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22.09.2009

Kinderaugen für die Natur öffnen

Bei der Bodenexkursion gab es für die künftigen Naturtrainer viel zu entdecken. Der Waldmistkäfer (Anoplotrupes stercorosus) erwies sich als sehr flink.
Bei der Bodenexkursion gab es für die künftigen Naturtrainer viel zu entdecken. Der Waldmistkäfer (Anoplotrupes stercorosus) erwies sich als sehr flink.
„Wanzen haben drei Beinpaare und Asseln sieben.“ Ein Dutzend Leute hockt am Rande des Waldweges, hört aufmerksam der Studentin Charlotte Wesch zu und sucht gespannt im leicht feuchten Boden nach Leben. Es ist eine bunte Gruppe aus Jung und Alt. Einige Rentner, aber auch ein paar Teilnehmer im Studentenalter. Sie sollen verschiedene Tiere im Waldboden unter anderem anhand der Anzahl ihrer Beinpaare unterscheiden.

Mit Spaten, Küchensieben und Lupengläsern gehen die „Forscher“ auf Insektensuche. Als Identifikationshilfe nutzen sie eine Karte mit einer Artenübersicht. „Nein, da krabbelt nix“, stellt der Bundeswehrpensionär Dieter Wojanowski fest und schüttet den Inhalt des kleinen Plexiglases mit dem Lupendeckel wieder auf den Boden. Die Bodenexkursion im Weisshauswald ist Teil der Naturtrainerausbildung des Naturschutzbundes (NABU) in der Region Trier. Die Fortbildung richtet sich vornehmlich an Menschen der Generation 50 plus und hat das ehrenamtliche Engagement der Teilnehmer zum Ziel. Die Naturtrainer sollen in Partnerkindergärten eine Umweltausbildung anbieten.

Erfahrung älterer Menschen

„Viele Kinder kommen in ihrem Alltag nur noch selten mit Natur und Umwelt in Kontakt“, stellt Corinna Albert vom NABU fest. Dabei sei für Kinder das Erleben von Natur und das Begreifen der Umwelt eine „wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung wichtiger Kompetenzen wie zum Beispiel soziale, motorische oder kommunikative“.

Besonders ältere Menschen hätten aus ihrer Lebenserfahrung eine breite Kenntnis der Natur und könnten wichtige Partner für Kindertagesstätten werden. Gleichzeitig entstände hieraus ein generationsübergreifender Dialog. „Deshalb bietet der NABU Trier im Auftrag der Landeszentrale für Umweltaufklärung die Ausbildung zum Naturtrainer an“, so Albert. Seit März bildet der NABU Trier 13 Teilnehmer in acht vierstündigen Workshops zu Naturtrainern aus. Das Haus des Waldes im Weisshauswald dient als Ausbildungsort. Den Anstoß gab die städtische Revierförsterin Kerstin Schmitt, schließlich sei man nirgendwo in der Stadt näher an der Natur als im Weisshauswald. Die große Blockhütte ist von zahlreichen Wanderwegen umgeben und in der Nähe befindet sich ein Tiergehege.

Natur spielerisch umsetzen

Die 13 Teilnehmer lernen, wie Kindern die Natur spielerisch vermittelt werden kann. „Wir nehmen die Dinge aus der Natur auf und setzen sie um“, beschreibt Ausbilderin Elsbeth Winkler ihre Arbeit. Das Programm besteht aus Rollenspielen, Sinnesspielen, Bauen und Wissensvermittlung.
An diesem Vormittag geht die Gruppe nach einem Aufwärmspiel auf Bodenexkursion. Auf dem Weg in den Wald sollen die Teilnehmer Gegenstände aus der Natur einsammeln, die nachher als Geschenke an die Bewohner des Waldes dienen. Sie sind märchenhafte Wesen wie Elfen und Zwerge. Auf dem Weg in den Wald blickt Brigitta Berger-Hülsmann, Altenpflegerin aus Bitburg, konzentriert auf den Boden. Sie ist auf der Suche nach farbenfrohen Blättern, die am Ende des Vormittags kreativ gestaltet werden sollen.

Orientierung an den Jahreszeiten

Der Inhalt des Naturunterrichts orientiert sich an den Jahreszeiten. Im Herbst bietet sich das Farbenspiel und Blätterabwerfen der Bäume an. Ausbilderin Elsbeth Winkler stellt kindgerechte Fragen wie: „Warum werfen die Bäume im Herbst ihre Blätter ab, haben die keine Lust mehr oder einfach keine Winterjacke?“ Die Gruppenmitglieder bekommen auch Hausaufgaben auf, meist die Vorbereitung von kleinen Spielen, die sie bis zum nächsten Workshop bearbeiten.

Die künftigen Naturtrainer haben sich aus den verschiedensten Motiven zur Fortbildung und zum ehrenamtlichen Engagement entschieden. Dieter Wojanowski aus Konz ist seit vielen Jahren in der Jugendarbeit tätig. So nimmt er auch am Kreis der Lesepaten teil und war lange Zeit als Sportleiter aktiv.

Kontakt mit Menschen wichtig

 Als er durch die Presse auf die Naturtrainerausbildung aufmerksam wurde, hatte er gleich Interesse. „Mir war der Kontakt mit Menschen schon immer wichtig“, stellt er fest. Nachdem er sein Wissen über die Natur wieder aufgefrischt hat, möchte er zunächst einige Male in Kindergärten hospitieren. Als er das Konzept dem Kindergarten in Konz vorgestellt hat, wurde es sehr positiv aufgenommen. „Dann möchte ich einmal im Monat in den Kindergarten gehen und bei den Kindern das Interesse an der Natur wecken“, bekundet der Rentner.

Walter Koch, ebenfalls im Ruhestand, hat die Naturtrainerausbildung vor drei Jahren absolviert und berichtet den jetzigen Teilnehmern von seinen Motiven und Erfahrungen: „Ich möchte den Kindern vermitteln, dass wir von der Natur abhängig sind und nicht die Natur von uns.“ Es sei nicht immer ganz einfach, aber „eine dankbare Sache“, bemerkt Koch. Die künftigen Naturtrainer gehen ab diesem Herbst in die Kindertagesstätten.