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26.09.2006

Klaus Jensen wird neuer OB von Trier

Eindeutiges Ergebnis und schwache Wahlbeteiligung bei der Direktwahl des Stadtoberhaupts

Noch während der Stimmauszählung kamen die beiden Bewerber Klaus Jensen (Mitte) und Ulrich Holkenbrink (rechts) ins Rathaus-Foyer, wo zahlreiche Besucher, darunter viele Medienvertreter, auf sie warteten.
Noch während der Stimmauszählung kamen die beiden Bewerber Klaus Jensen (Mitte) und Ulrich Holkenbrink (rechts) ins Rathaus-Foyer, wo zahlreiche Besucher, darunter viele Medienvertreter, auf sie warteten.
Klaus Jensen wird neuer Trierer Oberbürgermeister. Der 54-jährige unabhängige Kandidat, der von SPD und Bündnis 90/Die Grünen unterstützt wurde, erhielt am Sonntag bei der zweiten OB-Direktwahl in der Moselmetropole 66,9 Prozent der abgegebenen Stimmen. Sein Gegenkandidat, Schul- und Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink (50/CDU), erreichte 33,1 Prozent. Mit der Entscheidung ist die für den 8. Oktober eingeplante Stichwahl hinfällig. Die Wahlbeteiligung betrug 43,2 Prozent, darunter etwa 10 Prozent Briefwähler. Jensen konnte alle Stimmbezirke für sich verbuchen. Er wird am 1. April 2007 für acht Jahre Nachfolger von Oberbürgermeister Helmut Schröer (CDU). Der 63-jährige kandidierte aus Altersgründen nicht mehr. Bei der ersten Direktwahl 1998 wurde Schröer mit 57 Prozent in seinem Amt bestätigt. Damals lag die Wahlbeteiligung bei 76,8 Prozent, allerdings fanden zeitgleich Bundestagswahlen statt.

Jensen: Große Verantwortung

Als eine „große Verpflichtung und Verantwortung“ bezeichnete Wahlsieger Jensen das „eindeutige Votum, über das er sich riesig freue“. Er werde alles geben, um die damit verbundenen hohen Erwartungen zu erfüllen, sagte Jensen in einem Gespräch mit der Rathaus Zeitung. Als zukünftige Schwerpunkte nannte er einen neuen Politikstil mit mehr Offenheit und Beteiligung für die Bürger. Man müsse noch mehr Antworten auf die Fragen geben, „warum man etwas so und nicht anders macht und warum man etwas eventuell nicht machen kann“. Besondere Aufmerksamkeit will Jensen den Themen Wirtschaft und Arbeit schenken, denn „davon hängt die Zukunft Triers und jedes einzelnen ab“. Schließlich müsse im Rahmen einer konzertierten Aktion der Sanierungsstau an den Schulen überwunden werden.
Triers zukünftiger Oberbürgermeister kündigte an, dass er bei aller gebotenen Zurückhaltung bis zu seiner Amtsübernahme bei Fragen von grundsätzlicher Bedeutung Gespräche mit dem Stadtvorstand und den Fraktionen führen wolle. Dies gelte beispielsweise für das Thema der Verwaltungsreform.

Holkenbrink gratuliert

Holkenbrink gratulierte seinem Gegenkandidaten zum Gewinn der Wahl und führte das für ihn enttäuschende Ergebnis auch auf die geringe Wahlbeteiligung zurück. Die einzelnen Stimmergebnisse werden man „in Ruhe in den zuständigen Gremien untersuchen“. Da er bis 2010 ein Mandat des Stadtrates habe, werde er seine Arbeit als Kultur- und Schuldezernent wie bisher fortführen.
 
Jensen: Seit 1976 in Trier

Der amtierende Oberbürgermeister Schröer erinnerte an die bis zur Amtsübergabe anstehenden Aufgaben, beispielsweise die Vorbereitungen zur Südbadsanierung oder die aktuelle Haushaltsfortschreibung. Über den 1. April hinausreichende Schritte werde man gemeinsam vorbereiten.
 
Der frühere Mainzer Staatssekretär (1994 bis 1999) Klaus Jensen wurde 1952 in Duisburg geboren. Nach einer Ausbildung zum Großhandelskaufmann und dem Studium der Sozialarbeit in Düsseldorf kam er 1976 als Sozialplaner ins Trierer Rathaus. 1980 begann er seine freiberufliche Tätigkeit als Sozialplaner und Dozent, war Geschäftsführer der von ihm gegründeten AG Frieden und leitete von 1986 bis 1994 gemeinsam mit seinem Geschäftspartner das Büro für Sozialplanung Jensen & Kappenstein. Zuletzt war er als Unternehmensberater und als Vorstand der Klaus-Jensen-Stiftung tätig. Triers zukünftiger OB wohnt seit 21 Jahren im Schammatdorf im Stadtteil Medard, hat drei Kinder und ist nach dem Tod seiner ersten Frau in zweiter Ehe mit der rheinland-pfälzischen Sozialministerin Malu Dreyer verheiratet.

Am Mittwoch offizielles Ergebnis

Rund 78 100 wahlberechtigte Triererinnen und Trierer, darunter etwa 3000 EU-Bürger, waren nach 1998 zum zweiten Mal aufgerufen, in direkter Wahl über das neue Stadtoberhaupt abzustimmen. Nach einem insgesamt sachlich geführten Wahlkampf verlief auch der Wahlsonntag bei wechselhaftem Spätsommerwetter ohne besondere Vorkommnisse. 550 Helferinnen und Helfer sorgten in 66 Wahllokalen für einen ordnungsgemäßen Ablauf.
Die Auszählungsergebnisse wurden erstmals auch über das städtische Internetportal von www.trier.de per Live-Ticker bekannt gegeben. Gegen 20.15 Uhr stand das vorläufige Endergebnis fest. Die amtliche Feststellung erfolgt am morgigen Mittwoch, 27. September, 14 Uhr, im Rathaus Am Augustinerhof (Raum Gangolf).