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07.09.2021

Kicken mit einem Bein

Gruppenbild: Spieler der Amputierten-Fußball-Bundesliga gemeinsam mit Vertretern aus Stadt und Politik, unter anderem mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Oberbürgermeister Wolfram Leibe
Ministerpräsidentin Malu Dreyer und OB Wolfram Leibe (Mitte) sahen bei den Fußball-Inklusionstagen auf dem Viehmarkt spannende Zweikämpfe. Foto: Carsten Kobow.
Drei Tage spannende Einblicke und sportliche Spitzenleistungen – das bot die Premiere der Fußball-Inklusionstage der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die vergangene Woche auf dem Viehmarkt stattfanden. Die Veranstaltung zeigte den Gästen die enorme Bandbreite des Handicap-Fußballs.

Zum Programm der Fußball-Inklusionstage „Zusammenspiel“, die gemeinsam mit der Stadt Trier und dem Fußballverband Rheinland realisiert wurden, gehörten der zweite Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga und erste Partien der neugegründeten Amputierten-Fußball-Bundesliga ebenso wie auch ein inklusives Walking-Football-Turnier.

Christian Heintz, Projektleiter bei „Anpfiff ins Leben“, erläutert: „Tempodribblings, Kopfbälle und sogar Fallrückzieher – das alles sieht man bei unseren Spielen. Amputierten-Fußball ist Rasanz.“ Der Unternehmer Dietmar Hopp hatte den Verein 2001 zum Zwecke der Jugendförderung gegründet. Seit 2015 gehört die Unterstützung für Menschen mit einer Amputation zum Aufgabenfeld. Durch die Amputierten- Bundesliga „wollen wir nun mehr Öffentlichkeit erreichen“, sagt Heintz. Außerdem sollen mehr Amputierte zum Fußballspielen ermuntert werden, denn vorerst spielen mit Anpfiff Hoffenheim, Fortuna Düsseldorf und der Spielgemeinschaft Nord-Ost erst drei Mannschaften in der Liga.

Wink des Schicksals

Christian Heintz verlor vor mehr als zehn Jahren den linken Unterschenkel als Folge eines Autounfalls. Ein Leben lang hatte er begeistert Fußball gespielt, zur Zeit des Unfalls für eine Mannschaft in der Verbandsliga. „Klar bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Aber zwei Tage nach meinem Unfall sah ich diesen Flyer, in dem über Amputierten-Fußball informiert wird. Das war wie ein Wink des Schicksals. Heute empfinde ich mehr Freude am Fußball als früher auf zwei Beinen“, betont der Sportler. Die Prothesen werden während des Kicks abgeschnallt, die einbeinigen Spieler bewegen sich, gestützt auf ihre Krücken, mit verblüffender Schnelligkeit über den Platz.

Davon überzeugten sich auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer und OB Wolfram Leibe. Sie zeigten sich begeistert von den sportlichen Leistungen, die am Wochenende geboten wurden. Dreyer betonte: „Die allergrößte Angst von Menschen mit einer Behinderung ist es, nur noch über diese Behinderung wahrgenommen zu werden. Wir müssen in unserer Gesellschaft noch besser verstehen, dass wir einen Menschen nicht über die Behinderung definieren, sondern darüber, was jemand zu leisten im Stande ist.“