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22.02.2011

Kein Theater-Programm durch private Anbieter

Thomas Egger.
Thomas Egger.
Nicht nur das Geschehen auf der Bühne, auch der marode Zustand des Trierer Theaters sorgt für Schlagzeilen. Die Rathaus Zeitung (RaZ) unterhielt sich mit Theaterdezernent Thomas Egger.

RaZ: Das Thema „Theater-Sanierung“ ist nicht neu und steht seit langem auf dem „Spielplan“. Sie haben es sozusagen von Ihren Vorgängern übernommen. Wie ist der Sanierungsstand und mit welchen Kosten ist zu rechnen?

Egger: Wir müssen zwei Bereiche unterscheiden: Zum Einen Brandschutz und sicherheitstechnische Maßnahmen, die wir noch in diesem Jahr umsetzen wollen, um den Spielbetrieb aufrecht erhalten zu können. Hierzu liegt jetzt ein neues Brandschutzkonzept vor, das möglicherweise zu Einsparungen gegenüber unseren bisherigen Planungen führt. Hieran wäre mir deshalb sehr gelegen, weil wir damit – zumindest teilweise – den behindertengerechten Zugang des Theaters finanzieren und schneller umsetzen könnten. Der zweite Bereich ist die Generalsanierung, die in ersten Schätzungen mit über 20 Millionen Euro gehandelt wird. Hierzu wurde jetzt in einem ersten Schritt das so genannte Lastenheft erarbeitet. Es gibt Auskunft über die Mängel am Gebäude sowie die funktionsbedingten Mängel und Prozesskosten.

Nun wurde in der zurückliegenden Woche öffentlich darüber spekuliert, dass das Theater von privaten Investoren saniert werden könnte. Heißt das, dass Sie auch mit dem Gedanken spielen, das Drei-Sparten-Haus am Augustinerhof zu privatisieren?

Nein, überhaupt nicht! Man muss hier sauber zwischen der Sanierung des Gebäudes und dem Theaterbetrieb als solchem unterscheiden. Im Hinblick auf die gesamtstädtische Haushaltslage bezweifle ich, ob die Stadt in der Lage ist, auch mit Hilfe des Landes die Investition zu tragen, da damit erhebliche Belastungen unseres Kreditvolumens einhergingen. Mit der Sanierung allein wäre es auch nicht getan. Wir müssen jährlich in den Bauunterhalt investieren oder entsprechende Rückstellungen bilden, um nicht in einigen Jahren schon wieder vor einem Sanierungsstau zu stehen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese konsequente Haushaltsdisziplin nicht durchzuhalten war. Wir haben einfach zu viele solcher Baustellen und Haushaltslöcher. Deshalb macht es Sinn, die Baulast auf einen privaten Investor zu übertragen. Er würde vertraglich verpflichtet, das Gebäude zu sanieren und auf einen Zeitraum von etwa 20 Jahren in Schuss zu halten. Die Stadt wäre dann Mieter und weiterhin allein für den Betrieb verantwortlich.

Ist keine andere Refinanzierung denkbar?

Von der Verpachtung der Gastronomie vielleicht abgesehen, kann ich mir realistisch nicht vorstellen, dass ein Inves-tor das Risiko einer Refinanzierung über die Einnahmen des Theaters eingehen möchte. Nein, er wird vertraglich dafür Sorge tragen, dass er einen fest planbaren Mietzins erhält, der das Projekt für ihn rentabel macht. Die Stadt trägt weiterhin das wirtschaftliche Risiko des Theaterbetriebes und muss, wie schon jetzt, auf eine ordentliche Einnahmesituation achten. Die Sorge, ein privater Investor würde sich künftig in die Programmgestaltung einmischen, ist aber völlig unbegründet.

Welche Schritte sind konkret für die nächste Zeit geplant?

Bislang liegt das Lastenheft zwei interessierten Investoren vor. Wir werden in den kommenden Monaten darüber verhandeln, ob und  unter welchen Bedingungen sich diese die Übernahme des Projektes vorstellen können. Von einem Vertragsschluss sind wir noch Meilen entfernt, da sicherlich auch strukturelle Überlegungen in den Verhandlungen zutage treten werden, die mit den städtischen Gremien rückgekoppelt werden müssen.

Wie steht es mit den Plänen, das marode Theater am Augustinerhof abzureißen und womöglich an einer anderen Stelle ein neues modernes Haus zu bauen?

Von Plänen würde ich nicht sprechen, es ist eher eine Idee, die zudem nicht neu ist. Zugegebenermaßen besitzt diese Vorstellung einen gewissen Charme, wenn man an so manche Entwicklung im Trierer Westen denkt, und sollte sich im Zuge der weiteren Überlegungen zeigen, dass sich hier eine ernst zu nehmende Alternative auftut, dann werde ich auch nicht davor zurückschrecken, die städtischen Gremien damit zu konfrontieren. Meine Aufgabe ist es, für das Trierer Theater eine optimale Lösung zu entwickeln. Da muss man in alle Richtungen denken dürfen. Dies gilt auch für den bisherigen Standort.

Ist bei einer Sanierung mit einer vorübergehenden Schließung des Theaters Am Augustinerhof zu rechnen und wie soll diese Zeit überbrückt werden?

Ich denke schon, dass man an einer Schließung nicht vorbei kommt, um die Gesamtsanierungszeit abzukürzen. Wie diese Zeit überbrückt werden wird, ist aber noch offen. Es gab schon Überlegungen, ein Theaterzelt aufzubauen. Aber vielleicht haben wir ja noch andere Alternativen und vielleicht mischen wir einfach einige der Überlegungen. Wir haben noch ausreichend Zeit zu planen, bis das akut wird.

In Heidelberg gab es Bürgeraktivitäten und einen Großsponsor, die Millionen zusammentrugen, um das Theater wieder auf Vordermann zu bringen. Was halten Sie davon?

Eine sehr gute Aktion. Zwar sind die Strukturen – auch wirtschaftlich - in Heidelberg nicht ganz vergleichbar mit denen hier in Trier. Dennoch wird es einen Versuch wert sein, auch hier in der Region eine solche Aktion zu starten. Und ich werde sicherlich auch mit der Landesregierung und auch den umliegenden Landkreisen das Gespräch suchen, ob und inwieweit sie sich in die Sanierungsbemühungen, besser aber noch in die laufenden Betriebskosten, einbringen können.

Das Gespräch führte Hans-Günther Lanfer