene Kanäle, Rieke Bruning erhielt für „Har(t)ze Zeiten“ den vierten Preis. In einer aktuellen Studie der Landesmedienanstalt schnitt der OK Trier unter allen 28 Bürgersendern in Rheinland-Pfalz am besten ab. Bewertet wurden unter anderem der Anteil lokaler Produktionen und der Service für die Bürger, die einen Film produzieren wollen und sich dafür Kamera und Mikro beim OK ausleihen können. Denn: Neben dem lokalen Kommunikationsauftrag haben die Offenen Kanäle laut Landesmediengesetz auch einen Bildungsauftrag. Das Angebot reicht von Merkblättern zur Interviewtechnik und Kamerahandhabung über Projekttage für Schulklassen bis zu technischen, journalistischen und dramaturgischen Seminaren. Darüber hinaus bietet der OK einen Ausbildungsplatz zum Mediengestalter. Praktikanten verstärken für jeweils drei Monate die „Rundum“-Redaktion.

Tonstudio Marke Eigenbau

„Lokales“ und „Bildung“ sind die beiden Säulen des Offenen Kanals – nicht nur symbolisch, sondern auch für jeden sofort sichtbar, der das Studio in der Arena Trier betritt. Hier werden unter anderem der Veranstaltungskalender „Pinnwand“, das christliche Magazin „Eckpunkte“ und die Sendung „Fragen an den OB“ aufgezeichnet. Mit viel Improvisation werden die Kulissen zu verschiedenen Anlässen völlig neu gestaltet. „Um optische Effekte zu erzielen, wurden schon Tischdecken und Butterbrotpapier zweckentfremdet“, schmunzelt Otto Scholer. „Auch unser kleines Tonstudio haben wir selbst zusammengebastelt.“ Nebenan befindet sich der Regieraum, mit dem auch die Übertragungen auf den Videowänden in der Arena gesteuert werden. In drei Produktionsräumen entstehen aus dem Video-Rohmaterial die fertigen Beiträge – wie Mario Rembolds Bericht zum OB-Wahlkampf.

Fakten zum Offenen Kanal

Sendegebiet: Der OK Trier ist nur über das Kabelnetz zu empfangen und hat eine Reichweite von rund 40.000 Haushalten.
Finanzen: Der OK finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Zuschüssen aus öffentlichen Haushalten, insbesondere der Landesmedienanstalt. Größter .lokaler Geldgeber ist die Stadt Trier.
Kontakt: Offener Kanal Trier e.V., Postfach 3008, 54220 Trier, Telefon 0651/976-2951, E-Mail: kontakt@oktrier.de, Website: www.oktrier.de .