Sprungmarken
03.05.2016

Klare Botschaft aus Pfalzel

„Wir haben eine eindrucksvolle Demonstration des Stadtteils Pfalzel mit einer klaren Botschaft erlebt: Die Bürger möchten, dass es nicht mehr stinkt.“ Dieses Fazit zog Umweltdezernent Andreas Ludwig am Ende der von ihm initiierten Bürgerversammlung zur Recyclingfirma Eu-Rec. Seit Jahren beschweren sich zahlreiche Anwohner über die von dem Betrieb verursachten üblen Gerüche, die trotz des Einbaus einer Filteranlage weiterhin regelmäßig auftreten.

Wie brisant das Thema ist, zeigte sich an der Teilnehmerzahl: Mehr als 400 Bürger aller Altersgruppen drängten sich in die Betriebshalle der Dachdeckerei Feltes. Zuvor hatten sich rund 300 Pfalzeler unter dem Motto „Uns stinkt’s“ einer Demonstration durch den Stadtteil angeschlossen. Für Ortsvorsteherin Margret Pfeiffer-Erdel ist klar: „Wir gehen ab jetzt keine Kompromisse mehr ein. Es muss Schluss sein mit diesem unerträglichen Gestank.“ Mehrere Redner schilderten, dass Aktivitäten im Freien nahezu ausgeschlossen seien, wenn die Übelkeit verursachende Wolke über Pfalzel hängt. Private Grillabende seien ebenso betroffen wie der Spielplatz der Kita St. Adula, der Trainingsbetrieb des TSC Pfalzel oder Auftritte des Musikvereins. Der Gestank sei nicht bloß ein Ärgernis, sondern womöglich auch gesundheitsschädlich.

Die Firma Eu-Rec GmbH verarbeitet gebrauchte Plastikfolien zu einem Werkstoff, der unter anderem in der Autoindustrie gefragt ist. In dem Betrieb am Standort Trierer Hafen sind 30 Mitarbeiter beschäftigt. Die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) als zuständige Aufsichtsbehörde hat in der Vergangenheit versucht, die Eu-Rec mit verschiedenen Auflagen bis hin zur vorübergehenden Schließung im Juli 2015 auf ordnungsgemäße Betriebsabläufe zu verpflichten. SGD-Abteilungsleiter Joachim Gerke weiß um die Dringlichkeit des Problems: Allein im letzten halben Jahr seien 1082 Beschwerden auf seinem Schreibtisch gelandet, berichtete er bei der Bürgerversammlung. Weit überwiegend aus Pfalzel, aber auch aus Ruwer und Kenn.

Bis Ende Juni wird ein Geruchsgutachten erstellt, dessen Zwischenergebnisse Gerke präsentierte. Dabei zeichne sich für einige Straßen in Pfalzel eine Überschreitung der Grenzwerte ab. Aus Sicht von Gerke gibt es drei Stellschrauben im Betriebsablauf, die Abhilfe schaffen könnten: die Verwendung vorgewaschener Folien, den Verzicht auf die mehrfache Verwendung von Waschwasser und die bessere Filterung der Abluft. „Pfalzel hat bei uns Priorität und ich versichere Ihnen, dass wir den gesamten Werkzeugkasten des Verwaltungsrechts nutzen werden“, betonte Gerke.

„Wir wollen in Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen produzieren“, versicherte Rechtsanwalt Jochen Kerkmann, der die Position von Eu- Rec-Geschäftsführer Willi Streit vertrat. Zugleich verwies Kerkmann auf die bereits getätigten Investitionen in die Filtertechnik und lud Bürgervertreter zu einem Betriebsbesuch ein.

Als Moderator der Versammlung mahnte Ludwig allzu emotionale Zwischenrufer zu Geduld und Sachlichkeit. Zugleich forderte er Streit dazu auf, der Verantwortung gegenüber seinen Mitbürgern gerecht zu werden und entschlossene Maßnahmen gegen den Gestank zu ergreifen.kig