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07.06.2016

Klimaschutz, der schmeckt

Die Vorträge sowie die Diskussion beim Klimagipfel wurden ergänzt durch Info-Stände mehrerer regionaler Akteure im Atrium. Dort war unter anderem die Gruppe „Campus: Grün“ an der Uni Trier vertreten. Foto: M. Anders
Die Vorträge sowie die Diskussion beim Klimagipfel wurden ergänzt durch Info-Stände mehrerer regionaler Akteure im Atrium. Dort war unter anderem die Gruppe „Campus: Grün“ an der Uni Trier vertreten. Foto: M. Anders
„Ernährung ist ein aktuelles Thema, es ist ein Thema mit Klimabezug und es ist ein Thema, auf das wir alle Einfluss nehmen können, weil wir uns alle ernähren und da ganz viele Auswahlmöglichkeiten haben“, erklärte Charlotte Kleinwächter (Lokale Agenda 21) zu Beginn des regionalen Klimagipfels am Freitag. Unter dem Motto „Unsere Ernährung – sicher, ressourcenschonend und global gerecht“, trafen sich Interessierte und Praktiker aus der Region und diskutierten über verschiedene Aspekte dieses umfangreichen Themas.

Die Verantwortung des Verbrauchers spielte in der Veranstaltung auf Einladung der Lokalen Agenda und der VHS dabei mehrmals eine Rolle. Für Dietmar Johnen, Biobauer und früheres Landtagsmitglied für B 90/Grüne, steht zumindest fest: „Die Milchpreise sind aktuell sehr erschreckend und Sie haben als Verbraucher absolut keine Chance, daran etwas zu ändern!“ Dennoch würde es sich lohnen, neue Ansätze auszuprobieren und mit kleinen Taten die Situation zu entspannen: „Wenn jeder Bundesbürger einen Tomatenstrauch pflanzen würde, dann hätten wir dem Markt 80 Millionen Kilogramm Tomaten entzogen.“ Ebenso sei es unnötig, Rinderfleischhälften durch die halbe Welt zu transportieren: „Das können wir auch vor Ort produzieren.“

Ein Drittel landet auf dem Müll

Wie weit dies von der aktuellen Situation entfernt ist, machte hingegen Professor Leif Mönter (Universität Trier) deutlich. So würden drei Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe weltweit fast 50 Prozent der gesamten verfügbaren Nahrungsmittel produzieren. Diese Konzentrationsprozesse seien in Zukunft noch stärker zu erwarten, prognostizierte der Geograph und verwies dabei auf die geplante Übernahme des Saatgutherstellers Monsanto durch Bayer. Diesem Prozess könnten sich die Verbraucher wahrlich kaum entziehen: „Der Konsument ist Anhängsel der Produktion. Er hat eine gewisse Entscheidungsmöglichkeit, aber in der Regel nur zwischen 40 Waschmitteln und 60 Automodellen“, betonte er. Durch die Produktion von Lebensmitteln, vor allem durch die energieintensive Herstellung von tierischen Produkten und den oftmals weiten Transportwegen, wird das Klima stark belastet. Dies sei besonders dramatisch, so Mönter, weil ein Drittel aller Nahrungsmittel für den Müll produziert werde: „Anderthalbmal die Fläche von Europa wird also umsonst beackert.“ Nahrung sei inzwischen zu einer reinen Ware verkommen, während der Hunger von über 800 Millionen Menschen weltweit keine natürlichen Ursachen habe.

Die solideste Methode, um diesen Prozess zu stoppen – und darin waren sich alle Teilnehmer einig – sei durch die bekannten Grundsätze, regional und saisonal zu konsumieren am besten beschrieben: „Eine kleinbäuerliche Landwirtschaft kann funktionieren und sie ist die einzige Möglichkeit, die Welt zu ernähren“, sagte Dietmar Johnen.