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05.08.2008

Kindliche Neugierde spielerisch nutzen

Im Juni 2007 entwickelten Kinder aus Biewer bei einem Workshop unter Leitung von Kerstin Schorer-Hach (hinten Mitte) ein Konzept zur Neugestaltung des Spielplatzes Im Litzelholz.
Im Juni 2007 entwickelten Kinder aus Biewer bei einem Workshop unter Leitung von Kerstin Schorer-Hach (hinten Mitte) ein Konzept zur Neugestaltung des Spielplatzes Im Litzelholz.
Alles begann mit einem Praktikum von fünf Triererer Pädagogik-Studenten: In München lernten sie vor mehr als 20 Jahren eines der ersten Spielmobile kennen. Dort wurden offene Bildungs- und Kreativkonzepte für Kinder jenseits etablierter schulischer Formen erprobt. Das war die Keimzelle der mobilen Spielaktion Trier, die vor 20 Jahren gegründet wurde. Mit ihren vielfältigen Projekten, darunter das Informationsbüro für Trierer Kinder (triki), die historischen Spielstädte, Wissenschafts- und Forschertage, museumspädagogische Projekte und die Kinderstadtpläne, hat die Spielaktion sich längst über die Grenzen der Stadt hinaus einen Namen gemacht.
Das Trierer Angebot ist nach Einschätzung von Bürgermeister Georg Bernarding vielfältiger und umfangreicher als in vielen anderen Städten. Der Jugenddezernt ist der Spielaktion seit ihren ersten bescheidenen Anfängen verbunden und wirkte auch schon in Gastrollen bei mehreren historischen Spielstädten mit, unter anderem als Napoleon.

Freizeit immer mehr verplant

Mit Jörg Drekopf ist ein „Mann der ersten Stunde“ bis heute dabei. Er leitet hauptamtlich die Spielaktion, die von einem Verein getragen und durch regelmäßige städtische Zuschüsse gefördert wird. Im Rückblick fällt ihm vor allem auf, dass die Freizeit vieler Kinder heute sehr viel stärker verplant ist, vor allem seit Einführung der Ganztagsschule, und weniger Zeit für spontanes Spielen auf der Straße bleibt. „Zudem ist ein zunehmender Bewegungsmangel festzustellen und die handwerkliche Geschicklichkeit hat teilweise nachgelassen“, so Drekopf.

Trotz eines enorm gewachsenen Medienangebots und einer verstärkten „Event-Kultur“ finden die Veranstaltungen der Spielaktion aber immer wieder ihr junges Publikum: „Wenn die Kinder sich erstmal aufgerafft haben, sind sie mit einer erstaunlichen Offenheit und Begeisterung dabei“, so Drekopf. An den Veranstaltungen können Jungen und Mädchen zwischen sechs und 14 Jahren ohne besondere Bedingungen teilnehmen. Ziel ist vor allem, ihre natürliche Neugierde zu wecken, um spielerisch-anschaulich verschiedene Inhalte zu vermitteln.

Kinder planen Spielplätze mit

Für Drekopf war die Gründung der Spielaktion auch ein später Ausdruck gesellschaftlicher Reformansätze, die 1968 ihren Ausgangspunkt hatten. Damals seien Bürgerinitiativen entstanden, aber auch die Idee, der jungen Generation mehr Mitspracherechte bei der Gestaltung ihres Lebensumfelds einzuräumen. Eine Umsetzung ist die städtischer Spielraumplanung, an der Trierer Kinder mitwirken. Sie werden zur Situation in ihrem Stadtteil befragt und geben wertvolle Impulse, damit das knappe Geld für die Spielplätze dort ausgegeben wird, wo der Bedarf am größten ist.

Vor der Neu- und Umgestaltung von Spielplätzen finden öfter Workshops statt, bei denen Kinder eigene Ideen entwickeln können. In mehreren Fällen wurden die Anregungen umgesetzt, darunter auf der Bausch in Ehrang und in der Rumschöttelstraße im Konversionsgebiet Castelforte. Die Zusammenarbeit mit den Experten aus dem Rathaus im Arbeitskreis „Spielräume“ hat sich nach Einschätzung von Drekopf sehr gut entwickelt.

Anlaufstelle für die Eltern

Durch die Beteiligung der jungen Trierer werden für sie politische Entscheidungsprozesse transparenter, die zum Beispiel dem Bau eines Spielplatzes vorausgehen. Die Kinder lernen nebenbei einiges über die Kommunalpolitik. Dieser Aspekt spielt auch beim triki-Büro eine große Rolle. Es will durch vielfältige Informationen die Distanz zwischen Kindern und der Verwaltung verringern. Zum Programm gehören unter anderem Führungen durch das Rathaus für Grundschulklassen. Daneben ist es immer wieder Anlaufstelle für ratsuchende Eltern, von denen sich viele zum Beispiel für Betreuungsangebote interessieren.
 
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