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16.01.2007

Kompaktkurse besonders gefragt

Akademie-Dozent Peter Rübsam demonstriert zwei Kursteilnehmerinnen den „Feinschliff“für die Gestaltung eines Porträtkopfes aus Ton. Foto: Europäische Kunstakademie
Akademie-Dozent Peter Rübsam demonstriert zwei Kursteilnehmerinnen den „Feinschliff“für die Gestaltung eines Porträtkopfes aus Ton. Foto: Europäische Kunstakademie
2007 feiert die Europäische Kunstakademie ihren 30. Geburtstag. Zum Jubiläumsprogramm gehören unter anderem mehrere Beiträge für das Kulturhauptstadtjahr. Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) stellt Leiterin Dr. Gabriele Lohberg einige Schwerpunkte des im Februar startenden Programms vor und zieht eine
Bilanz fürs vergangene Jahr.

RaZ: Wie viele Teilnehmer wurden bei den Kursen 2006 gezählt und wie sieht der Trend der letzten
Jahre aus?

Lohberg: 2006 war ein sehr schweres Jahr: Zwar ist die Teilnehmerzahl nur leicht zurückgegangen auf etwa 1800, gravierend ist aber, dass die Verweildauer immer kürzer wird. Das ist ein Trend, der in der gesamten Tourismusindustrie zu verzeichnen ist: Es wird zwar nicht komplett auf den Urlaub verzichtet, aber er dauert oft nur noch eine Woche. Das ist für uns schwer zu kalkulieren.

RaZ: Wie reagieren Sie darauf?

Lohberg: Zwar halten wir an dem zweiwöchigen Turnus fest, weil es dafür immer noch eine ganze Menge Interessen gibt, aber unsere Zeiten sind flexibler geworden. Das sieht man im neuen Programmheft: In den meisten Fällen können sowohl die erste oder zweite Woche oder die kompletten 14 Tage gebucht werden. Außerdem bieten wir Wochenendworkshops an, deren Zahl erhöht wurde, und sechstägige Kurse. Die Flexibilität in den zweiwöchigen Angeboten ist möglich, weil die Dozenten die einzelnen Teilnehmer individuell betreuen. Bei den Gebühren werden Interessenten belohnt, die länger bleiben: Der Preis ist dann im Verhältnis günstiger.

RaZ: Welche weiteren Trends prägten die Bilanz 2006?

Lohberg: Interessanterweise boomen auf der anderen Seite die sechs- oder neunwöchigen Studiengänge, wie das Intensivstudium. Sie werden nicht nur von jüngeren Teilnehmern genutzt, die sich auf ein Akademiestudium vorbereiten, sondern  von Interessenten aller Altersgruppen. Insgesamt liegt der Frauenanteil bei rund 80 Prozent

RaZ: Was sind die wichtigsten Projekte, die die Akademie zum Kulturhauptstadtjahr beisteuert?

Lohberg: Wir beziehen uns hauptsächlich auf das Trierer Motto „Konstantin“ und die römische Geschichte und möchten für neue, anregende Beiträge die Augen öffnen.  Zum Beispiel im Zeichenkurs von Mick Starke, der sich auf die Konstantinbasilika und auch Prachtbauten der Moderne beziehen wird. Der Workshop „Zwei Tage auf den Spuren der Römer“, bei dem ein „konstantinisches Skizzenbuch“ entsteht, beschäftigt sich weniger mit der Architektur, sondern vor allem mit  umgebenden Landschaften. Weitere Schwerpunkte sind die Workshops „Römisches und keltisches Trier“ mit Exkursionen in die römische Landschaft, Porträtzeichnen unter dem Motto „Menschen und Macht“ oder eine am 23. Februar beginnende Ausstellung, bei der zwölf Akademie-Dozenten ihre Werke mit Arbeiten aus der Düsseldorfer Provinzial-Sammlung zeigen. Im Rahmen des QuattroPole-Verbunds sind zudem vom 9. Dezember 2007 bis 13. Januar 2008 Arbeiten von Gewinnern des Robert-Schuman-Kunstpreises der Jahre 1991 bis 2005 zu sehen. Vorher präsentieren im Juli und August bei uns die Dozentinnen und Dozenten der Akademie ihre Sicht der antiken Figuren wie Helena, Augustus und Konstantin.

RaZ: Wie umfangreich ist das „klassische“ Kursprogramm 2007 und welche Neuerungen hat es zu bieten?

Lohberg: Die Kurszahl hat sich kaum geändert: Einige Angebote sind aber rausgefallen, weil die Resonanz nicht zufriedenstellend war. Eine ganz wichtige Neuerung ist das freie Atelier vom 3. bis 25. März, bei dem rund 20 Plätze zu einem besonders günstigen Preis zur Verfügung gestellt werden. Die Teilnehmer können frei arbeiten. Am Wochenende kommen Dozenten, darunter Ruth Clemens, zu Fachgesprächen. Außerdem haben wir den Fotografie-Bereich ausgebaut, vor allem durch eine stärkere Differenzierung der Digital-Kurse. Neu sind zudem zwei Outdoor-Workshops mit einer Wander- und einer Fahrrad-Exkursion in die Region, die auch für Nicht-Künstler offen sind. Im Blickpunkt steht dabei die Wahrnehmung der Landschaft.

RaZ: Planen Sie nach den großen Public-Viewing-Events bei der Fußball-WM 2006 weitere ähnliche Veranstaltungen für ein breites Publikum in der großen Akademie-Halle?

Lohberg: Ein solches „emotionales Großereignis“ wie die Fußball-WM im eigenen Land kommt so schnell nicht wieder. Aber in der Kooperation mit dem Fußballkreis Trier-Saarburg, die sich bei diesem Event sehr bewährt hat, haben wir über erste Ideen eines Projekts zur Gewaltprävention bei Jugendlichen gesprochen. Schaun wir mal, was sich realisieren lässt. Beim Public Viewing auf unserem Gelände in der Aachener Straße konnten wir 2006 rund 7 000 Besucher begrüßen, davon etwa 80 Prozent, die vorher noch nie in der Akademie waren. Das Interesse war wirklich fantastisch, einfach überwältigend.
    
Das Gespräch führte Petra Lohse