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26.01.2016

"Kein rationales Fördersystem"

Das Theater Trier gibt weniger aus, als vergleichbare Häuser in Rheinland-Pfalz. Auch auf der Einnahmenseite macht es eine vergleichsweise gute Figur. Dennoch: Zuschüsse des Landes und der Stadt in hohem Ausmaß sind unverzichtbar, um den Betrieb am Laufen zu halten. Diese und weitere Erkenntnisse präsentierte Dieter Hardes, Professor für Ökonomie, auf Initiative der FWG dem Kulturausschuss.

Bei den Betriebsausgaben je Besucher in der Spielzeit 2013/14 liegt Trier mit knapp 128 Euro unter dem Durchschnitt in Deutschland (136,50 Euro). Auch die Theater in Kaiserslautern, Koblenz und Saarbrücken haben mit jeweils knapp 170 Euro je Besucher höhere Betriebsausgaben als das Trierer Theater. Ebenso Mainz mit 140 Euro je Besucher. Laut Hardes erscheint das Ausgabenniveau dieser Theaterstädte in Rheinland-Pfalz und dem Saarland im Vergleich mit anderen Theatern in Deutschland vergleichsweise hoch. Lediglich das Trierer Theater liegt mit seinen Ausgaben unter dem Durchschnitt. Hardes führte dies auf einen höheren Spardruck in der Moselmetropole zurück.

Auch auf der Einnahmenseite macht das Trierer Theater eine bessere Figur als die anderen untersuchten Häuser: 13,4 Prozent der Brutto-Betriebsausgaben konnten durch den Kartenverkauf vereinnahmt werden. In den Theatern der anderen untersuchten Städte ist dieser Wert geringer: In Mainz konnten nur 10,7, in Koblenz und Saarbrücken jeweils 11,3 und in Kaiserslautern 12,7 Prozent der Ausgaben eingespielt werden. „Im Umkehrschluss bedeuten diese Ergebnisse, dass zwischen 89 und 87 Prozent der Betriebsausgaben der öffentlichen Theater durch Zuschüsse oder Zuweisungen öffentlicher Haushalte ausgeglichen werden mussten. Aus finanzwissenschaftlicher Sicht zeigt sich somit, dass die kulturellen Dienstleistungen der öffentlichen Theater Güter mit sehr geringer Eigenfinanzierung bilden“, schreibt Ökonom Hardes in seiner Auswertung. Bemerkenswert sind für ihn die einerseits – mit Ausnahme Triers – relativ hohen Ausgaben der Theaterstädte in Rheinland-Pfalz und dem Saarland und andererseits relativ geringen Einspielergebnisse zwischen zehn und 13 Prozent. Liegt der Bundesdurchschnitt hier doch bei 18,4 Prozent.

Zuschüsse von Land und Stadt

Um die Betriebsausgaben der Theater zu decken, müssen die geringen Einspielergebnisse durch Betriebszuschüsse aus den öffentlichen Haushalten aufgestockt werden. Dies geschieht durch Zuschussmittel des Landes und der Kommunen. Hardes Analyse ergibt folgendes: „Je höher die Betriebsausgaben der Theater, desto höher werden – bei geringen Einspielergebnissen – die erforderlichen  Betriebszuschüsse der öffentlichen Haushalte sein.“ Diese liegen in Koblenz bei 185 Euro je Besucher, in Kaiserslautern bei 134, in Mainz bei 122, in Ludwigshafen bei 118 und in Trier bei 104 Euro je Besucher. Das Land übernimmt hiervon tendenziell rund die Hälfte. In Trier also knapp 52 Euro je Besucher. „Die Kulturförderung des Landes ist fehlausgerichtet und kein rationales Fördersystem“, kritisierte Hardes in der Sitzung des Kulturausschusses. Sie liefere kaum Anreize zur Förderung der Wirtschaftlichkeit der Theater. Denn Häuser mit relativ hohen Betriebsausgaben je Besucher erhielten auch höhere Finanzmittel des Landes. Auch würde im geltenden System der öffentlichen Kofinanzierung der Theater die unterschiedliche Steuer- und Finanzkraft der Theaterstädte nicht genügend berücksichtigt.

Die kommunalen Betriebszuschüsse schwanken zwischen 90 Euro je Besucher in Koblenz und 33 Euro in Kaiserslautern. In Trier bezuschusste die Stadt das Theater in der Spielzeit 2013/14 mit 52 Euro je Besucher. Dies entspricht knapp sechs Prozent der kommunalen Steuereinnahmen in Trier. In Koblenz, Kaiserslautern und Mainz sind es circa vier Prozent. Die Finanzlasten der Theaterfinanzierung in Koblenz seien, folgert Hardes, bedingt durch höhere Steuereinnahmen, leichter zu tragen als die in Trier. Ein Sonderfall ist Kaiserslautern, da die umliegenden pfälzischen Gemeinden das Theater über den Bezirkstag der Region Pfalz mitfinanzieren. Diese Kofinanzierung beträgt rund ein Drittel aller öffentlichen Betriebszuschüsse. Der Rest kommt vom Land (42 Prozent) und der Stadt (25 Prozent). Hardes sieht in diesem Modell die Zukunft der Stadttheater des Landes, die für ihn „den Charakter von Regionaltheatern mit kulturellen Versorgungsleistungen für die Bewohner des regionalen Umfelds haben.“ Eine finanzielle Beteiligung der Umlandgemeinden erscheint für ihn aus ökonomischer Sicht daher „zwingend“. Ohne diese und ohne einen weiteren finanziellen Ausgleich des Landes, so seine Folgerung, sei anzunehmen, dass ein mittelgroßes Regionaltheater „dauerhaft nicht funktionsfähig erhalten werden kann“.

Beteiligung der Landkreise?

Mit der bevorstehenden Umwandlung der Rechtsform des Theaters in eine Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) sieht Hardes die rechtliche Plattform gegeben, die eine finanzielle Beteiligung der regionalen Landkreise ermöglichen würde. Denn diese Rechtsform werde in deutschen Theaterstädten bei einer rechtlichen und finanziellen Beteiligung des regionalen Umfelds meist gewählt. Auch einzelne Mitglieder des Kulturausschusses befürworteten eine finanzielle Beteiligung der umliegenden Landkreise am Theater. Kulturdezernent Thomas Egger schätzte die Chancen hierfür jedoch äußerst gering ein: „Derzeit ist eine Beteiligung von Landkreisen an unserem Theater nicht verhandelbar“, räumte er ein. Seien doch die Landräte der Auffassung, sie würden das Theater durch den kommunalen Finanzausgleich bereits mitfinanzieren.