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26.11.2013

Klosterkrimi um Goldenes Buch

Darstellung König Lothars auf dem Vorderdeckel des "Liber Areus"
Darstellung König Lothars auf dem Vorderdeckel des "Liber Areus"
Das Goldene Buch von Prüm ist wegen seines prachtvollen Einbands, aber auch wegen der in ihm überlieferten Urkunden karolingischer Könige und Kaiser unschätzbar wertvoll. Im vierten Band der Reihe „Kostbarkeiten der Stadtbibliothek“ stellt Archivdirektor Dr. Reiner Nolden mit der Kunsthistorikerin Dr. Christine Sauer die Besonderheiten der in der Abtei Prüm entstandenen mittelalterlichen Handschrift vor.

Der Anfang des 12. Jahrhunderts angefertigte Einband des „Liber Aureus Prumiensis“ – so der lateinische Name – ist im doppelten Sinn gewichtig: Er besteht aus zentimeterdicken, vergoldeten Kupferplatten, die die mehreren hundert Pergamentseiten bis heute sicher umschließen. Aber auch die eingravierten Figuren flößen Respekt ein: Oben in der Mitte befindet sich Jesus, zu seiner Linken ist der fränkische König Pippin und zur Rechten Karl der Große zu sehen. In der unteren Hälfte des Vorderdeckels sind mit Kaiser Ludwig dem Frommen, König Lothar, König Ludwig dem Deutschen und Kaiser Karl dem Kahlen weitere karolingische Herrscher zu erkennen. Auf der Rückseite sind acht unbenannte Herrschergestalten abgebildet.

Derart prachtvolle Einbände waren normalerweise Handschriften aus dem geistlichen Bereich vorbehalten. Beim Goldenen Buch von Prüm handelt es sich jedoch um ein „Kopiar“, eine Sammlung von Abschriften wichtiger Urkunden. Die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte des Buches liest sich wie ein Krimi: In den Jahren 882 und 892 wurde die Benediktinerabtei Prüm zweimal von Normannen überfallen, ausgeraubt und niedergebrannt. Mit knapper Not gelang es den Mönchen, wichtige Dokumente vor den Eindringlingen zu retten, darunter die Gründungsurkunde des Klosters aus dem Jahr 721 und Privilegien wie Zollfreiheit und freie Abtswahl. Um sicherzugehen, machten sich die Mönche in den folgenden Jahren unter Abt Regino daran, Kopien der wichtigsten Urkunden anzufertigen. Diese 54 Blätter bilden bis heute den Grundstock des Goldenen Buchs. Allein sieben Urkunden Karls des Großen finden sich in diesem Bestand, darunter, wie Reiner Nolden hervorhebt, „nur eine Fälschung“.

Bis Anfang des 12. Jahrhunderts wurde die Sammlung mit weiteren Abschriften ergänzt und schließlich mit dem vergoldeten Einband versehen. In den folgenden Jahrhunderten war das Goldene Buch für die Abtei Prüm eine wichtige Referenz, bis sich seine Spur in den Wirren der Französischen Revolution verliert.

Es wird vermutet, dass der Trierer Sammler und Kunstmäzen Johann Peter Job Hermes das Goldene Buch 1820 in einem Kölner Antiquariat wiederentdeckte. Jedenfalls übergab er den Schatz anschließend an die Stadtbibliothek Trier, wo er bis heute unter der Signatur Hs 1709 sicher und unter klimatisch besten Bedingungen aufbewahrt wird. Künftig soll das Buch in der Schatzkammer der Stadtbibliothek, die zur Zeit erweitert und 2014 wiedereröffnet wird, regelmäßig öffentlich ausgestellt werden.kig

  • Reiner Nolden, Das Goldene Buch von Prüm, Band 4 der Reihe Kostbarkeiten der Stadtbibliothek Trier, ISBN: 978-3-7902-0513-8.